Das alte Haus. Heimliche und unheimliche Geschichten. Gerstäcker Friedrich

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Das alte Haus. Heimliche und unheimliche Geschichten - Gerstäcker Friedrich


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Drang konnte ihnen auch nicht auf die Länge der Zeit Geheimniß bleiben; wie sie ihn deshalb erst getrieben, sich von der lästigen Bürde zu befreien, zeigten sie ihm zuletzt die Stelle, wo der rothe Halm keimte, zur rechten Stunde. Noch schrak er zurück vor dem entscheidenden Schritte, aber in der nächsten Tag- und Nachtgleiche suchte er doch und fand den Schatz, der ihn zum Herrn machte über Raum und Zeit - weil er die Bande jetzt lösen und knüpfen konnte, die ihn an das Irdische fesselten und - er pflückte den Halm.

      „Von dem Augenblick an," fuhr der Famulus fort, und strich sich mit der langen, bleichen Hand über die heiße Stirn, „war der sonst so lebensfrohe, glückliche Mann ein anderer Mensch geworden. Die wundervolle Welt um ihn her existirte nicht mehr für ihn - nicht des Himmels Blau, nicht der Erde Pracht, selbst seinen Träumen wurde er fremd, und Nächte lang saß er auf in dumpfem Brüten, in Unentschlossenheit, den Schritt zu thun, zu dem es ihn gezogen und gedrängt, und der ihm jetzt in eine neue - gefürchtete Welt einführen sollte, ihn, den fremden Eindringling."

      Der Famulus barg Stirn und Augen in beiden Händen und blieb eine ganze Zeit lang schweigend sitzen. Marie wurde aber darüber ganz bestürzt, denn wie sie sich bis jetzt in das Märchen hineingedacht, sah sie den sonst so stillen, /67/ ruhigen Mann jetzt so gewaltig bewegt, als ob er von sich selbst das Furchtbarste erzähle. Und konnte diese Abscheidung der Seele von dem Körper nach Willkür des Menschen denn überhaupt Wahrheit sein? - Der Famulus phantasirte jedenfalls.

      „Es ist doch ein eigenthümliches Gefühl," fuhr dieser da plötzlich wieder fort, indem er in seine frühere Stellung zurückfiel und nur einen scheuen, flüchtigen Blick aus dem Fenster warf, „es ist doch ein eigenthümliches Gefühl - neben sich selber zu stehen und den eigenen Körper zu sehen, der bleich, kalt, todt - eine Leiche - vor uns liegt. Noch wunderlicher aber ist dann das Bewußtsein unser selbst - ein Nichts und doch bewußt, ein Hauch, und bewegungs-, lebensfähig.

      „Wie der schüchterne Schatten, der sich ängstlich hinter den Körpern birgt und dem Lichte, wo es ihn treffen könnte, scheu entweicht, zittert das neue Selbst vor dem fremden All, das es umgiebt, und wagt nicht die alte Wohnung zu verlaßen. So zögert und zaudert es, kehrt zurück und zwingt auf's Neue sich zu dem Entschluße, bis es den letzten Zweifel, die letzte Furcht von sich geworfen und nun plötzlich in jubelnder, jauchzender Lust frei - frei und ungehindert hinausschweift in die unendlichen Räume in nie geahnter, unbegriffener Seligkeit, durch ein ganzes Meer von Licht und Leben.

      „Doch ist es nicht möglich, das zu beschreiben. Worte fehlen da, wo die Seele selbst das unermeßliche Glück nicht fassen konnte und schwindelnd zurückkehrte in den alten Bau, der ihr von da an morsch schien und lebensmatt.

      „Es ist aber bei alledem eine gefährliche Geschichte," setzte er plötzlich mit ganz veränderter, trockener Stimme hinzu, „eine ganz gefährliche Geschichte, auf solche Wanderungen zu gehen und lange auszubleiben. Die Menschen, ungeduldige Wesen, die es sind, nehmen keine Rücksicht auf derlei Ferien und machen sich manchmal den Spaß und begraben den Körper indessen, wenn sie ihn finden - und das ist fatal. Hiernach erklären sich auch die Fälle des dann und wann vorkommenden „Lebendigbegrabenwerdens", was aber ein ganz falscher Ausdruck ist. Der Körper ist in der Zeit, in /68/ der er begraben wird, keineswegs mehr lebendig, sondern wirklich nach allen Regeln und Gesetzen todt, nur die noch nicht abgerufene Seele hat sich absentirt und steckt irgend wo, wohin sie nicht gehört, und wenn sie dann zurückkehrt - zu spät..."

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