Leben wie Jesus gelebt hat. Zac Poonen
Читать онлайн книгу.christusähnlicher Demut wird in unseren Gedanken gesät. Nicht durch unsere Taten oder durch unser Verhalten vor anderen, sondern durch unsere Gedanken (wenn wir mit uns allein sind) können wir herausfinden, ob wir in diesem Bereich zur Christusähnlichkeit verwandelt werden oder nicht – unsere Gedanken über uns selbst und darüber, wie wir uns mit anderen vergleichen.
Nur wenn wir in unseren eigenen Gedanken gering sind, können wir wirklich „andere höher achten als uns selbst“ (Philipper 2,3) und uns für die „Allergeringsten unter allen Heiligen“ halten (Epheser 3,8).
Jesus betrachtete sich selbst immer als einen Menschen, der vor seinem Vater nichts war. Daher wurde die Herrlichkeit des Vaters durch ihn in all seiner Fülle offenbart.
Weil Jesus diese Position der Nichtigkeit vor dem Vater einnahm, konnte er sich allem, was der Vater für sein Leben anordnete, freudig unterordnen und allen Geboten des Vaters von ganzem Herzen gehorchen.
„Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tode“ (Philipper 2,8).
Völliger Gehorsam ist das unverkennbare Merkmal echter Demut. Es gibt keinen eindeutigeren Beweis als diesen. 30 Jahre lang unterstellte sich Jesus einem unvollkommenen Pflegevater und einer unvollkommenen Mutter – weil dies der Wille des Vaters für ihn war. Er wusste weit mehr als Josef und Maria und war, anders als sie, sündlos. Doch er ordnete sich ihnen unter.
Es ist für einen Menschen nicht leicht, sich denen unterzuordnen, die ihm intellektuell oder geistlich unterlegen sind. Aber echte Demut hat damit kein Problem – denn jemand, der sich in Gottes Augen als nichts betrachtet, findet es überhaupt nicht schwer, sich jemandem unterzuordnen, den Gott über ihn gesetzt hat.
Jesus wählte einen wenig beeindruckenden Beruf – den Beruf eines Zimmermanns. Und als er sein öffentliches Wirken begann, legte er sich keine Titel oder Amtsbezeichnungen zu. Er war nicht „Pastor Jesus“. Noch viel weniger war er der „Hochwürden Dr. Jesus“. Er strebte nie irgendeine irdische Position oder einen Titel an, der ihn über das gewöhnliche Volk erhöht hätte, dem zu dienen er gekommen war. Wer Ohren hat zu hören, der höre.
Als einmal die Menschen in Scharen zu ihm strömten und ihn zum König machen wollten, entwich er aus ihrer Mitte (Johannes 6,15). Er wollte nur als „Menschensohn“ bekannt sein.
Er suchte und kümmerte sich nicht um die Ehre von Menschen. Er lebte allein vor dem Angesicht des Vaters und war ganz zufrieden damit, von den Menschen ignoriert und verachtet zu werden. Für ihn zählte allein die Anerkennung des Vaters.
Jedes Mal, wenn Jesus jemanden heilte oder ein Wunder tat, war er bemüht, dass niemand etwas davon erfahren sollte, denn seine Wunder waren Taten des Mitgefühls, die für notleidende Menschen und nicht als öffentliche Kunststücke vollbracht wurden. Sogar als Jesus die Tochter des Jairus von den Toten auferweckte, gab er strikte Anweisung, niemandem davon zu erzählen (Markus 5,43). Erst als Jesus diese Erde verlassen hatte, wurde der Bericht über sein Leben von seinen Jüngern publik gemacht.
Als er am Abend vor seiner Kreuzigung eine Wasserschüssel nahm und die Füße seiner Jünger wusch, war das bezeichnend für sein ganzes Leben. Er war ein Diener aller Menschen. Er stellte schnell fest, dass die Füße der Jünger schmutzig waren und nahm ebenso schnell die Wasserschüssel und tat das Notwendige, statt zu warten, ob jemand anders es tun würde. Diese Handlung war symbolisch für seinen lebenslangen Dienst für andere. Jesus wartete nicht darauf, gebeten zu werden. Er erkannte die Not und tat das Notwendige.
Jesus verkehrte in der untersten gesellschaftlichen Schicht und bewegte sich unter ihnen als einer von ihnen. Und doch, obwohl er sündlos und vollkommen war, fühlten sich die Menschen in seiner Gegenwart nie unwohl wegen ihrer eigenen Unvollkommenheit. Er hatte keine herablassende Art gegenüber seinen Jüngern. Tatsächlich ging er so frei mit ihnen um, dass sie sogar wagten, ihn zu tadeln und ihm gute Ratschläge zu geben (Matthäus 16,22; Markus 4,38; 9,5).
Wir sehen die Demut Jesu auch daran, dass er Gebetsgemeinschaft mit den Jüngern suchte. Im Garten Gethsemane bat er Petrus, Jakobus und Johannes, mit ihm zu beten, weil seine Seele „bis an den Tod betrübt“ war (Matthäus 26,38). Jesus war sich der großen Schwachheit des Fleisches bewusst, das er angenommen hatte. Das war der Grund, warum er die Gemeinschaft mit den Jüngern im Gebet suchte.
Weil wir nicht ehrlich genug sind, unsere Nichtigkeit zuzugeben, kann sich Gottes Kraft durch uns nur begrenzt offenbaren. Jesus hat uns den Weg der Demut gezeigt, nämlich die Schwachheit unseres Fleisches und die Nichtigkeit unseres menschlichen Wesens zuzugeben.
Weil Jesus sich selbst demütigte, erhöhte ihn Gott auf die höchste Position im Universum (Philipper 2,9). Diejenigen, die auf dem Weg der Demut am weitesten vorankommen, werden zur Rechten und Linken Jesu in Herrlichkeit sitzen.
Während seines ganzen Lebens ging Jesus nach unten. Er kam vom Himmel und ging kontinuierlich nach unten, nach unten, den ganzen Weg nach unten bis zum Kreuz. Kein einziges Mal änderte er die Richtung und strebte nach oben.
Es gibt nur zwei Geister, die heute auf der Erde agieren: Einer, der Geist Satans (Luzifers), der Menschen dazu anhält, nach oben zu gehen – sei es nun in der Welt oder im Christentum. Der andere, der Geist Christi, leitet die Menschen an, so wie ihr Meister nach unten zu gehen. So wie das Weizenkorn ging Jesus nach unten, und alle seine wahren Jünger können an diesem Merkmal unverwechselbar identifiziert werden.
Die Demut Jesu kann man in all ihrer Großartigkeit in seinem Tod sehen. Es gab niemals ein ungerechteres Gerichtsverfahren als das, welches Jesus durchmachte. Doch er stellte sich schweigend der Verwundung, der Beleidigung, der Ungerechtigkeit, der Demütigung und dem Spott. Er rief auf seine Feinde keine Flüche herab. Weder drohte er mit Rache noch bat er Engel um Hilfe. Er gab alle Rechte auf, die er als Sohn Gottes hatte.
Die „geballte Faust“ ist ein passendes Symbol für die Menschheit – sie signalisiert sowohl das Verlangen, an den eigenen Rechten, an der Macht und am Besitz festzuhalten als auch das Verlangen zurückzuschlagen, wenn man angegriffen wird.
Jesus hingegen öffnete am Kreuz bereitwillig seine Hände, um die Nägel zu empfangen. Seine Hände waren immer offen und gaben, gaben und gaben. Schließlich gab er auch sein eigenes Leben. Das ist wahre „Männlichkeit“, wie Jesus sie meinte.
Der Jünger Jesu, der die göttliche Natur offenbaren möchte, muss bereit sein, Unrecht ohne Klagen zu erleiden.
Die Bibel sagt: „Aber wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet“ (1. Petrus 2,20-23).
Die Demut Jesu erlaubte es ihm nicht, jemanden zu richten. Gott allein ist der Richter aller Menschen; und jeder Mensch, der einen anderen richtet, nimmt dabei einen Platz ein, der Gott allein zusteht. Als Mensch auf Erden sagte Jesus: „Ich richte niemand“ (Johannes 8,15). Er übergab das ganze Gericht seinem Vater. Auch in diesem Punkt sehen wir die Schönheit seiner Demut.
Jesus hat sich bereitwillig dem schmachvollen Tod unterworfen, den sein Vater für ihn plante. Hinter den menschlichen Werkzeugen, die seine Kreuzigung planten und ausführten, konnte er die Hand des Vaters erkennen, und er trank bereitwillig den Kelch, den ihm „der Vater gab“ (Johannes 18,11).
„Er … ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“ (Philipper 2,8).
Das ist der wahre Jesus der Heiligen Schrift. Im Unterschied zu heutigen Evangelisten wurde er nicht als Berühmtheit oder wie ein Filmstar verehrt. Im Gegenteil, er wurde von Menschen verachtet und abgelehnt; die damalige Welt beseitigte ihn, indem man ihn an ein Kreuz nagelte. Die heutige Welt ist nicht anders; der Jünger steht nicht über seinem Meister. Ein Christentum, das populär ist und die Ehre der Welt anzieht, ist eine Fälschung des wahren Glaubens. Das ganze Leben Jesu – von der Geburt bis zum Tode –