Der mobile Wahnsinn. Jens Dreger
Читать онлайн книгу.besteht wie man sieht dringender Handlungsbedarf. Ein Umdenken ist notwendig. Mobilität ist in der heutigen Geschäftswelt ein wichtiger Erfolgsfaktor und kann – richtig eingesetzt – die gewünschten Ergebnisse bringen. Daher sollte jedes Unternehmen für sich einen klaren Fahrplan festlegen, wie, wann und wo welche Schritte auf dem Weg zur Verbesserung der Mobilität gegangen werden müssen. Diesen Fahrplan bezeichnen wir als Mobile Strategie. In den vergangenen Jahren half sie vielen Unternehmen, auf die mobile Erfolgsspur zu gelangen. Mit diesem Buch möchten wir auch sie an unserer erfolgreichen mobilen Strategie teilhaben lassen und ihnen unsere Erfahrungen aus langjähriger Beratungstätigkeit vermitteln, damit sie künftig ihre eigenen Schritte in eine erfolgreiche mobile Zukunft gehen können. Wenn sie möchten begleiten wir diesen Prozess auch gerne durch Beratungsleistungen aus unserem Hause.
1 Digitalisierung und der Wandel
Wenn sich Unternehmen über deren Weiterentwicklung und Strategien Gedanken machen spielen die Rahmenbedingungen im Unternehmen und im direkten Umfeld naturgemäß eine große Rolle. Diese Rahmenbedingungen sind bei der Mobilität der Menschen natürlich genauso wichtig. Allerdings nehmen wir sie persönlich sehr unterschiedlich wahr. In diesem Kapitel möchte ich auf Rahmenbedingungen, Veränderungen und den daraus resultierenden Wandel eingehen und dann natürlich den Bezug zur Business Welt herstellen.
Nehmen wir die Produkteinführungen des iPhones 2007, die des iPads 2010, das Cloud Computing im Allgemeinen, den Trend Industrie 4.0 („das Internet der Dinge“) oder die fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaft. Alle hatten und haben einen großen Einfluss auf unseren privaten und beruflichen Alltag und sind kaum mehr wegzudenken.
Aber welches Thema hat die größten Veränderungen verursacht und entscheidend in die Business Welt ausgestrahlt?
Nur allzu schnell reduzieren wir diese Frage auf einzelne Geräte oder Produkte. Meiner Meinung nach ist das aber die falsche Frage. Nur weil man die Möglichkeit hat etwas anders zu tun als vorher, ist das noch lange kein Handlungsgrund.
Das Kernthema ist, so trivial es klingt, die grundsätzliche Veränderung im Zugang zu Informationen und deren Integration in unser Leben. Diese simple Wahrheit wird aber meiner Meinung nach massiv unterschätzt bzw. gerade im beruflichen Umfeld falsch bewertet und zu wenig berücksichtigt. Dadurch nutzen viele Unternehmen die möglichen Vorteile nicht aus!
Die Veränderungen im Bereich der Beschäftigungsmodelle unterstützen diesen Effekt noch zusätzlich. Hierbei sind gerade die unterschiedlichen Konzepte von Gleitzeitmodellen, Shareddesk, Homeoffice bis zu komplett freien Arbeitszeiten und Orten zu nennen. In der Regel sind die Gründe für eine solche Lösung oft eine Kostenreduktion für Arbeitsplätze, aber nicht die Steigerung der Mobilität.
Es gibt oft deutliche Differenzen in der Beurteilung, ob eine Maßnahme einen Mehrwert bringt oder nicht. In der Regel besteht ein Zusammenhang zwischen der persönlichen Einschätzung und der Generation, der man angehört. Der Umgang mit neuen Technologien ist also auch abhängig davon, aus welchem Umfeld und zu welcher Zeit der persönlichen Entwicklung stattfand. Nachfolgend möchte ich kurz die allgemeinen Begrifflichkeiten nennen, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.
Man unterscheidet zwischen:
§ Matures (Jahrgang 1933-1945)
Hatten keinen Zugang zu digitalen Medien und sind sehr gering bis gar nicht digitalisiert.
§ Boomer (Jahrgang 1946-1964)
Sind ohne digitale Medien aufgewachsen und erleben erst in der Spätphase der Arbeitswelt die Digitalisierung.
§ X-Generation (Jahrgang 1965-1976)
Haben die Anfänge der Digitalisierung in der Ausbildung kennengelernt, können bedingt damit umgehen und sind nur zu einem geringen Teil in der Digitalisierung angekommen.
§ Y-Generation (Jahrgang 1977-1998)
Sind in der Digitalisierung aufgewachsen und erleben die Gesellschaft mehr als Konsum - denn als Arbeitsgesellschaft.
§ Z-Generation (Jahrgang 1999-…)
Diese Generation wächst mit Smartphones auf und kennt oft nur digitale Kommunikationsformen
Wer sich genauer damit beschäftigen möchte, dem empfehle ich weiterführende Literatur über die Generation Y, die im Netz reichlich vorhanden ist. Achten sie bitte bei darauf, dass sie nicht aus der eigenen Generation heraus werten und be- bzw. verurteilen. Es geht zuerst darum, zu verstehen, welches Verständnis und welche Rahmenbedingungen einer Generation uns antreiben. Erst später werden wir darauf eingehen, wie man mit diesen Unterschieden umgeht.
Worum geht es nun bei der rasch fortschreitenden Digitalisierung unserer privaten und beruflichen Welt?
Eine positive Konsequenz der Digitalisierung ist das Informationen unabhängig von Zeit, Ort und Medium verfügbar werden. Was ich damit meine, will ich an einigen Beispielen aus dem privaten und beruflichen Umfeld verdeutlichen.
Für die meisten von uns ist es heute selbstverständlich, private Informationen mit anderen zu teilen. Nehmen wir nur das Beispiel Urlaubsreise. Das Internet ermöglicht es uns, schon vor Reiseantritt einen visuellen und emotionalen Eindruck des nächsten Urlaubsziels zu erhalten. Wir reden jetzt nicht von Urlaubsfotos, die Menschen für jeden sichtbar ins Netz stellen. Wir erhalten Berichte von anderen Menschen, die wir nicht unbedingt kennen müssen, wir sehen persönliche Videos oder Schnappschüsse, die uns einen sinnlichen Eindruck von dem auserwählten Urlaubsort oder Hotel geben und nicht selten unsere Entscheidung, wohin wir fahren und welches Hotel wir buchen, massiv beeinflussen. Gerade für die jüngere Generation ist das Teilen von Informationen in jeglicher Form zum Alltag geworden.
Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, was die digitalen Neuerungen bei der privaten Urlaubsplanung mit ihrer Firma zu tun haben? Dann fragen sie sich einmal, wie viele Unternehmen genau diesen Mechanismus und die daraus resultierenden Vorteile heute schon nutzen? Die Bilanz ist Besorgnis erregend: Die Vorteile der Digitalisierung werden im Business Kontext kaum genutzt und zudem noch negativ bewertet.
Ein Grund dafür ist schnell gefunden. Überlegen sie einmal, wie viele Informationen sie täglich bekommen und wie viele davon für sie relevant sind? Wie lange beschäftigen sie sich mit Dingen, die nicht wichtig sind und keinen positiven Effekt auf Ihre Tätigkeit haben? Sicher viel zu lange!
Also geht es nicht nur darum, den leichteren Zugang zu Informationen zu ermöglichen, sondern vor allem auch darum, einen geeigneten Filter darüber zu legen, um Ineffizienz zu vermeiden. Ein solcher Filter kann durch eine intelligente Vernetzung und Integration von Daten und Informationen in den jeweiligen passenden Kontext erreicht werden. Oder anders und einfacher gesagt: Bringen sie die nötigen und wichtigen Informationen dorthin, wo sie hingehören, und überfrachten sie nicht die Mitarbeiter täglich mit unwichtigen Dingen!
Auch hier ein kurzes Beispiel. Wenn ich mir ein neues Produkt kaufen möchte, und ich erfahre, dass Freunde, deren Meinung ich sehr schätze, dieses Produkt als gut bewertet haben, dann hat dies oft einen großen Einfluss auf mein Kaufverhalten. Sicherlich hängt es vom Produkt ab, ob ich mich eher bestätigt finde oder vom Gegenteil überzeugt werde. Das gleiche T-Shirt möchte ich wahrscheinlich nicht, aber den gleichen Tennisschläger vielleicht schon. Warum nutzen wir diesen Mechanismus eigentlich nicht in Unternehmen?
Es gibt Studien, die nachweisen, dass in Unternehmen 80 Prozent der Entscheidungen von Menschen getroffen werden, die nur 20 Prozent des Wissens bzw. der notwendigen Informationen für die Entscheidung besitzen. Auf der anderen Seite gibt es jedoch Mitarbeiter, die über ein hohes Wissen und eine hohe Entscheidungskompetenz verfügen, an Entscheidungen aber nur zu einem sehr geringen Prozentsatz beteiligt sind.
Auch das ist wieder so eine Selbstverständlichkeit, die aber im täglichen Business oft die gewünschte Produktivität und den erhofften Erfolg massiv verhindert. Genau hierüber wollen wir uns im Folgenden noch Gedanken machen. Getreu dem Motto „weniger ist mehr“ oder das „re:re:re“ einer Email hat deren Inhalt selten wichtiger und wertiger gemacht. Mit