Alte Wege. Dr. Günther Meinhold
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Günther Meinhold
Alte Wege
Gedichte, Bilder & Geschichten
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2013
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Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
1. digitale Veröffentlichung Zeilenwert GmbH
ISBN 978-3-954888-53-5
Inhalt
MEINE LINKE SCHULTER SCHMERZT NICHT MEHR
Gedichte und Fraktale
Bereits recht einfache Computerprogramme erzeugen ästhetisch reizvolle Muster, die durch vielfache Wiederholung elementarer mathematischer Operationen scheinbar aus dem Nichts entstehen. Am populärsten sind die grafischen Darstellungen von Fraktalen, die man mit speziellen Programmen berechnet und zu Computerkunst weiterverarbeiten kann. Fraktale besitzen die Eigenschaft der Selbstähnlichkeit, die sich darin äußert, dass Teile eines Objektes dem Ganzen ähneln. Weil natürliche Objekte wie Wolken, Wasser, Pflanzen oder Felsen allesamt selbstähnliche Gebilde sind, glauben wir in den Abbildungen von Fraktalen häufig bekannte Muster zu erkennen, die obwohl weder gegenständlich noch klar umrissen, unsere Phantasie anregen und unsere Gedanken in eine bestimmte Richtung lenken. Die meisten Gedichte in diesem Buch habe ich mit fraktalen Bildern illustriert und versuche so, ihre Kerngedanken und die Stimmung einzufangen, ohne ein "wirkliches" Bild zu benutzen.
Alte Wege
Ich gehe durch die alten Gassen,
in denen ich gespielt als Kind
und finde manches Haus verlassen,
mit morschen Giebeln, schief vom Wind.
An alten Mauern wuchern Ranken,
im herbstlich bunten Blätterkleid,
die Gärten hinter ihnen sanken,
schon längst in die Vergessenheit.
Die bunten Kreisel sind verschwunden,
kein Kind hat Angst vorm Schwarzen Mann,
Bekannte hab‘ ich nicht gefunden,
gleichgültig schau‘n mich Fremde an.
Was für mich blieb sind nur Kulissen
aus einem längst gespielten Stück,
belebt noch einmal durch mein Wissen
um unbeschwertes Kinderglück.
Meine Gedanken sind wie Vögel
Meine Gedanken sind wie Vögel
gleichen Raben überm Haus,
die am Abend Kreise ziehen,
um dann plötzlich zu entfliehen
in die Dämmerung hinaus.
Meine Gedanken sind wie Vögel
steigen hoch im Morgenrot,
halten stand der trägen Strömung
kämpfen gegen die Gewöhnung,
suchend nach der Wahrheit Brot.
Meine Gedanken sind wie Vögel
gleiten nie dahin im Flug
in des Käfigs dumpfer Enge,
im Korsett der Dogmenzwänge,
lebend nur von Lug und Trug.
Meine Gedanken sind wie Vögel
machen Rast bei leichtem Schmaus
doch des Bauers gold‘ner Sattheit
leerer Phrasen seichter Plattheit
fliehen sie und fliegen aus.
Meine Gedanken sind wie Vögel
schwingen