Der Musenkuss. Marion Wolf
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Marion Wolf
Der Musenkuss
Eine rauschende Ballnacht für Froschkönig Fridolin
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Inhaltsverzeichnis
Ein Frosch für Fritzchen
Am Ostersonntag besuchte Fritzchen seinen Vetter Jens am Dorf. Nach dem Mittagessen spazierten die beiden zum Dorfweiher. Jens zeigte Fritzchen die Froschkolonie. Fritzchen wollte gern einen Frosch, aber sobald sich die Buben näherten, hüpften die Frösche ins Wasser und verbargen sich im Schlamm.
„Schau’n wir mal zu den Eiern“, meinte Jens. Und wirklich, dort wo die Sonne auf die weißen Kugeln im Wasser schien, regte sich was. „Pass’ auf", meinte Jens, bald schlüpfen die Kaulquappen aus.“
„Kaulquappen?“ fragte Fritzchen. „So heißen die Froschkinder“, erklärte Jens dem kleinen Vetter aus der Stadt. "Warte hier, ich hol’ schnell ein Marmeladeglas.“
Es dauerte nicht lange, und schon strampelte die erste Kaulquappe putzmunter an der Wasseroberfläche umher und schnappte nach Wasserflöhen. Fritzchen beobachtete begeistert, wie nach und nach weitere Kaulquappen schlüpften.
Jens war kurz darauf wieder zur Stelle, zog Schuhe und Strümpfe aus und watete ins flache Uferwasser. Mit offenem Marmeladeglas in der Hand blieb er stehen. Bald gewöhnten sich die Tierchen im Wasser an die unbewegliche Figur. Als genug Kaulquappen herum schwammen, fischte er eine heraus. Auch Wasserflöhe und Wasserlinsen landeten im Glas. So brauchte die Kaulquappe nicht zu hungern.
Stolz überreichte der Dorfbub seinem kleinen Stadtbesuch den Fang: „Hier, die schenk’ ich Dir zu Ostern“, erklärte er großmütig. Fritzchen nahm das Marmeladenglas feierlich in Empfang und betrachtete verzückt das Froschbaby. „Du gehörst jetzt mir“, sagte er stolz und beobachtete, wie das kleine Wesen im Wasserglas herum schwamm.
Jens rieb seine Beine mit vertrocknetem Gras ab und zog eilends wieder Strümpfe und Schuhe an. Es war ja noch zeitiges Frühjahr und er wollte sich nicht verkühlen.
Vor der Heimfahrt schraubte Jens das Froschglas sorgfältig zu und Fritzchen hielt im Auto seinen Schatz zwischen die Oberschenkel geklemmt und mit beiden Händen fest.
Atriumgarten
Fritzchen lebte mit seinen Eltern in einem Atriumhaus, dessen Mauern einen kleinen Garten umschlossen. Neben der Terrasse hatte Papa einen Seerosenteich angelegt. Hier sollte das Fröschlein sein neues Zuhause finden.
Klopfenden Herzens schraubte Fritzchen das Marmeladenglas auf, tauchte es langsam ins Teichwasser und ließ die Kaulquappe samt Wasserlinsen hinaus schwimmen. Das Froschbaby ruderte sofort drauflos, um den Teich zu erkunden.
Die drei Goldfische machten große Augen und machten verwundert „blubb".
Nach und nach wuchs das Tierchen, häutete sich mehrmals, bekam Beine und eines Tages saß ein richtiger kleiner Frosch auf einem Seerosenblatt.
Fritzchen jubelte vor Freude und nannte ihn Fridolin. Jeden Tag hockte der kleine Junge nun stundenlang vor dem Teich und beobachtete sein Fröschlein beim Fliegenfangen. Manchmal sang er am Teich versonnen "Hänschen klein" und stellte sich vor, ein Däumling zu sein, auf Fridolins Rücken über den Teich zu schwimmen und die Libellen zu begrüßen, die über den Seerosen herum schwirrten...
Wenn Fritzchen schlafen ging, sang Fridolin eine Frosch-Arie und die Grillen aus dem nahen Staudenbeet begleiteten ihn mit ihrem Zirpen.
Fritzchens Eltern hörten lieber Mozart, aber sie schätzten es doch sehr, dass der kleine Frosch ihnen die Mücken vom Leibe hielt.
Fridolin indes hörte ergriffen zu, wenn an lauen Abenden das Laudate Dominum und das Ave Verum mit Ingeborg Hallstein von einer alten Schallplatte erklangen. In Gedanken summte er die anbetungswürdigen Gesänge mit.
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