Mein Leben für Virginia. Eppa Hunton II.

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Mein Leben für Virginia - Eppa Hunton II.


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Gesundheit sehr zuträglich. Hierauf kehrten wir im September nach Brentsville zurück, doch bereits am 30. des Monats holte der Allmächtige sie zu sich. Sie hatte in ihrer kurzen Zeit auf Erden unser Heim mit Freude erfüllt und unsere liebevolle Ehe noch weiter gefestigt. Sie trug die Namen ihrer beiden Großmütter und beide hatten sie abgöttisch geliebt. Wir betrauerten ihren Tod bitterlich. Sie war unsere einzige Tochter.

      Am 14. April 1855 wurde mein Sohn Eppa geboren. Seine Geburt vermochte unseren Schmerz über den Verlust unserer geliebten, kleinen Lizzie ein wenig zu lindern. Mein Sohn war nach meinem Vater und mir benannt. Er lebt noch und war mir und seiner Mutter stets eine treue und liebevolle Stütze. Er hat mir niemals Kummer oder Sorge verursacht, mit Ausnahme seines Lasters des Zigarettenrauchens, welches er sich leider angewöhnt hat. Er hat sich zu einem angesehenen Rechtsanwalt entwickelt und ist bei allen Leuten, die ihn kennen, ausgesprochen beliebt. Die Freude, die er mir stets bereitet hat, stellt ein Geschenk dar, für welches ich mich niemals adäquat werde erkenntlich zeigen können. Er war mir zeitlebens in innigster Zuneigung zugetan und seine Liebe zu seiner Mutter war wahrhaft anrührend.

      Ich war seit meiner frühen Jugend ein überzeugter Demokrat. Auch mein Vater war ein Demokrat gewesen und generell machten die Huntons keinen Hehl aus ihrer demokratischen Gesinnung. Mit Erreichen des Erwachsenenalters nahm ich aktiv an der Parteipolitik teil und warb ab 1840 in jedem Präsidentschaftswahlkampf mit Wahlreden um Stimmen für die Demokraten.

      Im Jahre 1856 war ich einer der Abgeordneten des Parteitages der Demokraten in Cincinnati. Franklin Pierce war der amtierende Präsident und ich sprach mich für seine Wiederwahl aus, entschied mich jedoch letztlich unter den favorisierten Kandidaten für R. M. T. Hunter aus Virginia. Schließlich war es jedoch James Buchanan aus Pennsylvania, der von den Demokraten als Präsidentschaftskandidat aufgestellt wurde und die Wahl auch für sich entscheiden konnte.

      Ich arbeitete zu jener Zeit, bis in das Jahr 1860, als Rechtsanwalt in Brentsville und war dabei recht erfolgreich. Meiner Kanzlei mangelte es nicht an Kunden und ich konnte allmählich meinen Landbesitz erweitern. Es herrschten bereits seit einiger Zeit beträchtliche Spannungen zwischen dem Norden und dem Süden des Landes und die Sklavenfrage war die grundlegende Ursache dieser Uneinigkeit. Der Norden erstreckte sich über ein weitaus größeres Territorium und verfügte über eine weitaus größere Bevölkerung und seine Haltung hinsichtlich der Institution der Sklaverei wurde zunehmend feindseliger. William H. Seward, einer der führenden Staatsmänner des Nordens, verkündete, die Union könne nicht länger bestehen, solange eine Hälfte des Landes frei und die andere unfrei sei. In beiden Kammern des Kongresses kam es zu Tumulten und gewalttätigen Auseinandersetzungen und ein jeder friedliebender Mann musste der Zukunft des Landes mit Sorge und Furcht entgegenblicken.

      Im Jahre 1860 spaltete sich die Demokratische Partei, der es zuvor stets gelungen war, ihre Flügel hinter der gemeinsamen Sache zu einen, über der Frage der Ausbreitung der Sklaverei in den neuen Bundesstaaten westlich des Mississippi. Am 23. April 1860 hielt die Partei eine Versammlung in Charleston, South Carolina ab und erwies sich bezüglich der Nominierung von Stephen A. Douglas oder John C. Breckinridge als hoffnungslos zerstritten. Douglas repräsentierte den dem Norden freundlicher gesonnenen, sogenannten "Free-Soil"-Flügel, welcher die Entscheidung über eine eventuelle Einführung der Sklaverei den Bevölkerungen der neuen Bundestaaten überlassen wollte, wohingegen Breckinridge den sehr stark südstaatlich geprägten Flügel vertrat, welcher zuvörderst auf die Rechte der Einzelstaaten pochte. Auf dieser Versammlung ereigneten sich gewalttätige Szenen und sie musste schließlich vorzeitig aufgelöst werden. Hierauf fanden zwei getrennte demokratische Parteitage statt, einer in Baltimore, dessen Teilnehmer Stephen A. Douglas aus Illinois als Präsidentschaftskandidaten aufstellten und ein anderer in Richmond, wo John C. Breckinridge aus Kentucky nominiert wurde. Die alte Whig-Partei nominierte auf ihrem Parteitag John Bell aus Tennessee und die Republikanische Partei stellte Abraham Lincoln aus Illinois auf. All diese Kandidaten waren zweifellos fähige Männer. Lincoln war ein ungeschlachter Mann aus einfachsten Verhältnissen und wurde der "Holzhacker von Illinois" genannt. Er war wohl einer der ungeschliffensten Männer, die jemals ein hohes Amt in den Vereinigten Staaten bekleideten.

      Es wurde schon bald offensichtlich, dass die reale Gefahr eines Wahlsieges der Republikaner bestand, besonders, nachdem die Demokraten sich gespalten hatten. Die Feindseligkeit zwischen den Parteien wuchs stetig weiter und in vielen der Südstaaten wurden Stimmen laut, die sich offen für Sezession aussprachen, falls ein Mann zum Präsidenten gewählt werden sollte, der ungeniert nur die Interessen des Nordens vertrat. Ich selbst hatte für die Nominierung von Breckinridge gestimmt und betrieb nun einen aktiven Wahlkampf in Virginia, um den Flügel meines Kandidaten zu stärken.

      Zu jener Zeit erkrankte meine Frau schwer. Sie schien unter einer Leberneuralgie zu leiden, die sich in wiederkehrenden, schier unerträglichen Schmerzschüben äußerte. Diese Anfälle dauerten mehr oder minder heftig bis in das Jahr 1862 an. Ihr Leiden beeinträchtigte meine politische Tätigkeit sehr, denn wir waren einander über alle Maßen zugetan. Wenn sie starke Schmerzen litt, wollte ich nach Möglichkeit bei ihr sein und auch sie sehnte sich nach meiner Gegenwart.

      Am 06. November 1860 wurde Abraham Lincoln zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Obgleich er nur eine Minderheit der Stimmen der wählenden Bevölkerung zu erringen vermochte, konnte er die Mehrheit der wahlentscheidenden Wahlmänner gewinnen. Seine Wahl wurde im gesamten Lande vom Potomac bis zum Rio Grande lebhaft bis hitzig diskutiert. Mehrere der sogenannten "Baumwollstaaten" trafen Vorkehrungen zum Austritt aus dem Staatenbund. Bis zu Lincolns Amtsantritt war James Buchanan noch immer Präsident, doch obwohl er ein guter Mann war, erwies er sich als zu zaghaft, um den Lauf der Dinge beeinflussen zu können. Nach der Sezession aller Baumwollstaaten ließ sich die Regierung der neuen Konföderierten Staaten in Montgomery, Alabama nieder. Jefferson Davis wurde zum Präsidenten gewählt und er entsandte sogleich Unterhändler nach Washington, um die Anerkennung der jungen Nation durch Präsident Buchanan zu erreichen. Mr. Buchanan versprach mehrmals, die Konföderierten Staaten offiziell anzuerkennen, doch letztlich vermochte er seine Zaghaftigkeit nicht zu überwinden und erfüllte seine Zusagen bis zum Ende seiner Amtszeit nicht.

      In der Zwischenzeit verfolgte Virginia die Geschehnisse, ohne eindeutig für eine der beiden Seiten Stellung zu beziehen. Bis zum 01. Januar des Jahres 1861 wurden keine Schritte für eine eventuelle Sezession des Staates unternommen. Kurz darauf verabschiedete die Legislative des Staates jedoch in einer außerordentlichen Sitzung den Beschluss, eine Tagung samt Wahl zwecks Bestimmung der politischen Zukunft Virginias abzuhalten. Diese Tagung sollte am 04. Februar 1861 stattfinden. Ich bewarb mich um den Posten des Abgeordneten und Wahlmannes von Prince William County. Mr. Allen Howison, ein geachteter Einwohner des Countys und Anhänger der Whig-Partei, war mein Konkurrent. Ich sprach mich offen für Virginias sofortige Sezession aus, während Mr. Howison der Union die unbedingte Treue halten wollte. Ich veröffentlichte eine Denkschrift, in welcher ich darlegte, dass ich für eine sofortige Sezession eintrat, da dieser Weg auch für die Union die beste Lösung darstellte. Ein unverzüglicher Austritt Virginias aus dem Staatenbund, gefolgt von der Sezession der Grenzstaaten im Westen, würde, so meine weitere Argumentation, einen starken und geeinten Süden präsentieren, gegen den die Regierung der Vereinigten Staaten keinen Krieg führen würde. Stattdessen würde selbst die Lincoln-Regierung in diesem Falle „den irregeleiteten Bruder in Frieden seiner Wege ziehen lassen“, wie es einige Kreise der nordstaatlichen Bevölkerung bereits wünschten. Ließe sich ein Krieg vermeiden, so würden sich Nord und Süd im Laufe der Zeit einander wieder annähern und als gleichberechtigte Partner auf dem Verhandlungswege die Union zur beiderseitigen Zufriedenheit wiederherstellen. Diese Sicht der Dinge war natürlich letztlich nur eine Theorie, aber ich bin noch heute davon überzeugt, dass eine frühe und geschlossene Sezession der Südstaaten bei Vermeidung eines Krieges schließlich zu einer friedlichen und für beide Seiten akzeptablen Wiederherstellung des Staatenbundes geführt hätte. Wie dem auch sei, ich konnte mich mit einer großen Mehrheit gegen Mr. Howison durchsetzen und wurde zum Abgeordneten für die Tagung gewählt.

      Kapitel 02: Der Ausbruch des Krieges und die Sezession Virginias

      Ich reiste also zum Tagungsort und erreichte Richmond am 03. Februar, dem Vortage der ersten Versammlung.


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