Der eiserne Gustav. Ханс Фаллада

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Der eiserne Gustav - Ханс Фаллада


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ist jetzt belebt; Leute gehen aufwärts und abwärts. Aber sie hat Geduld. Sie setzt den Fuß auf eine Stufe und knotet an ihrem Schuhband ...

      Dann ist sie endlich unbeobachtet, sie nimmt die Markttasche. Sie weiß natürlich, daß innen auf das Futter der Name »Hackendahl« geschrieben ist, den muß sie ausreißen!

      Aber sie hält inne! Es leuchtet sanft in der Tasche, es blitzt, es strahlt ...!

      Sachte setzt sie die Tasche auf die Treppe hin – oh, dieser Schurke, dieser Lump! Er hat sie völlig zu seiner Mitschuldigen gemacht, er hat einen Teil seiner Beute in die Tasche geworfen – wenn man sie gefaßt hätte! Nie hätte sie sich freischwatzen können! Ach, wenn sie ihn nur hier hätte, ihn mit seinem quasseligen Gerede von Markttasche und Laufen – so ein Schwein!

      Jemand kommt eilig die Treppe herunter. Sie späht: Es ist ein Mann in der braunen Uniform des Warenhauses. Sie knüpft an ihrem Schuh; sie hat rasch ihren faltigen Rock über die Tasche gebreitet ...

      Der Uniformierte sieht sie von der Seite an – hat er sie argwöhnisch angesehen? Jedenfalls wird es höchste Zeit, aus dem Haus zu kommen. Es müssen jetzt mindestens zehn Minuten seit dem Diebstahl vergangen sein, wahrscheinlich steht schon Polizei an allen Türen ... Kaum hat sie die Schwingtür unten klappen gehört, stopft sie den Schmuck in die Tasche ihres weißen Unterrocks. Sie hält sich nicht damit auf, ihn näher anzusehen, und nur als sie den Brillantring mit dem gelblichen Stein faßt, lächelt sie. So ein ausgekochter Lump!

      Dann reißt sie den Namen aus und geht ohne Tasche. Geht durch das Erdgeschoß, an den Verkaufstischen, deren Glanz blaß und gewöhnlich geworden ist, vorüber, an dem Portier vorbei, mit dem Strom der Besucher auf die Straße hinaus ...

      Draußen. Gerettet! Frei!

      Als die Jungen zur Elf-Uhr-Pause auf den Hof des Gymnasiums kamen, sahen sie natürlich die Droschke erster Güte draußen halten. Keiner beachtete sie, Porzig bloß, der bekannte Hämling, konnte sich nicht entbrechen, vernehmlich zu bemerken: »Konkurrenz unseres geliebten Bubi! Hackendahl, nimm die Hacken dahl vor so viel väterlicher Pracht! Hackendahl, dekliniere equus, der Zosse ...«

      »Stänkere nicht, Porzig!« warnte Hoffmann.

      »Es ist sogar meines Vaters Wagen!« sprach Heinz Hackendahl. »Denkst du, deswegen schäme ich mich?! Keine Bohne!«

      »Siehe da!« rief Porzig und imitierte den Lehrer des Griechischen. »Traun fürwahr, Hackendahl! Und beruht das Gassengerücht auf Wahrheit, daß der Kaiserliche Marstall mit Eurer väterlichen Gestrengen wegen Ankauf jenes schimmernden Rosses in Verhandlung steht?«

      Der Schimmel, der Liebling des Vaters, sah wirklich ungewöhnlich kläglich aus. Nach der Jagd am Vormittag war er nur noch die Ruine eines Pferdes. Die Jungen der Obertertia sahen erst auf das Pferd, dann auf die beiden Gegner. Heinz Hackendahl und Hermann Porzig waren geschworene Feinde, ihre ständigen Plänkeleien erfrischten die Klasse.

      »Krächze nicht, Hermann, mein Rabe«, bemerkt Bubi Hackendahl kühl. »Die Porzen sind stinkende Cojoten – beim Kriegsgeschrei verkriechen sie sich in die Wigwams der Squaws!«

       (Dies war eine Reminiszenz aus dem geliebten Karl May.)

      »Wir sehen nirgend den glänzenden Lackpott unseres Patris equorum, dieser Zierde der Droschkenfahrer-Gilde!« rief Porzig mit gut gespielter Besorgnis. Der Kreis der zuhörenden Jungen hatte sich wesentlich vergrößert und stachelte die Phantasie des Spötters. »Wo weilt er? Warum schützt er den Zossen nicht vor den Schlingen der Wurstschlächter? Kippt er etwa – traun fürwahr! – in einer Stehbierhalle ein Kümmelchen? Sprich, legitimer Sohn einer Droschke!«

      Es war ein unausrottbares Märchen auf der Penne, daß der Alte Fritz seinem Kammergericht einen silbernen Nachttopf übermacht hatte – in Wut über das Urteil seiner Räte: für den Müller, gegen den König. Hermann Porzig war der Sohn eines Kammergerichtsrats, also antwortete Heinz Hackendahl: »Der glänzende Lackpott meines Vaters erblaßt vor dem Silberschein eines königlichen Nachtgeschirrs. – Ist es wahr, daß dein Vater dieses Gnadengeschenk jeden Sonnabend zu scheuern hat – und du darfst auf die Bürste spucken, Edeling?«

      Ein Schauer des Schreckens ging durch alle beim Anhören einer so schweren Beleidigung. Wirklich lief Porzig sofort rot an – er teilte Spott leichter aus, als er ihn ertrug.

      »Nimm den Nachtpott zurück!« schrie er. »Er ist eine Beleidigung des ganzen Kammergerichtes.«

      »Nie!« rief Heinz Hackendahl. »Du hast meinen Vater beleidigt!«

      »Du aber das Kammergericht! Revozierst du?«

      »Nie!«

      »Es ist also Schuß?«

      »Schuß!«

      »Schiß?«

      »Schiß!«

      »Verschiß?«

      »Großer Verschiß – bis einer um Gnade bittet!« beendete Heinz den traditionellen Herausforderungsgesang der Penne. Er sah sich um. »Hoffmann, du bist mein Sekundant!«

       »Ellenberg, du meiner!«

      »Laßt es für nachher!« bat der besonnene Hoffmann. »Wir haben nur noch drei Minuten Zeit.«

      »In einer Minute winselt er!«

      »Sein ungereinigter Pestatem soll uns nicht die Mathese verpesten!«

      Sie hatten sich schon ihrer Jacken entledigt, beide brannten auf den Kampf.

      »Eins! Zwei! – Drei!« riefen die Sekundanten. Mit winklig gebogenen Armen näherten sich die Streiter einander, tasteten sich ab, faßten sich, lehnten Brust an Brust, Stirn gegen Stirn – und einen Augenblick später rollten sie im Sande des Schulhofs.

      »Nehmen Sie eine jugendliche Unbesonnenheit nicht zu schwer, Herr Hackendahl«, hatte oben in seinem Studierzimmer der Direktor den besorgten Vater gebeten. »Der Satz: ›Jugend hat keine Tugend‹ gilt heute mehr denn je.«

      »Geld stehlen ist nicht unbesonnen, es ist schlecht«, hatte Hackendahl widersprochen.

      »Der heutigen Jugend ist ein Hang zur Genußsucht eigen, der unserer älteren Generation fremd war«, dozierte der Direktor. »Eine lange Friedenszeit hat die jungen Leute schlaff gemacht ...«

      »Wir müßten wieder einmal einen ordentlichen Krieg haben«, rief Hackendahl.

      »Um Gottes willen! Nein! Ahnen Sie denn, welch schreckliche Ausmaße ein moderner Krieg nehmen könnte?!«

      »Wegen solch einem Völkchen auf dem Balkan? Das ist in sechs Wochen ausgestanden – und hat den jungen Leuten doch gutgetan. Wie ein Stahlbad.«

      »Die ganze Welt liegt voller Zündstoff«, antwortete der Direktor. »Alles schaut mit Neid auf das immer stärker werdende Deutschland und unsern Heldenkaiser. Die ganze Welt würde über uns herfallen.«

      »Wegen ein paar Serben, die man kaum auf der Landkarte findet?!«

       »Unseres wachsenden Reichtums wegen! Unserer Stärke wegen! Wegen unserer Kolonien! Wegen unserer Flotte! – Nein, Herr Hackendahl, es ist, verzeihen Sie, fast ein Frevel, sich einen Krieg zu wünschen, bloß weil der Sohn eine Dummheit begangen hat.«

      »Er müßte militärische Zucht haben!«

      »In knapp einem Jahr hat er sein Abiturium gemacht, dann können Sie ihn sofort dienen lassen«, sagte der Direktor überredend. »Nehmen Sie ihn jetzt nicht übereilt aus der Schule, aus einem Bildungsgang, der ihm alle Möglichkeiten erschließt.«

      »Ich werde es mir überlegen«, sagte Hackendahl widerstrebend.

      »Überlegen Sie nicht länger!« rief der Pädagog dringend. »Sagen Sie gleich ja! Versprechen Sie es mir.«

      »Ich muß erst sehen ...«

      »Eben


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