Tara - Die Reise zum Ich. Anjana Gill

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Tara - Die Reise zum Ich - Anjana Gill


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ist schön. Nun hast du schon eine Vorstellung davon bekommen, was tiefes Glück ist.

      Dieses Glück kannst du immer in dir tragen. Dieses Glück kommt aus deiner Seele, Tara. Alles, was du tun musst, ist, dich auf deine Seele einzustimmen!“

      „Was ist denn die Seele eigentlich genau?“, fragte ich vorsichtig, denn, ehrlich gesagt, wusste ich es in letzter Konsequenz nicht.

      „Im Abendland herrscht die Meinung vor, dass der Mensch sein Körper ist und er einen Geist hat. Das ist so nicht ganz richtig. Im Gegenteil: Es ist genau umgekehrt:

      Der Mensch ist eine Seele, und er hat einen Körper.

      Die Essenz von uns Menschen ist unsere Seele. Unser Körper ist nur unser Werkzeug. Unser Körper ist quasi das Vehikel, das uns durch das Leben fährt.

      Ein Kind wird geboren – es ist eins mit seiner Seele. Aber dann kommen die Menschen. Die materiellen Dinge beginnen, an Bedeutung zu gewinnen. Wie die Schalen einer Zwiebel wickeln sie sich um den Menschen und nehmen seinen bewussten Geist, seinen Verstand, in Anspruch – Haus, Besitz, Reichtum. Die Seele, der unbewusste Geist, droht von diesen Hüllen erstickt zu werden.

      Der Mensch lebt wie ein Gefangener in seinem Körper. Wer nur seinen Körper liebt, der liebt sein eigenes Gefängnis. Aber wir sind nicht nur unser Körper. Wir sind grenzenlos. Das Geheimnis des Glücks ist, sich nicht zu begrenzen und sich seiner Seele bewusst zu werden.“

      Ich hing wie gebannt an seinen Lippen und wollte jedes Wort aus seinem Mund aufnehmen.

      All’ unsere egoistischen Triebfedern,

      all unsere persönlichen Wünsche verdunkeln

      die wahre Sicht auf unsere Seele,

      weil sie nur auf unser eigenes erbärmliches

      Ich hinweisen.

      Wenn wir uns unserer Seele bewusst sind,

      nehmen wir das innere Wesen wahr, das über

      unser Ego hinausgeht und die tiefsten

      Verbindungen zum Ganzen besitzt.

      Diesen tiefsinnigen Spruch hat der indische Dichter und Denker Rabindranat Tagore geschaffen. Kannst du seine Bedeutung erahnen und erkennen?“

      Ich nickte eifrig. Aber konnte ich das wirklich?

      Gurudschi machte eine Pause. Er wirkte tief in sich versunken, aber auf einmal strahlte er mich wieder an.

      „Vielleicht ist das alles ein wenig zu viel für dich, meine liebe Tara.“

      „Nein, nein“, widersprach ich erschrocken. Ich wollte hier bleiben und eintauchen in diese neue Welt.

      „So warst du schon als kleines Mädchen, Tara. Schon immer neigtest du zu Übertreibungen, egal, ob bei der Arbeit oder beim Lernen. Deine Mutter hatte immer ihre liebe Mühe, dich von dem, womit du gerade beschäftigt warst, loszureißen.“

      Ja, das stimmte. Aber woher wusste Gurudschi nun auch noch Dinge aus meiner Kindheit?

      Statt wie sonst auf meine Gedanken zu antworten, lächelte er mich nur geheimnisvoll an. Ich wollte ihn gerade danach fragen, als er sagte: „Später, Tara! Später.“

      „Nun weihe ich dich erst einmal in die Geheimnisse der Stille und der Ruhe ein.

      Das Wichtigste, was du lernen musst, ist, nicht ständig die Geschwindigkeit deines Lebens zu erhöhen.

      Der erste Schritt dahin ist zu lernen, in die Stille und in die Ruhe zu gehen. Denn diese beiden sind deine Eintrittskarten in dein herrliches und glückliches Leben.“

      Gurudschi reichte mir einen Zettel mit einem Spruch:

      Stille ist ein großer Segen,

      sie reinigt das Gehirn, gibt ihm Vitalität.

      Und diese Stille erzeugt große Energie,

      nicht nur Energie des Denkens oder die Energie

      von Maschinen, sondern unverdorbene Energie,

      die unermessliche Kräfte und Fähigkeiten hat.

      Dies ist der Ort, wo das Gehirn, das sehr aktiv ist, still sein kann. Eben diese intensive Aktivität

      des Gehirns hat die Eigenschaft und die Schönheit der Stille.

      (Jiddu Krishnamurti)

      Ich las den Spruch mehrere Male durch und dachte darüber nach.

      „Kommt daher der Spruch: In der Ruhe liegt die Kraft?“

      „Ja, auch. Die Welt ist laut geworden. Und um die Geheimnisse des Lebens zu erkennen, musst du leise sein, sonst kannst du sie nicht hören!

      Es ist wichtig, dass du dir jeden Tag eine Auszeit nimmst. Gönne dir den Luxus von Stille, Zeithaben und einen Moment des Nichtstuns! Sei es dir wert! Du musst wieder lernen zu hören, was aus dir selbst kommt! In der Zeit der Stille machst du dich frei von den Ablenkungen dieser Welt und betrittst einen Bereich, der sehr, sehr spannend ist. Wenn alles schweigt, kannst du aktiv und schöpferisch sein. Dann kannst du das Flüstern der Götter hören.“

      Ich bekam eine Gänsehaut. Das ‚Flüstern der Götter’ hörte sich wirklich spannend an. „Was muss ich denn tun, um dieses Flüstern zu hören?“

      „Nimm dir jeden Tag eine gewisse Zeit zur Meditation, also eine Zeit für die Stille und die Ruhe. Setze dich entspannt hin, werde still und lausche. Lausche nach innen.“

      Gurudschi schloss die Augen und wirkte im selben Moment schon tief versunken. Und dabei strahlte er eine ungeheure, absolut intensive Ruhe aus.

      Ich tat es ihm nach und schloss meine Augen ebenfalls. Ich sehnte mich so nach Frieden und wollte unbedingt auch in diesen Zustand der Ruhe und Stille eintauchen.

      Aber so leicht, wie ich mir das vorgestellt hatte, war das nicht. In meinem Kopf war es nämlich nicht still. Ständig kamen mir irgendwelche Ereignisse oder Aufgaben in den Sinn.

      Ich muss mich bestimmt nur zusammennehmen und etwas mehr konzentrieren, dann wird es mir auch gelingen, meine Gedanken abzustellen, beruhigte ich mich selbst. Ich wollte unbedingt in den Zustand der Ruhe und der Stille. Schließlich hatte Gurudschi gesagt, sie seien die Eintrittskarten in die schöne, zauberhafte Welt des Glücklichseins.

      Ich konnte machen, was ich wollte, es wollte mir einfach nicht gelingen. Verzweifelt versuchte ich, mich besser zu konzentrieren, aber je mehr ich mich konzentrierte, desto wirrer wurden meine Gedanken. Die verrücktesten und – vor allem – banalsten Dinge gingen mir durch den Kopf.

      Langsam wurde ich frustriert. Scheinbar war ich zu dumm, ich schaffte es einfach nicht.

      „Tara, bleib schön locker. Du verkrampfst dich zu sehr“, unterbrach Gurudschi die Stille.

      „Ja, aber was soll ich denn tun! Meine Gedanken schweifen ständig ab. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren“, antwortete ich mutlos und deprimiert.

      „Lass deine Gedanken einfach zu, Tara. Sobald ein Gedanke kommt, betrachte ihn in aller Seelenruhe, und dann lass ihn weiterziehen. Stell dir einfach vor, diese Gedanken seien Wolken oder Seifenblasen. Schau sie an, und lass sie ziehen. Gestatte dir ein wenig Leichtigkeit. Sobald ein Gedanke in deinem Kopf erscheint, egal wie absurd oder banal er auch sein mag, sieh ihn an, lächle ihm zu, hülle ihn in eine Seifenblase und lass ihn weiterziehen.

      Wenn du dich darüber ärgerst, dass dich Gedanken stören, verleihst du ihnen nur unnötig Macht. Damit bindest du sie an dich. Die störenden Gedanken bekommen dann genug Aufmerksamkeit von dir und fühlen sich dadurch so richtig wohl bei dir und bleiben länger als nötig.

      Du musst und sollst dich gar nicht konzentrieren, Tara! Konzentration ist eine Anstrengung, und das ist mit Meditation nicht gemeint.

      Setz dich einfach hin, atme und beobachte, was geschieht.

      Wenn du möchtest und es dir hilft, beobachte einfach


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