Justice justified. Kendran Brooks

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Justice justified - Kendran Brooks


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Einführung oder Anleitung, ohne teure Kurse und anmaßende Coachs völlig selbstständig und augenblicklich auf dem Rücken eines Pferdes für sich gewinnen konnte.

      Jules wandte sein Pferd zu einem Hügel auf der rechten Seite der Straße hin, stieg ab und führte es am Zügel zwischen Sträuchern, Felsen und rutschender Erde hinauf. Von oben herab bot sich ihm ein weiter Blick über das gesamte Tal und die daran anschließende, weite Ebene. Er suchte die Trasse der Zugschienen, ausgehend vom Bahnhof in Raton, verlor den Strang jedoch hinter einem Hügelzug rasch aus den Augen. Eine Diesellok kam gemächlich um die Biegung herum gestapft, ließ ihr dumpfes Horn warnend und warm zugleich ertönen, fuhr mit kaum zehn Güterwagons an ihrem Rücken in Richtung Bahnstation.

      Die anderen in der Gruppe hatten den Ausflug von Jules bemerkt und waren im Schritt weiter geritten, während Jules immer noch auf der Höhe träumerisch verharrte und die Landschaft weiter betrachtete. Er sah gegenüber seinem Standort einige günstig gelegene Stellen, wo sich damals Apachenkrieger verbergen und beinahe gefahrlos auf vorbeiziehende Fahrzeuge und Reisende schießen konnten. Der Berghang lag kaum hundert Meter von der alten Passstraße entfernt, wurde von ihr durch eine tiefe Schlucht getrennt, bot zahlreiche Verstecke und gute Deckung für Angreifer. Ja, hier hatten sie gelauert, die Krieger von Cochise und Geronimo, die Kämpfer für ihre Freiheit, die schlimmsten Guerillas ihrer Zeit.

      Mei, Chufu, Alabima und Alina waren mittlerweile stehen geblieben, schauten zurück und warteten auf ihn, winkten ihm auffordernd zu. Jules saß auf und trat mit den Stiefelfersen seinem Reittier sanft aber auffordernd gegen die Flanken und schnalzte dazu mit der Zunge, bewegte leicht die Zügel und ruckte sein Becken auffordernd nach vorne. Das Pferd suchte sich seinen Weg selbstständig, stieg vorsichtig den Hang hinunter zur Straße, rutschte ein Stück mit steifen Beinen, fiel unten sogleich in einen leichten Trab, sorgte für raschen Anschluss an die Gruppe.

      Pferde waren damals vor allem Arbeitstiere gewesen, wurden weder geschont noch besonders gepflegt. Erreichten sie gesund ein höheres Alter, so wurden sie trotzdem gegen jüngere ausgewechselt, so wie ein Handwerker sein abgenutztes Werkzeug austauschte. Bereits für dreißig Dollar, etwas mehr als einen Monatslohn eines Cowboys, bekam man damals ein durchschnittliches Reittier. Wahrscheinlich lag darin der wahre Grund, warum so viele moderne Menschen ihr Auto hegten und pflegten. Denn ihr modernes Fahrzeug hatte weit mehr als einen Monatslohn gekostet, in manchen Fällen mehr als der Verdienst eines ganzen Jahres. War das Ausdruck fürs Anbeten des Mammons? Die Zurschaustellung des wirtschaftlichen Erfolgs im Leben? Oder doch bloß ein andauernder Selbstbetrug in Form von Eigenliebe? Narzissmus im Spiegel der Technik?

      Auch das Zureiten der jungen oder wild gefangenen Pferde war kein Zuckerschlecken gewesen, weder für das Tier noch für den Menschen. Hollywood verklärte auch diese Arbeit zu einer Art von Freizeitvergnügen der Cowboys, wo die Ranch-Mannschaft sich fröhlich um den Corral versammelte und dem Kandidaten auf dem Gaul zuwinkten und ihn anfeuerten. In Wahrheit wurde der Hals des Pferdes mit einem kurzen Seil an einem niedrigen Pflock festgezurrt, so dass es seinen Kopf nicht hochwerfen konnte. Zudem band man seine Vorderbeine mit einer Fessel eng zusammen. Manchmal stülpte man ihm zusätzlich eine Wolldecke über die Augen, um ihm die Orientierung zu erschweren. Erst dann wurde es aufgezäumt und gesattelt. Der Zureiter stieg auf das Tier, das aufgrund der Fesseln kaum bocken konnte, am Hochsteigen durch den Pflock, am Herumwerfen durch die Beinfesseln gehindert wurde. Und so fügten sich die meisten Tiere rasch einmal, wurden bei anhaltendem Ungehorsam auch mal in die empfindlichen Ohren gekniffen oder man bearbeitete ihre Flanken mit spitzen Sporen. Es war kein Zureiten, sondern ein Einbrechen.

      Warum sollte sich der Zureiter auch einer unnötigen Gefahr aussetzen? Falls er sich etwas brach, bezahlte ihm niemand den Arbeitsausfall. Damals gab es noch keine Versicherungen und nur funktionierende Arbeiter erhielten auch Geld. Die Härte des Lebens unter den Menschen hatte sich bestimmt auf ihr übriges Umfeld ausgewirkt, mochten es Tiere, Pflanze oder Lebensraum sein. Denn wer sich nicht selbst behauptete, ging in dieser Welt ganz einfach zugrunde. Und wer auf die Mildtätigkeit der Menschen hoffte oder angewiesen war, hatte in der Regel auf Sand gebaut.

      Wenn das Pferd erst einmal eingebrochen war und den Reiter auf seinem Rücken duldete, musste man es für den täglichen Arbeitseinsatz ausbilden und abhärten. Beispielsweise erschreckte der Zureiter das Tier immer wieder mit dem überraschenden Wedeln einer Decke vor seinem Kopf oder dem lauten Knallen einer Peitsche hinter seinem Rücken. Ein Cowboy-Pferd musste vor allem lernen, still stehen zu bleiben, sobald die Zügel auf den Boden wiesen. Denn mitten in der Prärie gab es meist keinen Strauch oder Baum, an dem man sein Reittier hätte anbinden können, um seine Notdurft zu verrichten. Ein weglaufendes Pferd hätte in der Wildnis den sicheren Tod des Cowboys bedeutet.

      Rinderpferde lernten zudem, den weit ausladenden Hörnern der Longhorn Bullen geschickt auszuweichen und sich beim Lassowurf im richtigen Moment gegen die Masse des Rindes zu stemmen, um es auf diese Weise zu Fall zu bringen, exakt in dem Moment, wenn sich die Leine strammzog. Wagenpferde dagegen mussten andere Tiere neben, hinter und vor sich im Gespann dulden lernen. Auch war der Gleichschritt und das gleichmäßige Ziehen der Last weitere Disziplinen. Die Ausbildung dieser Tiere zog sich bestimmt über viele Tage oder gar Wochen hin. Schon aus diesem Grund konnte man keine Zeit für das erste Einbrechen eines Pferdes verschwenden. Rationierung und Optimierung im Wilden Westen und auf dem Buckel der Pferde.

      Ihre kleine Schar zog nun gemeinsam weiter die Straße hoch, sollte wohl gegen Mittag auf der Passhöhe anlangen.

      Wie wurden wohl die Pferde für ihre tägliche Arbeit ausgewählt? Welches Tier sollte sein Leben lang Wagen ziehen? Welches dagegen Rinder treiben helfen? Bestimmt entwickelten die Zureiter und Ausbilder rasch ein gutes Auge für die geeigneten Tiere, hatten auch ihre Tricks, um die richtigen Pferde für die künftige Tätigkeit auszusuchen.

      Die freundlichen, genügsamen, sich rasch unterordnenden, landeten bestimmt im Gespann. Waren sie jedoch besonders kräftig oder ausdauernd, lag der Postdienst mit den Kutschen für sie im Bereich des Möglichen. Die eher wilden und aufsässigen wurden dagegen bestimmt zu Rinderpferden erzogen. Denn Cowboys waren es gewohnt, jedem bockenden Tier innerhalb weniger Sekunden den Meister zu zeigen. Sie ritten manchmal mehrere verschiedene Pferde am selben Tag, wechselten sie aus, wenn die Tiere vom Treiben der Viehherde nach zwei, drei Stunden ermüdet waren.

      Konnte man womöglich das Verfahren der Pferde-Auswahl vom Wilden Westen auf die heutige Menschenwelt übertragen? Da gab es Fabrikarbeiter und kleine Angestellte, die brav die ihnen übertragenen Aufgaben erledigten und sich mit geringem Lohn zufriedengaben. Eine stellten sich dabei als wahre Arbeitstiere heraus, andere versuchten sich zu drücken. Und dann gab es auch noch die aufsässigen, wilden, die sich nicht so leicht einspannen ließen, die stets eine gewisse Freiheit für sich reklamierten. Auch sie verdienten kaum mehr, fühlten sich jedoch als echte Rebellen, probierten immer wieder mal zu Bocken. Künstler gehörten sicher zu dieser Kategorie, aber auch viele Unangepasste, Aussteiger und Lebenskünstler, letztendlich wohl auch die Penner und Suchtkranken.

      Und dann waren da die Cowboys, die Postkutschenlenker und Frachtfahrer. Sie hielten den Betrieb am Laufen, sorgten dafür, dass die Arbeitstiere das taten, wofür man sie angeschafft hatte. In gewisser Weise war dies mit dem heutigen mittleren Management oder den höheren Beamten vergleichbar. Sie wiesen die Angestellten und Arbeiter an, überwachten, kontrollierten und musterten aus. Nicht zu vergessen das oberste Management, das im Wilden Westen in Form von Ranchern, Postlinienbesitzern oder Frachtunternehmern auftrat.

      Doch wo standen in dieser Management-Pyramide die Rinder?

      Sie waren genauso wie heute reines Arbeitsergebnis, das man produzierte und auf den Markt warf. Western-Romantik ade.

      Der einfache Cowboy und der gewöhnliche Frachtfahrer hatten stets Tiere unter sich. War das vielleicht der Grund, warum die Menschen in diesen frühen und recht primitiven Zeiten trotzdem glücklicher lebten als die meisten modernen Menschen mit ihrem Luxus? Damals wie heute waren die Aufstiegsmöglichkeiten gering und die allermeisten mussten sich mit wenig zufriedengeben. Lag also der Grund für Eheprobleme und Scheidungen nicht auch im Umstand begraben, dass man in der modernen Welt weit weniger Umgang mit Tieren hatte, sie vor allem nicht mehr als Werkzeuge einsetzte, sie nicht mehr als Ventile für zwischenmenschliche Probleme benutzen


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