Head Game. Kendran Brooks
Читать онлайн книгу.unbeholfen rutsche er vom Barhocker herunter und machte Anstalten, um den Tresen herum zu gehen, um sich den Wirt vorzuknöpfen. Alle Gäste im Pub beobachteten ihn nun voller Erwartungen und Anspannung, aber genauso richteten sie ihre Blicke immer wieder auf Fu Lingpo, der äußerlich völlig ruhig und gelassen hinter seinem Tresen stand.
»Ich werf dich aus deinem eigenen Lokal«, versprach Kulang nun trunken aber laut dem Chinesen und allen Gästen und ballte dazu seine ziemlich mächtigen Fäuste, »Asiaten haben hier ab sofort Hausverbot«, reklamierte er dummdreist und baute sich drohend vor Fu auf. Der blickte seinen Gast immer noch abwartend an, stand recht locker und mit hängenden Armen da, hatte aber sein Körpergewicht bereits auf die Fußballen verlagert. Als Kulang einen weiteren Schritt auf den Kneipenwirt zumachte und gleichzeitig seine Fäuste hob, sprang Lingpo vor und ganz dicht an den Mann heran, umklammerte dessen Schultern und hieb ihm das linke Knie in die Genitalien. Der Südafrikaner quiekte zuerst erschrocken auf, schrie dann aber mit etwas Verzögerung voller Schmerzen, aber auch voller Wut. Fu drehte den Betrunkenen kurzerhand um dessen Achse und schob ihn in Richtung Ausgang vor sich her, quer durchs gesamte Lokal. An der offenstehenden Tür stieß er den unflätigen Gast einfach nach vorne. Kulang torkelte noch zwei, drei Schritte hinaus auf den Gehsteig, brach dort zusammen und krümmte sich am Boden.
»Du hast ab sofort Hausverbot. Such dir einen anderen Ort, um dich zu besaufen.«
Damit wandte sich der Pub-Betreiber vom Betrunkenen ab.
Es herrschte betretenes Schweigen, als Fu Lingpo wieder hinter seinen Tresen trat. Sophie Shi zeigte sich kurz im Durchgang zur Küche, hatte die veränderte Stimmung im Lokal gehört oder gespürt, vielleicht auch einige der zornig ausgerufenen Worte von Kulang vernommen, tauschte mit ihrem Lebenspartner einen stummen Blick aus. Der hob kurz seine rechte Hand und winkte beruhigend ab. Der Kopf der Chinesin verschwand wieder in der Küche.
Nur langsam erhob sich wieder das Gemurmel an den Tischen.
Fu Lingpo musterte seine Gäste. Die am Tresen schienen seinem Blick mit ihren Augen auszuweichen. Manch einer an den Tischen spähte jedoch zu ihm hinüber, viele von ihnen neugierig, andere jedoch auch ablehnend oder gar drohend. Dem Chinesen erschien es, als braute sich etwas gegen ihn zusammen. Doch das bildete er sich wahrscheinlich nur ein. Denn wenig später setzten seine Gäste ihre Gespräche überall fort, erst eher leise, wenig später aber in normaler Lautstärke.
Kulang kam nicht mehr herein, kroch zuerst auf allen Vieren von der Tür weg, entfernte sich dann gebeugt hinkend und leicht torkelnd. Er verspürte in seinem trunkenen Kopf noch keine Scham. Aber bereits eine ungeheure Wut. Und er sann auf Rache.
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