Die 20 besten Kinderserien der TV Geschichte. Sybille von Goysern

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Die 20 besten Kinderserien der TV Geschichte - Sybille von Goysern


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kamen und dadurch zu erwachsen klangen) und letztendlich mit Katja „Kay“ Primel eine Mädchen/Frauenstimme als Otto gewählt wurde, alle Sprecher weitgehend gleich geblieben (mit Ausnahme einiger Änderungen in den ersten Folgen). 1994 verstarb dann aber Edgar Ott als Benjamin Blümchen, 1998 Joachim Nottke (Erzähler), und 2010 Heinz Giese (Bürgermeister). „Herr Tierlieb“, Hermann Wagner stieg aus Altersgründen aus, so dass von der „Stammformation“ der 80er Jahre nur noch Till Hagen (Wärter Karl) und Katja Primel (Otto). Bei Gisela Fritsch (2013 gestorben) war zu beobachten, dass ihre Rolle aufgrund ihrer älter werdenden Stimme weniger aufgedreht als in den frühen Folgen angelegt war.

      Ein weiterer Faktor, der sich über die Jahre gewandelt hat, ist die Charakterzeichnung, insbesondere von Benjamin und Otto. In den ersten Folgen sind sie noch deutlich erwachsener und weniger kindisch, zudem scheinen sie auch mehr zu wissen als in den späteren Folgen und auch die Themenauswahl in den späteren Folgen ist eine andere. In den ersten Folgen dominieren eindeutig „Berufsfolgen“, die ab etwa Folge 80 kaum noch zu finden sind.

      Bei den inhaltlichen Änderungen hat vor allem auch die Änderung der Autorenschaft eine Rolle gespielt, da Erfinderin Elfie Donnelly nur bis Folge 65 an der Serie mitarbeitete.

      Wiederkehrende Motive

      Besonders in den frühen Folgen gibt es eine Menge ständig wiederkehrender Elemente, teilweise eher humoristischer Natur. Dazu gehören etwa:

      Benjamins Leidenschaft für Zuckerstückchen (aber auch andere Nahrungsmittel wie Bananen, Zuckerwatte).

      Benjamins Neigung Türen (manchmal auch Telefonzellen oder Rolltreppen) zu zertrümmern.

      Das „Zukurzkommen“ des Erzählers, der wegen der vierten Wand von etwas, das Benjamin tut, als einziger nicht profitiert. Ebenso ein wiederkehrendes Motiv ist, dass er in Geheimnisse nicht eingeweiht wird.

      Karlas Neugierde, Allwissenheit sowie ihre Redseligkeit, und Unsensibilität (vor allem in den früheren Folgen).

      Die Geldknappheit des Zoos und Herrn Tierliebs Verzweiflung darüber.

      Karlas Bekanntenkreis in Neustadt.

      Trivia

      In Folge 6 (und die Schule) heißt einer der Schüler „Momme“, was vor allem auffällt, da ansonsten alle Kinder in der Serie relativ traditionelle Namen tragen. Dies ist eine Anspielung Donnellys auf ihren Sohn, der Momme heißt.

      In Folge 9 (hat Geburtstag) wird im Stadtrat über den möglichen Umgang mit den 285 Elefanten beraten, die sich zu Benjamins Geburtstag angemeldet haben. Dabei entwickelt sich folgender Dialog: Stadtrat 1: “Am besten sollte man auswandern”, Stadträtin 2: “Ja, auswandern”, Stadtrat 3: “Das sollte man sowieso tun, jetzt wo dieser Herr Emu, oder wie der heißt, an die Macht kommt”. Da die Folge von 1980 stammt, kann hierin eine kaum besonders stark versteckte Anspielung auf den CSU-Kanzlerkandidaten der Bundestagswahl Franz Josef Strauß gesehen werden.

      Titelmusik

      In den ersten 57 Folgen wurde die Melodie vom Sänger Michael Thilo verwendet, der das Titellied, beginnend mit der Zeile „Auf ’ner schönen grünen Wiese liegt ein großer grauer Berg“, singt und mit der Gitarre begleitet. Das Lied besteht aus insgesamt drei Strophen, in der Regel war nur eine Strophe zu hören. In Folge 51 wurde ein spezielle Weihnachtsmusik verwendet. In Folge 52 gibt es kein Titellied.

      1989 wurde von Heiko Rüsse eine neue Titelmelodie komponiert und mit einem Kinderchor aufgenommen. Seit Folge 58 wird dieses Stück, dessen Refrain mit „Benjamin, du lieber Elefant...“ beginnt, in den Hörspielen verwendet. Auch für die Trickfilmserie wurde diese Komposition genutzt. Zudem wurden in den ersten 57 Folgen die alte Titelmelodie mit dieser ausgetauscht. Für Folge 95 wurde der Song neu eingesungen, der Text blieb jedoch erhalten und wird aktuell immer noch verwendet.

      Trickfilmserie

      Die gleichnamige Trickfilmreihe läuft erfolgreich in zahlreichen Ländern. Neben den knapp halbstündigen Serienfolgen existieren mehrere Langfilme von 45 Minuten Länge. Es gibt drei Staffeln, die erste mit 13 Folgen (sowie vier Langfolgen und einer Sonderfolge) entstand unter der Regie von Gerhard Hahn. Die zweite und dritte Staffel mit jeweils 26 Folgen wurden von A-Film in Dänemark hergestellt. Die Trickfilmreihe hat ihren eigenen Aufbau. Neben dem Raben Gulliver, als Ersatz für den Erzähler in den Hörspielen, haben die Folgen mit den Hörspielen oft nur den Namen und die groben Handlungsstränge gemeinsam. Während in der Hörspielfolge als Lokomotivführer noch eine Gruppe von Menschen transportiert wurde, wird in der Trickfilmserie die Lokomotive in einer entfernten Werkstatt repariert.

      Auszeichnungen

      Die gesamte Hörspielserie erhielt bisher 60x Gold und 75x Platin. Die kommerziell erfolgreichsten Folgen waren Folge 6 (und die Schule) und Folge 21 (als Weihnachtsmann): Beide erhielten je 5 mal Gold, wurden also jeweils 1.250.000 mal verkauft.

      Wissenschaftliche Untersuchungen

      Der Politikwissenschaftler Gerd Strohmeier geht in einem Artikel für Aus Politik und Zeitgeschichte (Bundeszentrale für politische Bildung) der Frage nach, wie die Hörspielreihen Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg den Sozialisationsprozess von Kindern beeinflussen.

      Seiner Ansicht nach wollen sie wohl explizit politische Inhalte vermitteln. Dabei befördern sie die Entwicklung politisch mündiger Bürger aber nicht, sondern behindern sie eher. Der Bürgermeister ist inkompetent, egoistisch und insgesamt eine lächerliche Figur, die Polizisten treten militärisch auf als ebenfalls inkompetente und lächerliche Handlanger des Bürgermeisters. Die Hörspielfiguren und die Reporterin Karla Kolumna stehen hingegen stets für das Gute. Dem Grundmuster nach beschließt der Bürgermeister etwas, das ihn persönlich oder seine Freunde auf Kosten der Allgemeinheit bevorteilt. Die Hörspielfiguren und die Reporterin klären die Bürger auf, sodass der Bürgermeister (abermals unter Umgehung des Stadtrats) das „Richtige“ als eigene Idee vorstellt und realisiert.

      Strohmeiers Fazit: „Die ‚richtigen‘ politischen Positionen bzw. Verhaltensweisen sind ökologisch, postmaterialistisch, basisdemokratisch, kritisch, zivilcouragiert, pazifistisch, sozial, antikapitalistisch, egalitär, tendenziell anarchisch bzw. antistaatlich, antihierarchisch, antiautoritär und antikonservativ; mit anderen Worten: ‚links‘ der politischen Mitte (linksliberal bis linksalternativ).“ Es sei zu begrüßen, dass den Hörspielreihen zufolge Medien und Bevölkerung Einfluss auf politische Willensbildungsprozesse nehmen können. „Äußerst bedenklich ist allerdings die Darstellung, dass die Medien zusammen mit den Neustädter Bürgern (und natürlich den Hörspielhelden) im Gegensatz zu Politik, Polizei und Wirtschaft grundsätzlich auf der ‚richtigen Seite‘ stehen, sich diese Seite stets durchsetzen kann und politische Entscheidungen in der Regel nicht demokratisch getroffen werden.“

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