Es geht hier um eine grundlegende Orientierung in unserer immer unübersichtlicher werdenden Welt. Im Gegensatz zur Natur, die wir dank naturwissenschaftlicher Gesetzmäßigkeiten immer besser verstehen, scheint sich die Kultur mit Politik, Wirtschaft, Recht, Ethik und Religion einer naturwissenschaftlichen Betrachtung zu entziehen. Doch auch kulturelle Systeme sind lebendige Systeme, die aus ihren natürlichen Wurzeln zu begreifen sind. Und wie alle lebendigen Systeme müssen auch sie bestimmten Prinzipien folgen, wenn sie weiterleben wollen. Denn anders als das Tier braucht der Mensch, dessen Gehirn ihn zum evolutionären Grenzgänger macht, eine lebenserhaltende Richtschnur, die ihm hilft, sich im Kontinuum der Biosphäre zu halten. Sie begegnet uns als Gesetz in Religion, Ethik und Recht und besitzt Kompaßfunktion für ein Wesen, das, wie Sartre sagt, zur Freiheit verdammt ist. Mit der Qualität dieses Gesetzes nun, das sich der freie Mensch selbst gibt, steht und fällt seine Existenz. Die in der Natur verankerte religiöse Urnorm erweist sich als das mächtige, kulturschaffende Gesetz, weil es alle entscheidenden Bedingungen biologischen Lebens enthält. Der Mensch ist ihm jahrtausendelang gefolgt. Mit seiner Hilfe gelingt es ihm, die fundamentalen Voraussetzungen allen Lebens auf kultureller Ebene wirksam werden zu lassen. Die Neuzeit aber vollzieht einen radikalen normativen Umbruch. Das differenzierende, aufbauende Gesetz weicht einer entdifferenzierenden, destruktiven Norm: der Mensch gibt sich eine egalitaristisch-sozialistische Verfassung. Dieses Gleichheitsdenken aber spiegelt letztlich nur die unheilvolle Isolation des Menschen von der Natur durch die ihm eigentümliche symbolische Sphäre (Geld, Medien, Technik), deren entfesseltes Wachstum ihm nun – hier bewahrheitet sich der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik – das Wasser abgräbt und dem entropischen Abgrund zutreibt: Ein interdisziplinäres Buch, das die wesentlichen Zusammenhänge dieser Welt deutlich macht.