Die biblische Rede von Gott und die daraus entstandene Religiosität in Judentum, Christentum und Islam unterscheiden sich von anderen Weltreligionen durch ihren zentralen Bezug auf die Geschichte – von den frühen Grunderfahrungen der Abrahams-Wanderung, des Exodus über die Königs-Geschichte Israels bis hin zum Leben Jesu. Gott offenbart sich in Geschichte und Geschichte wird zum Ort der Heilsvermittlung. Bei genauerem Hinsehen stellt man jedoch fest: Katastrophen und Zusammenbrüche bilden den Hintergrund der Anwesenheit Gottes. «Apokalypse» hat von der Wortbedeutung und der literarischen Form her also ein Doppelgesicht: Sie bedeutet Offenbarung/Enthüllung, die stets mit einer katastrophischen Wende der Geschichte verbunden ist. Das Buch rekonstruiert den roten Faden biblischen Geschichtsdenkens von den alttestamentlichen Geschichtsbüchern über die Prophetie bis hin zur Apokalyptik und zu den neutestamentlichen Passionsgeschichten. Historisch-kritische Forschung zur Bibel, moderne Theologie und Geschichtsphilosophie werden dabei produktiv aufeinander bezogen.