Wassergeld. Harald Schneider
Читать онлайн книгу.Harald Schneider
Wassergeld
Palzkis vierter Fall
Zum Buch
LAND UNTER Weihnachtszeit in der Vorderpfalz. Ausgerechnet während der Weihnachtsfeier der Kriminalinspektion Schifferstadt wird Katastrophenalarm ausgelöst: Bei Altrip wurde der schmale Deich durch eine Explosion beschädigt. Teile des riesigen, direkt am Rhein gelegenen Campingplatzes „Auf der Au“ sind überflutet. Glücklicherweise gibt es nur wenige Verletzte, da sich kurz vor Weihnachten kaum noch Menschen auf dem Platz befinden.
Doch dann kündigt ein Erpresserbrief mit einer Forderung in Millionenhöhe weitere Attentate an. Und als Kommissar Reiner Palzki auch noch ein toter Schiffsführer auf dem Gelände der Schifffahrtsgesellschaft Rheingüter GmbH im Ludwigshafener Kaiserwörthhafen gemeldet wird, droht die Lage zu eskalieren. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …
Harald Schneider, Jahrgang 1962, lebt in Schifferstadt in der Metropolregion Rhein-Neckar. Der Betriebswirt arbeitet in einem Medienkonzern im Bereich Strategieplanung. Bekannt geworden ist er als Autor von Rätselkrimis und Detektivgeschichten für Kinder und Jugendliche. Seit 2008 veröffentlicht er auch Kriminalromane für Erwachsene. „Wassergeld“ ist der vierte Band seiner Serie um den beliebten Schifferstadter Kommissar Reiner Palzki.
Impressum
Die Kartendaten sind dem OpenStreetMap-Projekt entnommen und stehen unter der Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0.
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Immer informiert
Spannung pur – mit unserem Newsletter informieren wir Sie
regelmäßig über Wissenswertes aus unserer Bücherwelt.
Gefällt mir!
Facebook: @Gmeiner.Verlag
Instagram: @gmeinerverlag
Twitter: @GmeinerVerlag
Besuchen Sie uns im Internet:
www.gmeiner-verlag.de
© 2010 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung / Korrekturen: Daniela Hönig /
Doreen Fröhlich, Katja Ernst
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: aboutpixel.de /
hitzacker XI © Sven Brentrup
ISBN 978-3-8392-3492-1
Karte
Vorbemerkung
Du glaubst die ganze Welt ist dein,
Es lacht der Mund zu jeder Stund,
das kranke Herz, es wird gesund;
Komm, ich lade dich ein:
Einmal zum Rhein!
Willi Ostermann
*
Für die Mitarbeiter der Wasserschutzpolizei Ludwigshafen
*
Im Anhang befinden sich die vier Gewinnergeschichten des Rheinpfalz-Leo-Sommerkrimiwettbewerbs 2009.
1. Die Weihnachtsfeier
Es hätte so ein schöner Tag werden können.
Meine letzten irdischen Atemzüge hatte ich mir angenehmer vorgestellt. Seit Minuten rang ich verzweifelt um eine lebensnotwendige Mindestmenge an Sauerstoffmolekülen. Mein Röcheln und Stöhnen schien niemand zu bemerken. Trotz winterlicher Temperaturen lief mir der Schweiß in Bahnen über die Schläfen. Mit letzter Kraft konnte ich meinen Kopf nach rechts drehen: Würde sie sich erbarmen und mich vor dem Erstickungstod bewahren? Hatte sie überhaupt begriffen, dass ich gerade eine Nahtoderfahrung durchmachte? Verzweiflung stieg in mir hoch, als sie nur ärgerlich den Kopf schüttelte.
»Mensch, Reiner«, knurrte meine Frau Stefanie. »Einmal im Jahr werde ich wohl von dir verlangen dürfen, dass du eine Krawatte anziehst.«
Mit meinem linken Zeigefinger versuchte ich, meinen Kehlkopf von dem unsagbaren Druck zu befreien und keuchte ihr entgegen: »Bei Pauls Taufe wäre ich fast über den Jordan gegangen!«
Stefanie schüttelte erneut, immer noch recht verärgert, den Kopf. »Paul ist inzwischen sieben, falls du das vergessen hast. Es ist beschämend, dass man einem Mann, der bald 50 Jahre alt wird, die Krawatte binden muss, weil er das nicht selbst fertigbringt.«
Aufgebracht erwiderte ich: »Jetzt übertreib mal nicht so schamlos. Bis zu meinem 50. dauert es noch eine Weile. Außerdem werden Männer nicht alt, sondern nur reif.«
»Dann lerne endlich Krawatten zu binden, das hat nämlich auch etwas mit Reife zu tun«, konterte sie bissig. »Du hast deine Krawatte jetzt seit zehn Minuten an, andere Männer tragen sie den ganzen Tag.«
Schicksalsergeben konzentrierte ich mich wieder auf den Straßenverkehr. Meine Frau und ich waren unterwegs zur Weihnachtsfeier der Schifferstadter Kriminalinspektion. Die Feiern in den vergangenen Jahren waren immer recht ausgelassen gewesen. Nicht selten zogen wir zu später Stunde, tanzend auf den Bierzelttischen, in unserem Sozialraum eine wilde AC/DC-Party ab. Seit diesem Jahr war damit Schluss. Als ehemaliger kommissarischer Dienststellenleiter habe ich ungefragt einen neuen Chef vor die Nase gesetzt bekommen. Kriminaloberrat Klaus Pierre Diefenbach, der wegen seiner Initialen von allen nur KPD genannt wurde, war wegen einiger Verfehlungen vom Ludwigshafener Präsidium nach Schifferstadt aufs Land strafversetzt worden. Seit er das Regiment übernommen hatte, ist nichts mehr, wie es war. Sein Leitspruch war ›Ein Chef, der bewundert wird, ist ein guter Chef‹. Er wurde zwar mit Sicherheit von niemandem bewundert, bildete sich allerdings stets das Gegenteil ein. Zum Fiasko entwickelte es sich, als bekannt wurde, dass KPD ein wahrhaftiger Gourmet war und eine Haute Cuisine für ihn Mindeststandard bedeutete. So kam es, dass alle seine Untergebenen einen Knigge- und Kochkurs aufgebrummt bekamen, damit auf KPDs Weihnachtsfeier nichts schiefging. Sämtliche Bürgermeister des Landkreises, den Landrat und ein halbes Heer an Journalisten hatte er in das Dreisternerestaurant Tullas Erben nach Limburgerhof eingeladen. Für uns bedeutete das neben der mörderischen Anzug- und Krawattenpflicht eine mindestens zweistündige Selbstbeweihräucherungsrede von KPD.
Selbstverständlich freute ich mich, dass Stefanie neben mir saß. Heute Mittag hatte meine Schwiegermutter unsere beiden Kinder Paul und Melanie mit zu sich nach Frankfurt genommen. Erst übermorgen, am Sonntag, wird sie die beiden zurückbringen. Stefanie, die seit zwei Jahren von mir getrennt lebte, blieb dieses Wochenende bei mir. Wir freuten uns auf zwei ruhige und entspannte Tage. Es galt, Zukunftspläne zu schmieden. Kurzfristige – denn in einer knappen Woche begannen die Weihnachtsferien, sowie mittelfristige – denn Stefanie war im fünften Monat schwanger. Ich war mindestens so glücklich wie Stefanie. Selbst die mangelhafte Sauerstoffzufuhr konnte daran nichts ändern. Im neuen Jahr würde