re:publica Reader 2015 – Sammelband. re:publica GmbH

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re:publica Reader 2015 – Sammelband - re:publica GmbH


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vermitteln. Dafür steigt vom 27. bis zum 29. Mai 2016 im Haus der Berliner Festspiele das erste Festival für digitale Jugendkultur - die Tincon. Dort können junge Macher - vom Coder bis zum Youtuber - netzwerken, ihr Können zeigen oder - einfach Spaß haben.

      Finding Europe

      Zielgruppe heute: männlich, 35, technik-affin

      Text: Anna Reuß @anna_reuss

      Eine ganze Woche digitale Bildung: Während der EU Code Week soll kreative Techniknutzung bei Kindern gefördert werden. Deutschland war bis 2014 nicht dabei, hat aber Nachholbedarf. Nur in drei Bundesländern ist Informatik Pflichtfach an den Schulen. In anderen Ländern programmieren schon Erstklässler. Der kreative Umgang mit Technik soll bei Kindern spielerisch das Interesse am Coding wecken.

      Die digital natives wachsen mit Internet und Smartphone auf, trotzdem gilt es - oder gerade deswegen, die Herausforderungen darin zu erkennen. Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin, Internetbotschafterin Deutschlands im Europaparlament, Nicolas Zimmer, Technologie-Stiftung Berlin, und Steffen Ganders von Samsung Mobile diskutierten, welche Möglichkeiten die Code Week Jugendlichen bietet. “Kinder müssen zu mündigen Bürgern erzogen werden”, sagte Gesche Joost. “Die Grundlagen dazu müssen wir schaffen.” Programmcodes seien die Basis der digitalen Welt. Mädchen und Jungen sollten daher bereits früh die technischen Fähigkeiten dazu erlernen. Der spielerische Ansatz sei wichtig, wenn Kinder Begeisterung für Technik entwickeln sollten, betonte Steffen Ganders. Vor allem, um Mädchen genau so wie Jungen anzusprechen. “Denn sonst”, so betonte Joost, “werde die Berufsgruppe der Programmierer im Durchschnitt weiterhin männlich, 35 und technik-affin sein.” Coding und Hacking sei modernes Problemlösen. Eine verantwortungsbewusste Nutzung sei dabei besonders wichtig. Die schaffe man nur, indem Kinder früh lernen, verantwortungsbewusst mit digitalen Medien umzugehen.

      Sabrina Wiltzke von der Universität Bremen zeigt Kindern beispielsweise, wie sie Schmuck am Computer selbst programmieren - mittels Laser-Cutter. Dieses Angebot richtet sich speziell an Mädchen. Unternehmen wie Google und Microsoft klagen seit Jahren über fehlenden weiblichen Nachwuchs. Diesem Problem wollen die Initiatoren der Code Week entgegenwirken.

      Impressionen

      Fotos

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      Foto: Yannic Hannebohn (@yannicsh)

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      Foto: Yannic Hannebohn (@yannicsh)

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      Foto: Christoph Farkas (@lachsdieb)

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      Foto: Yannic Hannebohn (@yannicsh)

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      Foto: Yannic Hannebohn (@yannicsh)

      Impressionen

      Tweet des Tages

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      Impressionen

      Zahl des Tages

      40.000

       Tweets wurden mit dem Hashtag rp15 verschickt

      Impressionen

      Spruch des Tages

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      Viralität

      Licht aus, wenn die Eltern Sex haben

      Text: Silvia Perdoni @S_Perdoni

      Um das Naturell von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) zu beschreiben, ziehen Medien oft Attribute wie spröde oder drahtig heran. Die 63-Jährige tritt pragmatisch auf, burschikos. Ende des vergangenen Jahres - da war Hendricks schon rund ein Jahr im Amt - wussten in einer Umfrage 80 Prozent der Befragten nichts mit ihrem Namen anzufangen. Und wenn es ein Attribut gibt, mit dem die Politikerin sicher noch nie belegt wurde, dann ist es: hip.

      Auch an ihrem Umweltministerium klebt nicht gerade der Ruf eines coolen Berlin-Mitte-Startups. Wie schafft es da eine Klimaschutz-Kampagne eben dieses Ministeriums zum viralen Hit zu mutieren? Diese Frage versucht Hendricks, die als erste Bundesministerin auf der re:publica sprach, am Dienstag zu beantworten. Zusammen mit ihrem Pressesprecher und den Werbeverantwortlichen der Kampagne „Zusammen ist es Klimaschutz“ schildert sie rund eine Stunde lang ihre Erfahrungen mit der unkonventionellen Werbung und beantwortet die Fragen von Bloggern.

      Mit denen hatte nämlich alles begonnen. Bei einer Konferenz des Umweltministeriums, zu der auch Journalisten geladen waren, debattierten im November 2014 szenebekannte Blogger über Umwelt- und Klimaschutz. In Kurzclips erklärten sie im Anschluss, warum sie über Nachhaltigkeit schreiben. Es folgten Wandprojektionen im öffentlichen Raum, eine Socken-Verschenk-Aktion am Berliner Alexanderplatz, ein Twitter-Interview und vor allem: drei neckische Web-Spots mit einem Appell zum Klimaschutz. Besonders für Aufsehen sorgte die Szene eines jungen Mädchens, das seine Eltern nachts beim Sex im Wohnzimmer erwischt. Die Moral von der Geschichte: Licht aus! Das schützt vor traumatisierenden Anblicken und das Klima gleich mit.

      Über 3,5 Millionen mal riefen Nutzer die Clips unter dem Hashtag #ziek bei Youtube auf. Allein die peinliche Elternszene erreichte über zwei Millionen Klicks. Sex sells, also? „Ich glaube eher, dass Überraschung sells“, sagt Julia Mussgnug von der zuständigen Kreativagentur. „Es war neu und überraschend, dass ein Ministerium so lustige Werbung macht.“ Sogar die Kanzlerin habe sie darauf angesprochen, pflichtet Hendricks bei.

      Die Ministerin kannte die Videos vor der Veröffentlichung nicht, hatte aber die Drehbücher gelesen. Nur an einer Stelle bat sie darum, etwas zu ändern: „Im Zombie-Clip sollte Blut an die Fensterscheiben spritzen. Das war mir zu viel.“ Untote fressen in der Szene einen rasenmähenden Spießbürger, dessen Frau im Haus das gekippte Fenster schließt, weil seine Schreie sie beim Flötespielen stören.

      Einen Shitstorm, zum Beispiel aufgrund stumpfer Werbe-Plattitüden, befürchtete Hendricks nicht. „Aber ich hatte Anfeindungen“, räumt sie ein. „Im Wesentlichen wegen der Eltern-Sexszene.“ Kinos zeigten den Spot später nicht mehr in der Kinderfilm-Zeit vor 18 Uhr. Dass auch der Mediendienst Meedia die Kampagne “peinlich” nannte und die Reaktionen auf Twitter sehr gemischt ausfielen, erwähnt die Ministerin nicht. Any publicity is good publicity, scheint die Devise dem Sprichwort gemäß zu lauten.

      Ob sie auch die Fortsetzung der Kampagne - denn ja, die Werbe-Offensive soll weiter gehen - im Internet plant, lässt Hendricks offen. Das Netz biete sehr gute Möglichkeiten der schnellen Multiplikation, vor allem, um die Zielgruppe zwischen 20 und 30 Jahren zu erreichen. Sprecher Michael Schroeren sieht das ähnlich: „Jeder dieser Blogger beschäftigt sich auf irgendeine Weise mit Klimaschutz, es sind Beispiele. Und ohne Beispiele kommt man nicht voran im Klimaschutz.”

      Technik

      Die Augen der Maschinen

      Text: Bastian Hosan @BastiHosan

      Die Geschichte beginnt mit Flugzeugen. Wer sie in GoogleMaps mit großem Glück findet, merkt: Satelliten sehen die Welt mit anderen Augen als wir. Sie nehmen das fliegende Motiv in verschiedenen Farben hintereinander auf. Erst blau,


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