Max Reinhardt in Leopoldskron. Gusti Adler
Читать онлайн книгу.Er schaute in dieses Kaleidoskop, freute sich daran und lauschte, unersättlich in seinem Trieb, die menschliche Seele zu ergründen, immer tiefer in sie einzudringen.
Ein Gedicht Richard Beer-Hofmanns, in ein Fremdenbuch geschrieben, das er 1923 Max Reinhardt schenkte, klingt einer Fanfare gleich in die Zukunft, die damals vor ihm lag:
Leopoldskron
Geschwundener Geschlechter stolze Wiege –
Der Dich erbaut, war Tausenden Dynast,
Die in Dir wurden, wuchsen, westen
Fern, fremd war ihnen Menschenmüh’ – und Last.
Hoch schwang ihr Weg sich! Drunten tief die Menge –
Sie selbst erlesen, irdisch, auserwählt
Zu Prunk und Festen – allem frohen Glänzen
Vom ersten Blick des Kindes an, vermählt!
Und traf sie Leid – ward ihnen Leid nicht furchtbar,
Es drang in sie – in ihnen blieb’s bezirkt;
Und froher Sinn, gab niemals Andern Frohheit,
Und all ihr Werk, – für sie nur war’s gewirkt.
– Du Haus, vergessen lang, und lang in Öde –
Ein neuer Herr geht nun durch Deine Räume –
Und wird er froh – wird froh um’s Herz es andern –
Und träumt er – wird es Tausenden, Geträume! –
Denn abendlich, nach dumpfen Tagesmühen,
Hebt, meisternd, Prospero den Zauberstab,
Wort, das sonst körperlos ums Ohr gegeistert,
Bannt er in Fleisch und Blut – und von ihm ab,
Weht starker Wille allen Staub und Moder
Gibt ihm die eingeborene Kraft zurück –
Haus – ! Schenk dem neuen Herrn Mut und Frieden –
Glück braucht er – Tausenden zu schenken, Glück!
Leopoldskron, 28. Juli 1923
Richard Beer-Hofmann
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