Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада

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Bauern, Bonzen und Bomben - Ханс Фаллада


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gewesen, Sie wären hinter der Schupo dreingefahren und hätten aufgepaßt, ob die ihn nicht an einer hübschen dunklen Stelle so solo ein bißchen vertrimmt haben?«

      Henning ist blaß geworden. Er beugt sich über den Tisch und sein Gesicht ist Falten und Falten: »Gott verdamme mich!« knirscht er. »Gott verdamme mich und meine Alten. Die Krätze soll ich kriegen und das große S, daß ich daran nicht gedacht habe!«

      »Sie sind jung«, sagt Stuff und ist plötzlich alt und weise. »Sie denken, es sind alles Husarenstückchen. Auch in dieser Branche muß gearbeitet und nachgedacht werden, so ein bißchen Tollkühnheit, das ist Mist. Alles, was Sie heute gemacht haben, ist Mist. Ihr Reimers ist schon nicht schlecht, da gehört etwas zu, solchen Haß, wie der im Bauch hat, und bezähmt sich eine Stunde und macht sie toben und bleibt kalt. Ich möchte ihn nicht heulen hören heute nacht in seiner Zelle vor Scham, daß er den Affen die Fresse nicht lackiert hat. – Nein, Ihr Reimers ist schon gut, aber Sie haben Mist gemacht.«

      »Es war gut, daß ich den Präsidenten anrief. Hätte er sonst Zeit gehabt zur Vorbereitung?«

      »Was braucht so ein Mann für Vorbereitung? Der hat seinen Haß immer auf Lager. – Und Mist ist es auch, daß Sie zu mir gefahren sind. Was soll ich mit den Geschichten? Das sind Bauerngeschichten, keine Sachen für Städter.«

      »Ich dachte«, sagt leise Henning, »Sie würden heute nacht noch mit mir nach Stolpe fahren. Wir haben da eine Besprechung mit der Redaktion der Bauernschaft.«

      »Was gehen mich die Revolverjournalisten von der Bauernschaft an! Altholm ist eine Industriestadt! Bringen Sie mir Material gegen die Roten, gut!«

      »Aber dies ist Material gegen die Roten!«

      »Mist! Dies ist gegen die Regierung, gegen die Staatsautorität. Glauben Sie, meine Abonnenten lesen gern, daß das Haus, in dem sie sitzen, gleich einstürzen wird? Sie haben mir mal was gesagt von Oberschlesien und dem Baltikum, aber Sie sind ...«

      Stuff besinnt sich: »Also, Sie haben gedacht, Sie können mich vorspannen. Ich will Ihnen was sagen! Ich werde Sie vorspannen, wenn ich Sie brauchen kann. Damit werde ich Ihnen auch 'nen Dienst tun. Und nun für heute tjüs. Ich sehe, Sie haben noch 'ne Masse vor. Wenn Sie zehn Gramm Vernunft im Hirn hätten, würde ich Ihnen sagen: fassen Sie heute nichts an, Sie haben heute keinen guten Tag. Aber Sie werden heute noch mehr Mist machen.«

      Henning verbeugt sich und geht aus der Gaststube.

      Stuff sieht ihm trübe nach, trinkt hastig ein Glas Bier und einen Schnaps und beginnt zu schreiben: »Unglaubliche Blamage der Regierung. – Die Bombe im Präsidium. – Polizei verhaftet ohne Haftbefehl.«

      Er schreibt und schreibt.

      »Für die Provinz ist das nicht zu brauchen«, denkt er. »Aber Berlin nimmt es schon. Hundert Mark bringt das mindestens. Netter Junge, dieser Henning, er kann so bleiben. Na, ich will den Salm erst mal telefonisch durchgeben auf die Nachtredaktionen.«

       5

      In dieser Nacht kommt die Wirtschafterin des Regierungspräsidenten Temborius erst gegen halb eins nach Haus. Sie ist am Abend im Kino gewesen, dort hat sie Bekannte getroffen und mit denen war man noch Stunden im Café Koopmann zusammen.

      Wirtschafterin Klara Gehl ist in Stolpe eine bekannte und angesehene Persönlichkeit. Jedermann weiß, daß sie einmal ein ganz einfaches Küchenmädchen war. Tüchtigkeit und Klugheit im Umgang mit Menschen haben sie emporgeführt, so daß sie jetzt den großen Haushalt des Junggesellen Temborius leitet. Und jeder in der Stadt und auf dem Lande weiß, daß über die Gehl der inoffizielle Weg zu Temborius geht: wenn der Bürokratismus seine Siege feiert, weiß sie ihm immer noch das eine oder andere Zeichen von Menschlichkeit abzulocken.

      Sie hat sich im Café verschwätzt. Immer wieder hat sie erzählen müssen, wie der rohe Scherz am Morgen auf den Regierungspräsidenten gewirkt hat, daß er schwer erkrankt gleich zu Bett gegangen ist und mindestens drei Pyramidon genommen hat.

      »Ich habe ihn schwitzen lassen. Lindenblütentee hat er mir trinken müssen, und um acht habe ich dunkel bei ihm gemacht und gesagt, daß ich weg muß. Sonst klingelt er den ganzen Abend nach mir.« –

      Nun geht sie nach Haus, es ist gegen halb eins. Aber sie fürchtet sich nicht, trotzdem sie der Weg in eine wenig beleuchtete Villenstraße führt. Hier stehen Bäume, an der Straße und in den Gärten, an manchen Stellen ist der Weg fast ganz dunkel.

      Zweihundert Schritt vor ihrem Heim gehen zwei Männer an ihr vorbei. Der eine lüftet den Hut und sagt höflich und halblaut: »Guten Abend.«

      Sie dankt ihm und geht weiter. Als sie die Tür zum Vorgarten aufklinkt, hat sie ein Gefühl, als werde sie beobachtet, und sie schaut auf die Straße zurück. Undeutlich sieht sie zwei Schatten, die Männer sind nicht weitergegangen.

      »Immer steht nur«, denkt sie. »Ich bin nichts mehr für euch. Als ich zwanzig Jahre jünger war ...«

      Sie geht über den knirschenden Kies des Vorgartens und macht sich leise und vorsichtig an der Haustür zu schaffen, denn das Schlafzimmer des Präsidenten mündet auf den Vorplatz. Sie will ihn nicht stören.

      Überraschend geht die Tür auf. Sie ist gar nicht verschlossen gewesen. »Diese Mädchen«, denkt sie. »Sie brauchen mal wieder eine Kopfwäsche. Und die Erna muß mir aus dem Haus und ihren Willem umgehend heiraten. Noch zwei Wochen und selbst Temborius sieht, was da in seinem Stubenmädchen wächst.«

      Als sie vorsichtig das Licht auf dem Flur anknipst, hat sie neuen Grund, mit den Mädchen unzufrieden zu sein. Mitten auf dem Vorplatz steht eine Kiste, eine schlichte, weiße Margarinekiste. »Also hat der Mahlmann doch noch die Konserven geschickt! Daß die Mädchen das hier stehenlassen!«

      Die Gehl nimmt die Kiste unter ihren Arm und geht den langen Gang hinter zur Küche, die in einem Anbau liegt. Sie stellt die Kiste in die Speisekammer, sieht nach, ob der Gashahn gut geschlossen ist, knipst auf dem Rückweg überall das Licht aus und steigt die Treppe hinauf zu ihrem Schlafzimmer.

      Als sie den Vorhang zuzieht, schaut sie noch einmal auf die Straße. Seltsam, die beiden Männer sind zurückgekommen, sie kann sie deutlich drüben im Schatten der Bäume stehen sehen, dunklere Schatten.

      »Ob eine von den Mädchen einen neuen Kerl hat?« Sie ist überzeugt, daß sie keinen von den beiden kennt, obgleich sie die Gesichter nicht sah.

      Dann geht sie ins Zimmer zurück, schaltet das Licht ein und will das Bett aufdecken.

      In diesem Augenblick ist ihr, als bräche ein Sturmwind ins Zimmer. Sie fühlt sich bei geschlossenen Augen wie hochgehoben, hoch ... hoch ...

      Gleich muß die Zimmerdecke kommen ...

      Aber nun fällt sie ... es kracht, als wolle die Welt untergehen. Es ist ihr, als höre sie ihr eigenes Geschrei ...

      Aber nun weiß sie, daß sie daliegt. Es ist so totenstill ...

      Und dann rieselt es immerzu, in den Wänden, in ihren Ohren ...

      Und nun ist alles schwarz. Dumpfes bitteres Schwarz.

      Viertes Kapitel

      Ein Gewitter zieht sich zusammen

       1

      Ein Mann tippelt auf dem Sandweg von Dülmen nach Bandekow-Ausbau. Eigentlich ist an Kleidung und Schuhwerk alles beisammen, daß dieser Mann ein Herr sein könnte. Aber irgendwo fehlt es doch: kein Dienstmädchen, das ihn anzumelden hätte, hielte ihn für einen Herrn.

      Es ist heiß und der Mann läßt sich Zeit. Er schlendert so dahin, bleibt dann und wann stehen und betrachtet tiefsinnig die Spuren im Sande.

      »Reinwärts ist ein Motorrad gefahren«, denkt er. »Das ist klar. Und wieder rückwärts nicht. Nach der Karte gibt's überhaupt nur diesen einen Weg zum Hof. Eine nette gottverlassene Gegend. Fünfzehn Kilometer zur nächsten Bahnstation.«

      Der


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