Textlinguistik. Группа авторов

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das Kognitive etc. nur bedingt im Blick. Folgt man diesem „transphrastischtransphrastisch“ genannten Ansatz, so betrachtet man Texte als miteinander verbundene Ketten von Sätzen, die folglich mit demselben Instrumentarium beschrieben werden können, das man auch für Sätze verwendet (siehe ausführlich Kap. 3). Das entspricht in etwa dem Merkmal der KOHÄSION bei Beaugrande/Dressler. Die Autoren nennen als geläufige Mittel der Herstellung von Kohäsion u.a. Tempus, Aspekt, Junktion, Satzperspektive, PronominalisierungPronominalisierung, RekurrenzRekurrenzSemrekurrenzRekurrenz, Parallelismen und geben folgende Definition:

      Das erste Kriterium [der Textualität, U.F.] wollen wir KOHÄSION nennen. Es betrifft die Art, wie die Komponenten des OBERFLÄCHENTEXTES, d.h. die Worte, wie wir sie tatsächlich hören oder sehen, miteinander verbunden sind. Die Oberflächenkomponenten hängen durch grammatische Formen und Konventionen voneinander ab, so daß also Kohäsion auf GRAMMATISCHEN ABHÄNGIGKEITEN beruht. (Beaugrande/Dressler 1981: 3f.)

      Wie oben schon angesprochen, kann bereits dieses erste Kriterium, verstanden als die grammatische Verknüpfung von Komponenten des Textes auf der Textoberfläche, durchaus unvollkommen realisiert sein, ohne dass wir als Rezipienten auf die Idee kämen, dadurch den Textcharakter der zur Rede stehenden Satzfolge in Zweifel zu ziehen. Denken wir nur an Texte, für die das reine Aneinanderreihen von Wörtern nichts Ungewöhnliches ist, denen morphologisch-syntaktische Elemente der Kohäsion ganz oder teilweise fehlen können, wie das z.B. in Gedichten der Moderne oder in Werbetexten der Fall sein kann. Das Kriterium der KohäsionKohäsion wäre in diesen Fällen nur unvollständig bzw. bei einem engen Verständnis von Grammatik als System morphologischer und syntaktischer Regeln gar nicht erfüllt. Ist ein solcher Text wirklich zwangsläufig nicht-kommunikativ und damit streng genommen kein Text mehr? Hat er uns nichts zu sagen? Das würden wohl alle in unserer Kultur aufgewachsenen und mit Literatur vertrauten Sprachteilnehmer bestreiten. Wir finden die Lösung bei Beaugrande/Dressler selbst. Die Autoren nehmen ihre strikte Feststellung partiell zurück, indem sie deutlich machen, dass sie ‚Textkohäsion‘ wesentlich weiter fassen als das, was man unter ‚Textsyntax‘ oder ‚Textgrammatik‘ versteht.

      Diese Erweiterung besteht aus zwei Faktoren: der Operationalisierung syntaktischer oder grammatischer Strukturen in der realen Zeit und der Interaktion der Syntax oder Grammatik mit anderen Faktoren der Textualität. (Beaugrande/Dressler 1981: 87)

      Wenn wir wissen, was das ist, was auf der Textoberfläche die Sätze so miteinander verknüpft, dass man sie als Einheit erlebt, haben wir erst den innersten (und auch engsten) Bezirk des TextsortenwissensTextsortenwissen erfasst, seinen – natürlich auch heute noch – unentbehrlichen Kern. Um diesen Kern herum legen sich nun wie Ringe weitere Areale von Wissensbeständen, ohne die man mit Texten auch bei Kenntnis aller Oberflächenverknüpfungen nicht umgehen könnte: Wissen über textsemantische Beziehungen und textthematische Strukturierungen, die die Texteinheit konstituieren und das Handeln mit Texten erst ermöglichen, Wissen über die kommunikative Eingebettetheit der Texte und ihre kognitiven Bezüge, ihren semiotischen Charakter und schließlich über ihre kulturelle Geprägtheit und damit über ihre Textsorten.

      1.3.2 Text als semantisch-thematische Einheit

      Die erste Erweiterung des Textbegriffs ist die um seine semantisch-thematische Qualität. Hier geht es um die Kategorie der KOHÄRENZKohärenz, wie KohäsionKohäsion ein textgebundenes Phänomen, das aber bereits über rein Sprachliches hinausgeht. Beim Rezipieren des Textes müssen Konzepte („Konstellationen von Wissen“, Beaugrande/Dressler 1981: 5) und Relationen zwischen diesen Konzepten, die dem Text in seiner Tiefenstruktur zugrunde liegen, aktiviert werden. Voraussetzung für gelingende Sinnherstellung ist, dass die Konzepte, d.h. die Wissenskonstellationen, den Sprachteilnehmern, d.h. Produzenten und Rezipienten, gemeinsam bekannt sind.

      Kohärenz ist nicht bloß ein Merkmal von Texten, sondern vielmehr das Ergebnis kognitiver Prozesse der Textverwender. Die bloße Aneinanderreihung von Ereignissen und Situationen in einem Text aktiviert Operationen, welche Kohärenzrelationen erzeugen oder ins Bewusstsein zurückrufen. (Beaugrande/Dressler 1981: 7)

      Kohärenz muss nicht zwingend auf der Textoberfläche repräsentiert sein. Fehlt die sprachliche Repräsentation der Zusammenhänge, wird der Rezipient diese selbst herstellen, indem er sein WeltwissenWeltwissen einbringt. Im Fall des folgenden Beispiels handelt es sich um einen kausalen Zusammenhang, den wir alle aufgrund unseres AlltagswissensAlltagswissen mühelos herstellen:

      (1–1) Er hatte den Schlüssel vergessen und rief den Schlüsseldienst an.

      Mit dieser Beschreibung ist zwangsläufig der Gedanke verbunden, dass die semantische Einheit eines Textes auch eine Hervorbringung des Rezipienten ist, der nicht nur die Oberflächenstruktur erfassen, sondern auch herausfinden muss, was unter dieser liegt, der durch die Interaktion zwischen den im Text angebotenen Informationen und seinem WeltwissenWeltwissen Sinn erzeugt. Als ein Textualitätskriterium, das hier gebraucht wird, gilt das auf der Rezipientenseite angesiedelte Kriterium der AKZEPTABILITÄTAkzeptabilität. Gemeint ist damit die Bereitschaft des Rezipienten, einen Text als kohäsiv, kohärent und intentional anzusehen, also eine inhaltliche Einheit anzunehmen, die sich nicht durchweg aus den auf der Textoberfläche vorhandenen Zeichen ablesen lassen muss, sondern die sich auch durch das Füllen von Lücken herstellen kann.

      Akzeptabilität ist das einzige rezipientenbezogene Kriterium und darum von besonderer Relevanz. Alle anderen Kriterien beziehen sich auf die Textproduktion. Im Sinne der Verstehenspsychologie heißt der Umgang mit Akzeptabilität, dass „Sinnkonstanz“ hergestellt wird (Hörmann 1987), d.h., dass ein sinnvoller Zusammenhang erschlossen wird, der über die in der Äußerung kodierten Informationen hinausreicht. Ein Vorgang, der angewiesen ist auf den dem Rezipienten vertrauten Horizont des „Allgemein-Sinnvollen“ (Hörmann 1976: 206). Das Herstellen semantischer Textzusammenhänge kann demnach – da folgt die Textlinguistik der Verstehenspsychologie – nicht gefasst werden als die schlichte Dekodierung sprachlicher Zeichen, sondern es muss als ein konstruktiv-schöpferischer Akt betrachtet werden, der über die sprachlichen Zeichen hinausreicht und Bezug nimmt auf die Welt, die Intentionen des Produzenten und den eigenen Erfahrungshintergrund (siehe Kap. 13). Die Einsicht, dass die sprachlichen Zeichen keine Eins-zu-Eins-Entsprechung zu ihren gedanklichen Inhalten haben, dass sie in ihrer Bedeutung in vieler Weise offen sein können und über sich selbst hinaus auf die Welt verweisen, in der sie gebraucht werden, gehört zum gesicherten Wissen der Textlinguistik.

      ‚Welt‘ wird hier zum einen verstanden als die Realität, in der die Kommunizierenden handeln, zum anderen aber auch, mit Blick auf literarische Texte, als die fiktionale Welt, in der die Zeichen etwas bedeuten, was möglicherweise mit ihrem Bedeuten im nicht-fiktionalen Text nichts zu tun hat (siehe auch 6.2.1).

      Liegt bei dem eben dargestellten linguistischen Konzept von Text als Sinnangebot der Schwerpunkt auf der Zeichenhaftigkeit der Texte, so findet man ihn bei der Auffassung von Texten als Resultaten verschiedener Arten thematischer EntfaltungEntfaltung, thematischeThemenentfaltungEntfaltung, thematische eher beim Handlungscharakter, der Texten zugeschrieben wird. Die Entfaltung des Themas wird, das ist der Ausgangspunkt, wesentlich durch situative Faktoren beeinflusst. Durch sich immer wiederholende Faktoren der jeweiligen Kommunikationssituation haben sich kulturell bestimmte Grundformen der Verknüpfung von Propositionen bzw. Propositionskomplexen herausgebildet, die, sofern sie dominieren, den Charakter von Textsorten mitbestimmen (siehe hierzu ausführlich Kap. 4).

      1.3.3 Text und Handeln

      Die Betrachtungen von Text und Syntax, Text und Semantik oder Text und Thema, wie sie bis jetzt angesprochen wurden, reichen nicht aus, um das Wesen des Textes zu erfassen. Es legt sich ein weiterer Ring um den „transphrastischentransphrastisch Kern“ und den Ring semantisch-thematischen Wissens. Grund für diese Erweiterung des Blickwinkels ist die oben schon angesprochene Einsicht, dass der Text eine Einheit sui generis mit eigenen, von den Regeln des Satzes unterschiedenen Regularitäten ist und dass unter diesen Umständen eine nur textinterne Betrachtung nicht genügen kann. Wenn Texte in HandlungenHandlungAnschlusshandlungHandlungDiskurshandlungHandlungHerstellungshandlungHandlungSprachhandlungHandlungTexthandlungHandlung eingebettet bzw. an ihnen beteiligt


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