Das ferne Schloss. Barbara Cartland

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Das ferne Schloss - Barbara Cartland


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nach ihrer Zofe und ließ Kleider aller Art hereinbringen, um sie zu begutachten.

      »Das da will ich behalten«, entschied sie, auf ein sehr elegantes Gewand zeigend. »Das grüne nicht. Ich hatte immer das Gefühl, daß ich darin kein Glück hätte.«

      Nolita wurde nicht gefragt, was ihr gefiel oder nicht, und bald lagen Stapel von Kleidern auf dem Bett, darunter auch mehrere Kunstgebilde für den Abend, die zu tragen Nolita - davon war sie überzeugt - nie Gelegenheit finden würde.

      Sie sah auch, daß sie ihr zu groß waren, besonders in der Taille und um die Büste, aber wenn Lady Katherine das für unwesentlich hielt, stand es ihr nicht zu, es zu erwähnen.

      Wieviel Zeit wird es mich kosten, die Kleider zu ändern, dachte Nolita und sah zu, wie der Stapel wuchs.

      »Es ist auch noch eine Menge Unterwäsche da, die ich als nicht mehr gut genug für Eure Lordschaft beiseitegelegt habe«, sagte die Zofe.

      »Dann gib sie Miss Walford«, antwortete Lady Katherine. »Wir müssen auch noch feststellen, ob ihr meine Schuhe passen.«

      Sie paßten, obwohl einige davon so eng waren, daß Nolita hoffte, darin nicht weit laufen zu müssen.

      Es gab auch unzählige Handschuhpaare, die entweder zu oft gereinigt worden waren, kleine Flecken, die sich nicht mehr entfernen ließen, hatten oder einen Riß, der geschickt gestopft worden war. Aber Ihre Ladyschaft verlangte Perfektion, und deshalb kamen die Handschuhe für sie nicht mehr in Frage.

      Noch so viele andere Dinge wurden hereingeschleppt, daß Nolita die Übersicht verlor. Langsam kam ihr der Gedanke, man werde es in Sarle-Park sehr merkwürdig finden, wenn ein Mädchen, das eine Stellung als Gesellschafterin suchte, mit einem solchen Berg an Gepäck eintraf.

      Sie war jedoch überzeugt, daß ihre Tante nicht auf ihre Proteste hören würde, und schließlich, als die Zofe verkündete, daß nichts mehr da sei, sagte Lady Katherine: »Du kannst dich glücklich schätzen. Ich habe dich praktisch mit einer ganzen Aussteuer versorgt.«

      »Ich danke dir, Tante Katherine. Ich bin dir wirklich sehr dankbar.«

      »Dazu hast du auch allen Grund. Und vergiß nicht, wenn die Marquise etwas bewundert, das du anhast, wirst du ihr sagen, daß es ein Geschenk von mir ist.«

      »Ja, natürlich, Tante Katherine.«

      Lady Katherine seufzte selbstzufrieden.

      »Niemand kann in Zukunft behaupten, ich hätte nicht mein Bestes getan. Und wenn du mich enttäuscht, wie es deine Mutter getan hat, werde ich sehr böse werden.«

      »Mama ist dem gefolgt, den sie liebte«, stellte Nolita fest.

      »Ich weiß es nur zu genau. Es war äußerst unvernünftig. Jetzt kannst du selbst sehen, was dabei herausgekommen ist. Wäre dein Vater reich gewesen, hätte er es nicht nötig gehabt, mit einem unzulänglich trainierten Pferd zu fahren, und sie beide würden heute noch leben.«

      Nolita schloß kurz die Augen. Sie ertrug die Erinnerung nicht. Ihr Vater hatte sich des Pferdes wegen Sorgen gemacht. Er mußte es an diesem Abend, als sie die Gesellschaft besuchten, anspannen, weil kein anderes mehr da war. Die Wagenpferde, die er für gewöhnlich genommen hatte, hatte er in jener Woche gerade verkauft.

      »Ich wollte sie eigentlich behalten, bis Rufus fertig trainiert ist«, hatte er zu seiner Frau gesagt, »aber ich kann ein solches Angebot nicht ablehnen. Es kommt von einem Mann, der seit drei Jahren ein guter Kunde ist, und er hat es eilig.«

      »Wir werden mit Rufus schon zurechtkommen, Liebster«, hatte ihre Mutter geantwortet.

      Sie hatte zugestimmt, das wußte Nolita, weil sie wieder einmal im Ort Schulden hatten. Der Metzger hatte schon höflich angefragt, ob er eine Abschlagszahlung haben könne.

      Aber irgendetwas mußte Rufus erschreckt haben. Wild und außer Kontrolle war er die dunkle Straße hinuntergaloppiert und auf der Kreuzung in den ankommenden Zug gerast.

      Nolita mußte daran denken, daß sie von den großen Geldsummen, die Lady Katherine für ihre Kleider auszugeben pflegte, ein Jahr lang hätten leben und sich außerdem gute Pferde hätten halten können.

      Doch es war sinnlos, Vergleiche zwischen den beiden Schwestern anzustellen.

      Ihre Mutter hatte ihren Lebensstil gewählt und es nie bedauert, deshalb sollte auch sie es jetzt nicht bedauern.

      Aber sie fürchtete sich vor der Zukunft.

      »Du mußt mir helfen, Mama«, flüsterte sie, im Bett liegend, in die Dunkelheit. »Du mußt mir helfen, daß ich keinen Fehler begehe oder etwas tue, was Tante Katherine verärgern könnte.«

      Nolita sehnte sich nach dem Gefühl, ihre Mutter neben sich stehen zu haben, die ihr sagte, daß sie sich nicht zu fürchten brauche. Aber sie war allein in dem fremden Schlafzimmer, und Eros war weit weg.

      Sie schloß die Augen und versuchte zu schlafen. Sie erschauerte, nicht vor Kälte, sondern vor Angst und einem wachsenden Gefühl der Einsamkeit.

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