DER AUFBRUCH. Michael Wächter

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DER AUFBRUCH - Michael Wächter


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RAGA-Armband-smartphone-Modell 2.0 nur drei Minister. Und der Präsident der I.P.O.

      „Entschuldigung. Der Parlamentspräsident. Ich muss ran. Wir sehen uns gleich, zur Ordensverleihung!“, endete Klettmann plötzlich. Er deutete Tüngör den Weg zum Foyer an.

      „Ob er mich auch beim Präsidenten erwähnen wird?“, fragte sich Tüngör, als er den Weg ins Foyer einschlug.

      Jenis, sein Kontaktmann und Freund, empfing ihn auf dem Weg dorthin.

      „Gute Reise gehabt?“, fragte er.

      „Danke, alter Freund! Ich weiß nicht, was besser war: Das Mineralwasser oder die Stewardess!“

      „Immer noch der Alte!“, lachte Jenis.

      „Nein, nein, ich habe nur das Mineralwasser vernascht, nicht die Lady“, lachte Tüngör zurück. „Ist Gugay schon da?“

      „Nein“, antwortete Jenis. „Er ist von Clénairville aus in das Naturreservat aufgebrochen – von zwei Rangern begleitet. Er will dich dort empfangen. Nach der Ordensverleihung, wenn du Heimaturlaub hast. Kennst ihn doch: Er hat von einem großen Fund gesprochen, von einem Überraschungs-Coup – und einem eventuellen Jagdausflug.“

      Tüngör staunte, dass Gugay Jenis über so ein Vorhaben informiert hatte, wo Jenis doch Vegetarier war und das Jagen hasste. Jenis aber trennte Arbeit und Privates, und so wechselten sie bald das Thema.

      „Ein Abgesandter des Prepstus verleiht mir den Orden?“, fragte Tüngör.

      „Ja, Eminenz Lettone. Schon heute Morgen im Tower eingetroffen!“

      „Oje“, stöhnte Tüngör, „die ganze Zeremonie?“

      „Was dachtest du denn, Tüngör?“, lachte Jenis. „Wir reden vom Groß-Orden „Retter der Völker-Demokratie“! Du hast ihnen schließlich den Hintern gerettet! Sogar die Andock-Raketen, die die Xenon-Sammelsonden zum Gastank geflogen haben, haben sie schon nach dir benannt. Ohne das Xenon hätten sie die Ionentriebwerke der Raumstation schließlich vergessen können!“

      „Ich weiß.“

      Tüngör stöhnte. Er ahnte, dass viele Hymnen, Gebete und Reden anstanden – nur weil er diese Datei vor den Sarkariern gerettet hatte. Es war doch nur sein Job. Aber der Gedanke, dass im fernen Sarkar auch Sark Sarkermann per Interfunk von Tüngörs Ehrung erfahren würde, bereitete ihm großes Vergnügen. Eine Welle von Wohlgefühl.

      Im fernen Reich von Sarkar drohte der nächste Tobsuchtsanfall. Sarkermann hatte die Joséfien-Datei aufrufen wollen, um der Regierung von Sarkar die Bahndaten der I.P.O.-Raumsonden zu übermitteln. Er fand sie nicht. Nicht auf seinem Quantenrechner, und nicht im gesamten Intranet des Konzerns.

      „Was zum Quallenmist ist das? Wo sind die verdammten Bahndaten hin?“, schrie er.

      „Ich weiß es nicht!“, schluchzte seine Sekretärin. Sie war kreidebleich. „Heute Morgen waren sie noch da!“

      In diesem Moment ging der Alarm los. „Sichereitsalarm: Unbefugte Person(en) im Datenraum im Kellergeschoss“, erschien auf den Displays. Sarkermann verstand. „Spionage!“, brüllte er, „Datendiebstahl! Holen Sie den Werksschutz!“, brüllte er die Sekretärin an. „Den Sicherheitsdienst! Alle Wachleute, die heute Dienst hatten! Und unsere IT-Experten!“

      Die Sekretärin rief sie über Interfunk herbei. Sark Sarkermann empfing sie mit lautstarken, wütenden Beschimpfungen. Die Experten machten sich sofort an die Arbeit. Sie fanden einen Löschvermerk, mit Uhrzeit und Angabe des benutzten Terminals. Es lag in der PR-Abteilung. Der Werksschutz hastete zur Überwachungsabteilung, sichtete die Überwachungsvideos. Und tatsächlich: Ein Video zeigte, dass es Tüngör war, der die Datei aufrief, auf einen Stick kopierte und vom Server löschte.

      „Auflingé!“, brüllte Sarkermann den Werksschutz an. „Den habe ich doch gerade gefeuert. Bringen sie ihn mir zurück. Ich will diese Mistqualle haben! Sofort!“

      Die Werksschutzleute stürzten aus dem Gebäude, suchten die Umgebung ab, kontaktierten Polizeistreifen und Flughäfen. Doch es war zu spät. Gastarbeiter Monsieur T. Auflingé war bereits abgeflogen und außer Landes.

      „Alarmieren sie die sarkarische Leibgarde, den Geheimdienst, die Armee! Ich will diesen Auflingé – tot oder lebend! Und die Dateien!“, tobte Sarkermann. „Das ist nicht nur Diebstahl von Firmengeheimnissen, eine Straftat. Das sind Staatsgeheimnisse. Informieren sie die Regierung! Das ist Spionage, Verrat!“

      Er griff zum Interfunk-Mikro, das der Wachmann vom Werksschutz in die Hand genommen hatte.

      „Nein, lassen sie es, ich mach‘ das selbst!“

      Sarkermann warf seine Werksschutzleute heraus, rief direkt den militärischen Geheimsienst an, General Fazzuwär persönlich. Er erreichte einen jungen Armeegeneral.

      „General Fazzuwär ist in einer wichtigen Lagebesprechung!“, entgegnete ihm sein Adjutant.

      „Ich geb‘ ihnen gleich Lagebesprechung!“, trompetete Sarkermann. „Im Sarkodot-Konzern ist Hochverrat begangen worden, ich MUSS den General sprechen! Die Lage hat sich geändert!“

      „Einen Moment, Herr Sarkermann, ich stelle durch.“

      Qualvoll lange Momente verstrichen. Sarkermann kamen sie wie ein halber Tag vor.

      „Fazzuwär.“, meldete sich der General.

      „General, endlich!“ Sarkermann schnaufte, holte tief Luft. „General, ein Fall von nationaler Bedeutung für die Sicherheit des Reiches! Unserem Sarkodot-Konzern wurde eine Datei mit Staatsgeheimnissen gestohlen. Die wirtschaftlichen und militärischen Interessen unseres Kaiserreichs sind bedroht! Die kaiserliche Leibgarde muss nach einem IPO-Spion fahnden! Tüngör Auflingé, auf der Flucht über die Cisnair République nach Monastair, Shuttle-Linienflug CR341!“

      „Nun mal langsam! Wer ihre Firmendaten klaut, ist doch deshalb nicht gleich ein Spion. Herr Sarkermann, bei aller Liebe! Wir können doch nicht ein ziviles Shuttle aufbringen, nur weil ihr Konzern …“

      Sarkermann fluchte. Durfte er diesem General eigentlich verraten, von welcher Bedeutung diese Bahndaten für die Regierung waren? Und dass sie eigentlich der I.P.O. gehörten? Er versuchte es erneut.

      „General! Der Kaiser ist verständigt, es geht um nationale Interessen! Wir müssen das Shuttle haben!“

      „Sie haben ein Befehl des Kaisers?“

      „Nein, wir warten noch auf Antwort! Dieser Spion muss sterben! Wir …“

      Fazzuwär unterbrach ihn herablassend. Nun konnte seine Macht gegenüber dem Konzern ausspielen, diesem Daten-süchtigen Zivilistenpack.

      „Herr Sarkermann, wenn ihre Diebstahlsanzeige den Kaiser zu einem Haft- oder Exekutionsbefehl an uns führen sollte, wird die Armee dem Begehren von Sarkodot nachkommen. Hier gibt es nur ein Gesetz – unseren Kaiser!“

      Sarkermann kochte.

      „General! Und wenn der Kaiser sie persönlich dafür verantwortlich machen sollte, dass ihnen ein Spion mitsamt von Staatsgeheimnissen entkommen ist? Wissen sie, was ihnen dann blühen kann?“

      Fazzuwär schluckte.

      „In Ordnung.“, gab er nach. „Für den Fall, dass der Kaiser es befehlen könnte, beugen wir vor. Ich verständige den zuständigen Provinzgouverneur Aru, dass er eine Fliegerstaffel losschicken soll, um Flug CR341 zu stoppen. Zwecks Routinekontrolle des verdächtigten Passagiers. Wenn es sein muss auch auf fremdem Hoheitsgebiet – dann aber auf ihre Verantwortung!“

      General Fazzuwär beendete das Gespräch mit Sarkermann ohne einen Gruß und kontaktierte Gouverneur Arfazzu Aru von Westsarkar. Der Gouverneur war nicht zu erreichen. General Fazzuwär entschloss sich, einen entsprechenden Befehl per Interfunk durchzugeben. Dann ging er wieder seinem Tagesgeschäft nach – auch die Armee von Sarkar hatte viel zu tun.

      Tüngör erfuhr von


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