Ein Leben für die Freiheit. Michael Koch

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Ein Leben für die Freiheit - Michael Koch


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geht somit der Kampf für Peltiers Freiheit und für die Rechte und Belange der Native Americans weiter. In diesem Sinne danken wir Ihnen für Ihr Interesse und heißen Sie im weltweiten Kreis der Unterstützerinnen und Unterstützer willkommen.

      In the spririt of resistance, freedom and justice

      Michael Koch, 1. September 2017

      (Möchten Sie mehr über unsere Arbeit erfahren und uns in unserer Arbeit unterstützen, dann finden Sie weitere Informationen unter www.leonardpeltier.de sowie unter https://www.facebook.com/LPSGRheinMain

       Einleitung:

      Leonard Peltier, AIM und die Geschichte von Völkermord und indianischem Widerstand (Michael Koch)

      Auf den ersten Blick scheint in Europa und somit auch in Deutschland das Interesse sowohl am Schicksal der indigenen Völker vor allem Nordamerikas als auch am indigenen Widerstand seit geraumer Zeit weitestgehend erloschen. Solidarisches Engagement für die Belange der Indigenen Mittel- und Südamerikas blieb ohnehin einer kleinen Gruppe von Menschenrechts- und Dritte-Welt-Aktivisten vorbehalten. Weit über eine Generation ist es her, als sich in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in einigen europäischen Staaten Teile der libertär-spontaneistischen Linken gerne als Stadtindianer bezeichneten, Plakate mit militanten indianischen Posen oder Sprüchen die Wohngemeinschaften vieler undogmatischer Linker schmückten und ein „Mescalero“ sich in „Buback – ein Nachruf“ öffentlich mit dem Attentat auf Generalbundesanwalt Buback auseinandersetzte. Erst der bewaffnete Konflikt in Oka, Kanada, im Jahre 1990, der über 25-jährige Widerstand gegen die Vertreibung der Navajo in Arizona aus einem Teil der gemeinsamen Hopi-Navajo-Reservation und der bewaffnete Auf- und Widerstand der Zapatisten (EZLN) seit 1994 in Chiapas, Süd-Mexiko, rückten Leben und Kampf der amerikanischen Indigenen mehr oder minder kurz in den Fokus öffentlichen Interesses. Und 2016/ 2017 sorgten die Aktionen der Protectors of Water gegen den Bau der Dakota Access Oil Pipeline weltweit für Beachtung und Solidarität. Doch nach wie vor bleibt es meist kleinen Gruppen überlassen, hier anhaltende Solidaritätsarbeit zu leisten.

      Ähnlich könnte man die Entwicklung des öffentlichen Interesses an dem Schicksal des indianischen politischen Gefangenen, Mitglied des American Indian Movement (AIM)- und Menschenrechtsaktivisten Leonard Peltier beschreiben, der aufgrund seiner niemals nachgewiesenen Schuld an dem Tod von zwei FBI-Agenten seit 1976 inhaftiert ist. Immer mal wieder flammt in den USA und weltweit der Kampf um Peltiers Freiheit auf. Die Glut und Wut, gegen seine „Geiselhaft“ massiven Widerstand zu organisieren, mögen zwar nicht erloschen sein, doch reichen sie kaum zu spektakulären Aktionen und erfolgversprechenden Strategien. Dazu kommt, dass das Wissen um die Person und den Fall Peltier im Bewusstsein vieler politisch engagierter Menschen sowohl in den USA als auch in Europa erheblich weniger präsent ist als das Wissen um den lange Jahre durch den Vollzug der Todesstrafe bedrohten ehemaligen Black-Panther-Aktivisten und engagierten Journalisten Mumia Abu-Jamal. Ins Deutsche übersetzte Kolumnen Abu-Jamals oder auch telefonische Statements anlässlich politischer Konferenzen in Europa sind seit vielen Jahren selbstverständlich. Eine gezielte Ansprache an die deutschen Unterstützer durch Leonard Peltier beschränkte sich in den letzten Jahren vorwiegend auf einige Telefonate mit dem Autor dieser Zeilen und wird erst mit Erscheinen dieses Buches auf eine neue Basis gestellt. Umso mehr freuen wir uns über Peltiers eigens für seine deutschen Unterstützer, die Autoren, Herausgeber und Leser dieses Buches geschriebene Grußwort.

      In Deutschland zeichnet sich also seit einigen Jahren eine neue Entwicklung ab. Das Schicksal des seit über vier Jahrzehnten inhaftierten AIM-Aktivisten und mit ihm auch Geschichte und Schicksal der nordamerikanischen Native Americans und deren Kampf um Freiheit, Selbstbestimmungsrechte und Würde rückt wieder mehr in den Blick sowohl einer liberalen Öffentlichkeit als auch sozialrevolutionärer Personen und Gruppen. Die Motive hierfür mögen vielschichtig sein, doch zwei Gründe tragen hierzu sicherlich entscheidend mit bei.

      Erstens: In den vergangenen sechs Jahren hat sich einerseits die Haft- und Gesundheitssituation Leonard Peltiers kontinuierlich erheblich verschlechtert. Andererseits zerschlugen sich immer wieder aufkommende Hoffnungen auf eine mögliche Begnadigung.

      Zweitens: Die Solidaritätsarbeit gerade der deutschen Unterstützungsgruppen war von Anfang an eingebunden in die weltweiten Bemühungen um Peltiers Freiheit und Unterstützung des indigenen Widerstands. Sie war aber ebenso von Anfang an assoziiert mit dem Kampf für die Freiheit Mumia Abu-Jamals; dem weltweiten Kampf gegen Todesstrafe, Folter und unmenschliche Haftbedingungen; dem Kampf gegen Atomwirtschaft und atomare Rüstung; dem Kampf gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur durch internationale Konzerne und nationale Wirtschaftsinteressen und letztlich mit dem Kampf gegen Rassismus, Nationalismus, Sexismus und autoritäre Strukturen in der Gesellschaft und bei uns selbst. Gerade diese Einbindung in unterschiedlichste soziale Kämpfe führt nun dazu, dass auch in anderen Bewegungen sich der Blick auf das Schicksal indigener Völker, deren Widerstandsaktionen und deren Aktivisten wieder öffnet.

      Das vorliegende Buch versucht eine Verbindungslinie herzustellen zwischen dem Fall von Leonard Peltier, der Entwicklung indianischen Protests und Widerstands sowie der Geschichte der versuchten Ausrottung und Unterdrückung der indigenen Völker Nordamerikas bis hin zu deren heutigen Lebensbedingungen.

      Im ersten Kapitel „Indian Wars Aren‘t Over …“ soll anhand einiger Ereignisse die Geschichte eines der längsten Genozide der Menschheit beschrieben werden. Ohne hierbei dem Anspruch auf Vollständigkeit auch nur annähernd nachkommen zu wollen, so soll dieses Kapitel dazu beitragen zu verstehen, weshalb indianischer Widerstand des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts gegenüber unseren europäisch tradierten bürgerlichen und vor allem sozialrevolutionären Vorstellungen z. B. von Sozialismus, Kommunismus oder Anarchismus sperrig war, ist und wohl auch bleiben wird.

      Im zweiten Kapitel „Von Red Power zu AIM“ wird neben der Darstellung einiger wichtiger Stationen des erwachenden Kampfes für indianische Rechte und Souveränität dieser Aspekt nochmals aufgegriffen. Außerdem befasst sich ein Unterkapitel mit der vorherrschenden männlichkeits- und männerdominierten Geschichtsschreibung des indianischen Widerstands. In einem kurzen Beitrag soll auf die wichtige Rolle der Frauen im indianischen Widerstand, aber auch in den Kämpfen um die Organisation des Überlebens im Reservationsalltag näher eingegangen werden.

      Kapitel 3 zeichnet Kindheit, Jugend und die Politisierung des jungen Peltier bis zu jenem Zwischenfall bei Oglala nach, für den er seit 1976 inhaftiert ist.

      Kapitel 4 und 5 befassen sich mit der Situation rund um die Pine Ridge Reservation im Zeitraum zwischen 1973 und 1975, einschließlich des tödlichen Schusswechsels zwischen FBI-Agenten, BIA-Polizei und anderen Polizeigruppen einerseits und Anwesenden eines AIM-Camps andererseits. Auch hier gilt wieder: Wer nicht wenigstens eine Ahnung von dem hat, was in den Jahren vor und nach der Besetzung von Wounded Knee in und um die Reservation herum geschah, der/die wird sich kaum ein richtiges Bild über die Gründe bewaffneter Gegenwehr bei dem plötzlichen überfallartigen Auftauchen der FBI- Agenten in dem AIM-Camp machen können.

      Kapitel 6 beschreibt dann den Prozess, die Rechts- und die Haftsituation Peltiers, wobei der zentrale Fokus auf der Entwicklung der vergangenen Jahre seit 2009 und aktuell auch auf der Begnadigungsablehnung durch Barak Obama 2017 liegen wird.

      Kapitel 7 nimmt anhand ausgewählter Aspekte eine schlaglichthafte Beschreibung des „Reservationsalltags“ in der Pine Ridge Reservation und anderen Armutsreservationen vor, eines Alltags, der einerseits Native Americans motiviert und mobilisiert, sich für ihre Rechte und Belange einzusetzen, andererseits ein Elend perpetuiert, dass viele Menschen in Resignation, Apathie, Selbstzerstörung und Gleichgültigkeit gefangen hält


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