Vornehme Geschwister. Catherine St.John

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Vornehme Geschwister - Catherine St.John


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auf den feuchten Wiesen und in der Nähe der Serpentine watschelten einige Enten durch das Gras; es roch frisch und feucht und keinesfalls so übel wie zu späteren Tageszeiten.

      Cora schritt munter aus und atmete dabei die frische Luft genussvoll ein – man konnte fast glauben, zu Hause auf Gave Court zu sein! Lizzie hielt mühsam mit ihr Schritt, James schlenderte entspannt hinter den beiden Frauen her und lächelte vereinzelten Nannys zu, die schon die ersten Kleinkinder ausführten.

      Sehr warm war es nicht, also zog Cora ihren passenden blauen Umhang enger um sich.

      „Wie malerisch das verfärbte Laub aussieht!“

      „In diesen Farben könnte man eine elegante Ausfahrgarnitur entwerfen“, spekulierte Lizzie prompt. Sie waren noch mitten in einer Diskussion, ob man tiefes Gelb und Rostbraun wirklich schon in unmittelbarer Nähe zum Gesicht oder doch eher um die Taille und den Saum herum verwenden sollte, als ihnen ein Gentleman in den Weg trat und den Hut zog. „Lady Cora, ich wünsche einen guten Morgen!“

      Sofort trat James recht angriffslustig einen Schritt näher, aber Cora winkte ab. „Ihnen auch einen guten Morgen, Mylord. Sie lieben den frühen Morgen in der Natur?“

      „Oh ja – und wie ich sehe, geht es Ihnen genauso, Lady Cora?“ Er änderte seine bisherige Richtung und schlenderte neben Cora und ihrem Gefolge her. James und Lizzie waren durchaus noch etwas misstrauisch, aber das harmlose Gespräch über den Herbst in der Natur, über die Geschichte des Hyde Parks und über andere Parks in London wie zum Beispiel den geplanten Regent´s Park im Norden der Stadt beruhigte sie rasch. Von John Nash hatte auch Cora schon gehört und Hartford wusste sehr kenntnisreich über Architektur zu sprechen.

      Schließlich verabschiedete er sich und Cora kehrte mit Lizzie und James nach Hause zurück, nachdem sie verraten hatte, dass sie regelmäßig des Morgens im Hyde Park spazieren zu gehen pflegte. Diese Information hatte Hartford mit schmeichelhaftem Interesse vernommen.

      Die Herzogin und Diane hatten sich immer noch nicht erhoben, umso besser, fand Cora. Sie frühstückte, wobei sie bedauerte, dass ihr Vater und Vergil nicht in London waren, denn für die Herren hätte man bestimmt viel reichlicher aufgefahren. So musste sie sich mit heißer Schokolade und süßem Gebäck begnügen.

      Danach eilte sie wieder auf ihr Zimmer und kramte im Kleiderschrank, bis sie den säuberlich gefalteten Rock einer weiteren Robe der zweiten Herzogin herausziehen und auf dem Bett ausbreiten konnte. Blasses Blau mit dezenten Stickereien in Silber und Violett. Sehr hübsch – und sehr ungewöhnlich!

      Lizzie, die mit einem Stapel frischer Handtücher hereinkam, hätte ihre Last vor Begeisterung beinahe fallen lassen: „Was für ein wunderbarer Stoff, Mylady! Haben Sie den auch auf dem Dachboden von Gave Court gefunden?“

      „Natürlich, Lizzie. Immer in der gleichen Truhe. Die zweite Herzogin war doch rothaarig, deshalb hat sie wohl so gerne verschiedene Blautöne getragen. Ich weiß nur nicht, wie lange die Stoffe halten werden, ohne auszubleichen.“

      Lizzie kicherte. „In der Küche wurde einmal getuschelt, die Herzogin hätte auch zwei Töchter gehabt, deren Vater in Wahrheit der König war – was meinen Sie dazu, Mylady?“

      Cora zuckte die Achseln. „Wenn ein König im Spiel ist, nimmt man die Unmoral wohl nicht mehr so tragisch. König Charles soll ja wahre Heerscharen von Mätressen gehabt haben, warum also nicht auch die Herzogin von Gaveston? Wir verdanken ihr auf jeden Fall die herrlichsten Stoffe. Ohne die gute Anna müsste ich in dem gleichen faden Weiß auftreten wie Lady Diane.“

      Lizzie verstaute nun endlich die Handtücher und zog dann die schimmernd hellblauen Stoffwolken vorsichtig auseinander, bevor sie ihre Herrin ansah: „Wie wäre ein weißes Bustier mit einem weißen Unterrock und darüber ein schmaler Rock aus diesem Stoff, so gerafft, dass man das Weiße gerade noch sehen kann, Mylady?“

      „Und um die hohe Taille ein breites Band – in Silber oder in Violett?“, ergänzte Cora träumerisch.

      „Unbedingt in Violett, Mylady. Und weiße Handschuhe. Sie haben doch ein silbernes Halsband mit zwei Amethysten?“

      Sie verbrachten eine genussvolle halbe Stunde damit, Violett- und Lilatöne zu vergleichen, nach einem weißen Kleid zu suchen, dass man passend umarbeiten konnte, den Kasten mit den langen Handschuhen zu revidieren und zu überlegen, was man aus den reichlichen Überresten des hellblauen Reifrocks anfertigen konnte. Vielleicht zu Silber? Ein blaues Oberteil mit einem silbern schimmernden Rock?

      Schließlich sah Cora Lizzie verschmitzt an: „Grafton House?“

      „Oder den Pantheon Bazaar, Mylady.“

      „Am besten beides. Vielleicht morgen nach dem Spaziergang im Park…“

      „Gewiss, Mylady. Ein sehr stattlicher Gentleman, Mylady, wenn ich das sagen darf.“

      „Du darfst – aber nur zu mir! Wehe, du tratschst!“

      Lizzie war entrüstet: „Mylady! Das täte ich doch nie!“

      Cora tätschelte ihr den Arm. „Das weiß ich doch, Lizzie. Bleib auch bitte dabei!“

      Beim Lunch, dem ihre Mutter und Diane nur sehr verhalten zusprachen – sie waren ohnehin erst vor etwa zwei Stunden aufgestanden – erfuhr Cora, dass man gegen fünf in den Park ausfahren würde.

      „Sehr nett“, lobte sie brav und bediente sich mit kaltem Braten und in Eierteig ausgebackenem Hühnerfleisch. Diane sah ihr angewidert zu: „Wie kannst du so früh am Tag solches Zeug essen?“

      „Früh am Tag? Es ist schon fast Nachmittag und ich habe vor vielen Stunden etwas spärlich gefrühstückt.“

      „Warst du wieder vor Tau und Tag unterwegs?“, erkundigte sich die Herzogin, hörbar nur mäßig interessiert.

      „Gewiss, das erfrischt die Lebensgeister. Natürlich mit Lizzie und James, ich weiß ja, was ich meinem Ruf schulde!“

      Ihre Gnaden nickte zustimmend, Diane zuckte die Achseln. „Um diese Zeit ist doch niemand im Park?“

      „Eben, man kann die Luft genießen und sieht nur von weitem vereinzelte Reiter auf Rotten Row und wenige Spaziergänger. Hauptsächlich Nannys mit ihren Schützlingen.“

      „Das ist doch schrecklich langweilig?“

      „Für mich nicht.“ Cora wandte sich zu Ihrer Mutter. „Aber ich fahre natürlich gerne mit Ihnen aus, Mama. Und mit Diane.“

      Der zweite Satz klang etwas lahm, aber Diane registrierte dies wohl gar nicht, sie hatte anderes zu bedenken.

      „Mama, ist Ihnen Lady Dalley ein Begriff?“

      „Aber gewiss“, antwortete Ihre Gnaden, ohne zu erröten. Cora angelte sich noch ein Geflügeltörtchen und beschäftigte sich angelegentlich damit, um sich nicht durch ein wissendes Lächeln zu verraten.

      „Sie ist die Schwester des Earl of Carew, also eine durchaus standesgemäße Lady.“

      Dazu hätte Cora noch einiges zu ergänzen gewusst, aber auf sie hörte ja ohnehin niemand!

      „Gibt es wohl auch eine Lady Carew?“

      Das wusste die Herzogin leider auch nicht, vermied es aber, hilfesuchend zu Cora zu sehen, die gerade ihr Törtchen auf das Zierlichste in mundgerechte Stücke zerlegte und das Gespräch offensichtlich gar nicht verfolgt hatte.

      „Lady Dalley hatte dazu nichts zu sagen?“

      „Nein, leider. Sie hat mir ihr Stadthaus beschrieben, es muss sehr prunkvoll sein. Ich glaube, ihr Gemahl ist sehr, sehr wohlhabend… sie hat sich nur für diese kleine Saison fünfzehn Ballroben geleistet, Mama, stellen Sie sich das nur vor! Fünfzehn! Und ich habe nur zwei neue Roben bekommen…“ Diane schniefte vor Selbstmitleid.

      Ihre Gnaden entgegnete nur lakonisch: „Heirate einen reichen Mann, dann kannst du dir auch fünfzehn Ballroben leisten.“

      „Wie soll ich einen reichen Mann finden, wenn ich in


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