Wie konnte Gott Mensch werden?. Lukas Ohly
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Impressum
Wie konnte Gott Mensch werden?
16 Modelle der christlichen Zweinaturenlehre
Lukas Ohly
published by epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
© Lukas Ohly
ISBN 978-3-8442-8272-6
Inhaltsverzeichnis
Nestorius von Konstantinopel – Die phänomenologische Einheit von Gott und Mensch 6
Kommentar und Weiterführung. 9
Cyrill von Alexandrien – Untereinander angeordnete Naturen. 13
Kommentar und Weiterführung. 17
Das Chalcedonense – Das personale Bestimmtwerden durch Anderes. 22
Kommentar und Weiterführung. 24
Die lutherische Interpretation der Communicatio Idiomatum.. 29
Kommentar und Weiterführung. 33
Johannes Calvin – Das Extra-Calvinisticum.. 40
Kommentar und Weiterführung. 45
Friedrich Schleiermacher – Die Einheit des Prozesses mit dem Gehalt 48
Kommentar und Weiterführung. 55
Karl Barth – Der Vorrang des Werdens vor dem Sein. 61
Kommentar und Weiterführung. 65
Paul Tillich – Das Neue Sein als Symbol Gottes. 70
Kommentar und Weiterführung. 74
Gerhard Ebeling – Die Einheit in der Relation. 81
Kommentar und Weiterführung. 84
Wolfhart Pannenberg – Die Identität eines abgeschlossenen Prozesses. 90
Kommentar und Weiterführung. 94
Jürgen Moltmann – Die Vereinigung der Personen in einer Natur 99
Kommentar und Weiterführung. 103
Friedrich-Wilhelm Marquardt – Israel als Integral von Gott und Mensch. 109
Kommentar und Weiterführung. 116
Ingolf U. Dalferth – Der einheitliche Referenzrahmen des Handelns Gottes. 120
Kommentar und Weiterführung. 125
Wilfried Härle –Was Wesen und Erscheinung verbindet 130
Kommentar und Weiterführung. 135
Dietrich Korsch – Die Unbedingtheit von Selbst- und Weltverhältnis in der richtigen Form 139
Kommentar und Weiterführung. 144
Hermann Deuser – Verschlungene Repräsentationen. 149
Kommentar und Weiterführung. 154
Schluss: Tendenzen der christologischen Modelle. 157
Einleitung
Bestimmt hätte Gott auch einfach irgendjemanden von den Toten auferwecken können. Spätestens zu diesem Zeitpunkt käme aber die Frage auf, wie viel von seinem Menschsein dann noch übrig geblieben wäre. Dieselbe Frage reicht ins Leben dieses Menschen, sobald seine Auferweckung in Zusammenhang zu seinem Leben steht. Wenn es dieser Mensch gewesen ist, der aus Nazareth kam, einige Jahre um den See Genezareth herumstrich, um dort das Reich Gottes anzusagen – und der dann schließlich von Gott auferweckt wurde, dann wird der Zusammenhang fraglich zwischen seinem Menschsein und dem, was durch seine Auferweckung von seinem Menschsein übrig geblieben wäre. In einer zeitlichen Abfolge lässt sich dieser Zusammenhang nicht darstellen: Denn nehmen wir einmal an, dieser Mensch wäre bis zu seinem Tod ein Mensch gewesen und nach seiner Auferweckung zu einem anderen Wesen verwandelt worden. Welche ontologische Basis besteht dann noch, in beiden Stadien von demselben Wesen zu sprechen? Selbst eine Referenztheorie, die auf einen und denselben Gegenstand referiert[1], ohne dabei auf seine Eigenschaften Bezug zu nehmen, führt hier nicht weiter. Denn dazu müssten zumindest die faktischen Bedingungen, unter denen wir einen Gegenstand erstmalig identifizieren, auf alle kontrafaktischen Situationen zutreffen, in denen wir noch von ihm reden und auf ihn referieren.[2] Dann wäre also dieser Auferweckte immer schon ein anderes Wesen gewesen. Und das heißt, dass er entweder nie ein Mensch war (Doketismus) oder dass er eine Art Zwitterwesen zwischen Mensch und Übermensch ist.
Nehmen wir dagegen an, es sei einem Menschen möglich, von den Toten aufzuerstehen. Dabei sei nicht eine Rückkehr ins irdische Leben gemeint, sondern eine Existenzweise, die mit den traditionellen Begriffen „Himmelfahrt“ und „Sitzen zur Rechten des Vaters“ verknüpft ist. Immerhin nehmen Christen an, dass sie auch einmal von den Toten auferstehen werden. Dann besitzen Menschen also mögliche Eigenschaften, die sie zurzeit noch nicht realisieren können aufgrund ihrer spezifischen menschlichen Natur. Verändert sich dann nicht ihre Natur, sobald sie von den Toten auferstehen? Wenn sie sich aber nicht verändern soll und dennoch die Auferstehung für die menschliche Fortexistenz nach dem Tod wesentlich ist, so muss eine naturinterne Differenz unterstellt werden: Es verträgt sich dann mit der menschlichen Natur, dass sie Eigenschaften annehmen kann, die sie verändern, ohne dass sie