Replay. Jon Pan

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Replay - Jon Pan


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nichts wissen.

      »Warum tust du das?«, fragte Pauly mit einer Ernsthaftigkeit, die bei ihm selten war. »Bestimmt nicht wegen des Geldes. Du weißt ja nicht einmal, ob damit überhaupt was zu holen ist.«

      Die Zigarette im Mundwinkel, blickte Kim ihn an. Ja, warum tat sie das? Seit sie das Manuskript gelesen hatte, war in ihr viel aufgebrochen. Immer in der Gewissheit, dass es zu ihrer Verfügung stand, dass sie damit etwas in die Wege leiten konnte. Ehrgeiz? Hatte es damit zu tun? Wie sehr drängte es sie zum Ausbruch aus der Norma­lität. Als Fotomodel hätte sie diese Möglichkeit gehabt. Was war davon geblieben? Sie konnte doch nicht ihr Leben lang in einem Büro sitzen und Rechnungen, Offerten und dergleichen schreiben! Oder sollte sie Nino heiraten – einen Mann mit dem Lohn eines Hilfsarbeiters!

      »Was ist los?«, fragte Pauly, weil Kim ihn nur anstarrte.

      »Du glaubst nicht, dass man damit was machen kann, oder?«, fragte Kim und zeigte auf die Papiere auf dem Tisch.

      »Keine Ahnung«, antwortete Pauly. »Zudem schreiben wir beide keine Bücher.«

      »Das wissen nur wir«, erwiderte sie. »Aber das hier, dieses Buch, haben wir zu unserer Verfügung.«

      »Mach, was du willst!« Er gab wieder mal auf. »Doch halte mich da raus!« Damit drehte er sich um und wollte ins Schlafzimmer zurück.

      »Nino!«

      Er wandte sich ihr wieder zu.

      »Ich will nun ganz klar von dir wissen, ob du bei meinem Plan mitmachst«, sagte sie.

      »Ich weiß es noch nicht.«

      »Aber du vertraust mir doch?«

      »Ja, sicher.«

      »In Ordnung, Nino.« Sie versuchte zu lächeln, doch die Art, wie sie die Zigarette im Aschenbecher ausdrückte, verriet, wie nervös sie war.

      Wenig später lag Pauly im Bett. Das leise und doch eindringliche Geräusch der Tipperei auf der Tastatur des Laptops dauerte noch die ganze Nacht.

      Kim arbeitete die ganze Woche ununterbrochen an der Abschrift des Manuskripts. Sie war über sich selbst erstaunt, denn so viel Selbstdisziplin hatte sie sich nicht zugetraut. Sie tauchte dabei in den Stoff des Thrillers ein, was sie immer mehr von ihrem Vorhaben überzeugte.

      Am Sonntagabend war es fast soweit. Was nun noch fehlte, war ein neuer Titel.

      Pauly betrat das Wohnzimmer. Kim tippte, stoppte, tippte weiter und bemerkte erst jetzt, dass Pauly neben ihr stand. Er griff nach dem Stapel des neuerstellten Manuskripts, das neben dem Drucker lag, hob die Blätter am Rand mit dem Daumen hoch und ließ sie durch rascheln.

      »Du hast noch keine Zeile davon gelesen«, hielt ihm Kim vor.

      Als sie den Kopf wieder senken wollte, um sich der restlichen Arbeit zuzuwenden, spürte sie Paulys Finger unter ihrem Kinn. Er beugte sich langsam vornüber und flüsterte: »Fleißiges Mädchen.«

      »Morgen bringe ich die Sache zur Post«, sagte Kim und schrieb auf das Deckblatt:

       AUF DER LINIE DES TODES

      Roman

      von

      NINO PAULY

      Etwas gefiel ihr nicht. Sie starrte auf den Bildschirm und las die Worte immer wieder durch. AUF DER LINIE DES TODES. Dann bereicherte sie den Namen des Autors um einen – wie sie fand – entscheidenden Zusatz: Nicht mehr NINO PAULY, sondern NINO DE PAULY.

      Ja, das klang gut, das war es, was sie gesucht hatte. Sie lehnte sich zurück.

      »Und?«, fragte Pauly. »Was ist?«

      Sie lächelte zufrieden und gab ihm keine Antwort.

       Kapitel 4 (Das Manuskript)

      Drei Wochen später.

      Robert hatte sich mit Kim verabredet. Sie trafen sich nachmittags in einem großen Café in der Innenstadt. Nach einigen belanglosen Sätzen fragte Robert: »Weiß Nino, dass du dich hier mit mir triffst?«

      »Wozu ist das wichtig?«, fragte sie zurück.

      »Ich bin einfach nicht interessiert daran, mich mit eifersüchtigen Kerls rumschlagen zu müssen«, antwortete er, und er zeigte plötzlich eine Gereiztheit, die sie an ihm nicht gewohnt war.

      »Was ist das für ein Job, den du für mich hast?«, wollte Kim wissen.

      »Wir müssten zuerst Probeaufnahmen machen.«

      »Bezahlte Probeaufnahmen?«

      »Natürlich nicht.«

      »Dann ist das nichts für mich«, sagte Kim.

      »Ich werde mich beim Auftraggeber für dich als eine Frau mit Ausstrahlung einsetzen«, versprach ihr Robert.

      »Du musst mir jetzt ein klares Angebot machen, sonst kannst du es vergessen«, verlangte Kim.

      »Was ist mit dir los?« Robert war offensichtlich irritiert.

      »Ich mache keine halben Sachen mehr«, erklärte sie ihm.

      »Du tust gerade so, als wärst du ein gefragtes Model.«

      »Verdreh bitte nichts, Robert! Es war deine Idee, dich mit mir zu treffen.«

      Robert trank einen Schluck Kaffee. Schweigend schaute er dann Kim an.

      »Ich habe im Augenblick viel zu tun«, sagte sie.

      »In der Firma?«

      »Nein.«

      »Privat?«

      »Darüber will ich nicht reden.«

      »Hast du einen besseren Fotografen als mich gefunden?«, fragte Robert.

      »Vielleicht.« Sie zeigte ein gequältes Lächeln.

      »Dann lassen wir es besser.« Nun war er verärgert.

      »Ja, lassen wir es besser«, sagte sie. »Es war falsch, mich mit dir zu treffen.«

      »Dich bedrückt irgendetwas, oder?«

      »Hast du je mit Leo über das gesprochen, was damals zwischen dir und mir passiert ist?«, fragte Kim direkt.

      »Nein.«

      »Du lügst!« Sie blickte ihn energisch an. Und scharf fügte sie hinzu: »Diese Art von Angeberei hätte ich dir nicht zugetraut.«

      »Versteh mich nicht falsch, aber – «

      »Vergiss es!«, unterbrach ihn Kim. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«

      Er schwenkte um und sagte bösartig: »Dir macht wohl dein Nino die Hölle heiß!«

      »Vergiss es!«, wiederholte sie und erhob sich.

      »Kim!« Robert versuchte sie zurückzuhalten. »Lass uns darüber reden.«

      Sie ging davon, ohne noch ein Wort zu sagen.

      »Dieser Rozeck meldet sich doch nicht«, sagte Pauly. »Die Mühe hättest du dir ersparen können. Aber du hörst ja nie auf mich.«

      »Du bist wohl auf Streit aus, was?«, fragte Kim, die in einem seidenen Nachthemd das Schlafzimmer betrat.

      Pauly, der schon im Bett lag, grinste selbstzufrieden. »Besinn dich besser wieder auf die Dinge im Leben, die auch wirklich Spaß machen«, sagte er. »Komm zu mir ins Bett!«

      »Idiot!«, zischte Kim.

      Paulys breitschultriger Oberkörper ragte bis zur Brust aus dem blauen Bettzeug heraus. Das Licht der Nachttischlampe brachte sein Muskelrelief gut zur Geltung. Er hatte beide Hände hinter den Kopf gelegt.

      Kim stieg ins Doppelbett.

      »He!« Pauly ließ seinen


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