Herzjuwel. Geshe Kelsang Gyatso

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Herzjuwel - Geshe Kelsang Gyatso


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      Vorwort

      Dieses Buch stellt zwei Formen der Praxis vor, die vom Weisheits-Buddha Manjushri enthüllt wurden. Die erste ist ein besonderer Guru-Yoga, in dem wir unseren Spirituellen Meister als Je Tsongkhapa visualisieren. Je Tsongkhapa selbst ist eine Ausstrahlung Manjushris. Indem wir uns auf diese Praxis verlassen, können wir Negativität reinigen, Verdienste ansammeln und Segnungen empfangen. So werden wir ganz natürlich alle Realisationen der Stufen des Pfades von Sutra und Tantra vollenden und werden insbesondere eine sehr spezielle Dharma-Weisheit erlangen.

      Die zweite Praxis ist eine Methode, sich auf den Dharma-Beschützer zu verlassen. Dadurch können wir Hindernisse in unserer Praxis überwinden und günstige Bedingungen schaffen, so daß wir unsere reinen Dharma-Realisationen ausbilden und vergrößern können. Wenn wir uns auf den Dharma-Beschützer verlassen, wächst unser Vertrauen in Je Tsongkhapa ganz natürlich, und wir erlangen leicht Erfahrungen des reinen Buddhadharmas, der vom Weisheits-Buddha Manjushri direkt an Je Tsongkhapa überliefert wurde.

      Diese zwei Formen der Praxis sind die innerste Essenz des Kadampa-Buddhismus. Beide sind im Sadhana Herzjuwel im Anhang dieses Buches enthalten. Durch regelmäßiges und aufrichtiges Praktizieren dieses Sadhanas werden wir unser kostbares menschliches Leben äußerst bedeutungsvoll machen, und wir werden mit Sicherheit eine reiche Ernte reiner Dharma-Realisationen erhalten. Schließlich werden wir die erhabene Freude der vollen Erleuchtung erfahren.

01_Je_Tsongkhapa_und_seine_beiden_Soehne
ERSTER TEIL
02_Je_Sherab_Senge

      Einleitung

      Der Kommentar zum Sadhana Herzjuwel ist in drei Teile mit den folgenden Hauptüberschriften gegliedert:

      1. Die Unterweisung zum Guru-Yoga von Je Tsongkhapa gemäß der Segyu-Überlieferungslinie

      2. Sich auf den Dharma-Beschützer verlassen

      3. Widmung

      Die Unterweisung zum Guru-Yoga von Je Tsongkhapa gemäß der Segyu-Überlieferungslinie wird in zwei Teilen vorgestellt:

      1. Einleitung

      2. Die eigentliche Praxis der Unterweisung

      Die Einleitung hat drei Teile:

      1. Je Tsongkhapa

      2. Die Geschichte und die Überlieferungslinie der Unterweisung

      3. Der Nutzen dieser Praxis

      Buddha Shakyamuni machte im Wurzel-Tantra Manjushris eine Prophezeiung, daß Manjushri später als Je Tsongkhapa erscheinen würde:

      Wenn ich dahingegangen bin

      Und meine reine Lehre nicht mehr da sein wird,

      Wirst Du als gewöhnliches Wesen erscheinen,

      Die Taten eines Buddhas vollbringen

      Und das Freudvolle Land, den großen Beschützer,

      Im Lande des Schnees errichten.

      Dieser Vers offenbart die besonderen Qualitäten Je Tsongkhapas. Die dritte Zeile erklärt, daß Je Tsongkhapa zwar ein erleuchtetes Wesen war, eine Manifestation des Weisheits-Buddhas Manjushri, sich aber nicht als besonderes Wesen zeigte, sondern stets in der Form eines gewöhnlichen Praktizierenden erschien. Insbesondere stellte er niemals seine Wunderkräfte oder seine Hellsicht öffentlich zur Schau. Er ermutigte seine Schüler, seinem Beispiel zu folgen und die besonderen Kräfte, die sie möglicherweise erlangt hatten, nicht zu offenbaren.

      Statt Wunderkräfte vorzuführen, arbeitete Je Tsongkhapa vorwiegend daran, den reinen Buddhadharma in ganz Tibet einzuführen. Indem er Unterweisungen gab und ein gutes Vorbild war, führte er viele Wesen zur Erlangung reiner, authentischer Realisationen von Sutra und Tantra. Dies ist die Bedeutung der vierten Zeile des Verses.

      Der Ausdruck «Freudvolles Land» in der fünften Zeile ist der Name des Reinen Landes von Buddha Maitreya, das im Sanskrit als «Tushita» oder im Tibetischen als «Ganden» bekannt ist. Nach seinem Tod ging Je Tsongkhapa an diesen Ort. Während seines Lebens errichtete Je Tsongkhapa in Tibet ein großes Kloster, das «Kloster Ganden», und verbreitete im ganzen Land eine reine Lehre, die als «Ganden-Lehre» bekannt wurde. Diese Lehre ist ein besonderer, reiner Buddhadharma, der aus Manjushris Weisheit entstanden ist. Sie wird «der große Beschützer» genannt, da sie alle Lebewesen vor dem Ozean samsarischer Leiden beschützt. All dies weist darauf hin, daß Je Tsongkhapa eine Manifestation Buddha Maitreyas ist, des Beschützers der Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes. Heutzutage ist die Tradition Je Tsongkhapas als die «Gelug-» oder «tugendhafte Tradition» bekannt, und die Anhänger Je Tsongkhapas sind die «Gelugpas». Der ursprüngliche Name «Ganden» stammt jedoch von Buddha Shakyamuni. Dies ist die Bedeutung der fünften Zeile.

      Wie Buddha vorhergesagt hatte, erschien Je Tsongkhapa in Tibet, dem Lande des Schnees, wo er von 1357 bis 1419 lebte. Bei seiner Geburt fiel ein Tropfen Blut seiner Mutter auf die Erde. Später wuchs an dieser Stelle ein weißer Sandelbaum mit einhunderttausend Blättern. Auf jedem Blatt erschien ein Abbild des Buddhas Sengei Ngaro, der das gleiche Geisteskontinuum wie Buddha Manjushri ist. Dies weist darauf hin, daß das Kind eine Manifestation Manjushris war. Später sagte der Dritte Dalai Lama, Sönam Gyatso, daß dieser kostbare Baum ein Objekt der Verehrung und der Darbringungen sei. Er brachte ihn in ein nahegelegenes Kloster, wo er ihn in einen silbernen Stupa mit vielen kostbaren Juwelen stellte und ihm reiche Gaben darbrachte. Dieses Kloster wurde als «Kloster Kumbum» oder «das Kloster der einhunderttausend Bildnisse» bekannt. Schließlich wuchsen weitere ähnliche Bäume rund um den Stupa, und ihre Blätter trugen ebenfalls besondere Abbildungen. Auf manchen erschienen die Buchstaben von Manjushris Mantra AH RA PA TSA NA DHI, und auf anderen erschien der Samenbuchstabe Manjushris, der Buchstabe DHI. Diese Blätter wurden als sehr kostbar erachtet, und wenn sie im Herbst fielen, sammelten sie die Menschen und verarbeiteten sie zu Pulver. Viele Menschen wurden durch das Einnehmen dieses Pulvers von Krankheiten geheilt und waren in der Lage, ihre Weisheit zu vergrößern.

      Je Tsongkhapa zeigte ein vollkommenes Beispiel, wie die Grundlage für den spirituellen Pfad gelegt wird, wie man auf diesem Pfad voranschreitet und wie man ihn vollendet. Als erstes studierte er den gesamten Dharma von Sutra und Tantra, indem er sich aufrichtig auf seine Spirituellen Meister verließ. Dann setzte er dieses gesamte Wissen in die Praxis um und zeigte die Erlangung aller Realisationen – von sich auf den Spirituellen Meister zu verlassen bis zur Vereinigung des Nicht-mehr-Lernens, der Buddhaschaft. Seither haben Tausende von Praktizierenden das endgültige Glück der Buddhaschaft in einem einzigen Leben erreicht, indem sie Je Tsongkhapas Beispiel folgten und seine Unterweisungen aufrichtig praktizierten. Selbst heute können vertrauensvolle Praktizierende, die Je Tsongkhapas reinem Dharma folgen, diese Ergebnisse erzielen.

      Hätte Je Tsongkhapa, statt Unterweisungen zu erteilen und ein reines Beispiel zu geben, hauptsächlich seine eigenen guten Qualitäten gezeigt und Wunderkräfte und andere Formen von Hellsicht zur Schau gestellt, hätten wir keinen Nutzen aus seinen Handlungen erhalten. Was wir brauchen, ist nicht die Vorführung von Wunderkräften, sondern ein klares Vorbild, wie ein fehlerfreier spiritueller Pfad betreten, wie dieser Pfad bequem und problemlos praktiziert und wie er erfolgreich vollendet wird. Das ist die eigentliche Methode, um unsere täglichen Probleme zu lösen. Da uns Je Tsongkhapa gerade dieses Vorbild gab, sollten wir seine unendliche Güte erkennen und unerschütterliches Vertrauen und großen Respekt für ihn entwickeln.

      Je Gendundrub, der Erste Dalai Lama, schrieb eine besondere Lobpreisung an Je Tsongkhapa, das Lied


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