Auf fremden Pfaden. Karl May

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Auf fremden Pfaden - Karl May


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hätte mir nicht entgehen können, aber da fiel es dem so unvorbereitet aus seiner Stallruhe aufgestörten Brabanter ein, plötzlich obstinat zu werden, und ehe ich ihn beruhigte, war der Kaffer bereits jenseits der Höhe verschwunden.

      »Eilt zu Jeffrouw,« riet ich, bei Mietje angekommen. »Sie liegt besinnungslos in der Stube!«

      »Aber Sikukuni!« gab das wackere Mädchen zur Antwort, während eine andere vor Angst sich in tiefster Ohnmacht befunden hätte.

      »Laßt ihn und eilt nur zur Mutter! Komm aufs Pferd, Quimbo!«

      »Quimbo auf Pferd? Was soll auf Pferd Quimbo? Quimbo muß zieh' Sau!« rief er.

      »Schnell, schnell! Die Sau läuft dir nicht fort!«

      »Sau lieg' da; aber Quimbo muß sein bei Mietje, wenn Zulu kommt!«

      Auch diese Ausrede half ihm nichts.

      »Wir müssen die Zulus töten, damit sie nicht wieder kommen. Rasch, vorwärts!«

      »Quimbo töt' Zulu? Oh, oh, da steig' Quimbo auf Pferd; Quimbo bin tapfer und groß bös auf Zulu!«

      Er kletterte mit seinen Waffen auf den Rücken des Brabanters, und da dieser seine gewöhnliche Gutmütigkeit wieder erlangt hatte, so ging der Ritt jetzt schnell vollends den Berg hinan. Oben angekommen, forschte ich nach Sikukuni und gewahrte ihn tief unten in einer Seitenschlucht. Der schlaue Häuptling hatte lieber einen Umweg zur Seite eingeschlagen, weil wir ihm zu Pferde nicht die steile Böschung hinab zu folgen vermochten und auch den Weg zu dem ihn deckenden Walde nicht abschneiden konnten, da dieser auf der uns zugekehrten Seite fast bis an die Schlucht heranreichte.

      Den Lagerplatz der Seinen freilich mußten wir bedeutend eher erreichen als er, und so hielt ich im schnellsten Tempo, welches für Quimbo möglich war, auf denselben zu. Im Walde angekommen, stiegen wir ab, banden die Pferde in einem sie verbergenden Dickicht fest und drangen nun zu Fuße weiter vor.

      Ich hatte mir die Schlucht genau gemerkt und hielt grad auf dieselbe zu.

      »Ich gehe dort hinüber,« meinte ich, als wir unbemerkt dort angekommen waren und die fünf Männer bemerkten; damit deutete ich auf die gegenüber liegende Seite. »Wenn ich schieße, so tötest du einen Zulu und lässest den Engländer nicht entfliehen. Ich muß ihn haben!«

      »Quimbo werd' mach' tot all' ganz' Zulu und halt' fest England so!«

      Er packte den ihm nächststehenden Baum, als wolle er ihn erwürgen, und zog dabei ein Gesicht, mit welchem man ein Gespenst in die Flucht schlagen konnte.

      Ich schlich mich fort. Drüben angekommen, bog ich eben das Buschwerk auseinander, um einen freien Schuß zu haben, als auf Quimbos Seite das Gebüsch krachte und ein lautes Gepolter ertönte. Der Kaffer hatte sich in seinem Eifer zu weit an den Rand hervorgemacht und brach nun mit einem Geräusche mitten unter die Zulus hinein, als ob ein Nilpferd herunterstürze.

      »Au, oh, oh, Wald bin nicht fest! Oh, oh, Quimbo bin dumm' Quimbo!« rief er, sich schnell emporraffend.

      Die Zulus waren nicht wenig überrascht, einen ihnen Unbekannten auf diese Weise bei sich ankommen zu sehen; als aber Sir Hilbert Grey, den Kaffer erkennend, ihnen einige Worte zurief, warfen sie sich auf ihn. Er hatte seinen Würfspeer verloren, doch seine Keule festgehalten, und mit dem Augenblick der Gefahr wurde sein Mut lebendig.

      »Was – wie?« rief er. »Zulu will schlag' tot tapfer Quimbo? Oh, Oh, da bin Keule von Quimbo!«

      Sein erster Hieb traf einen der Feinde so, daß dieser niederstürzte, die vier andern aber packten ihn. Ich gab beide Schüsse ab und sprang dann hinunter. Ich kam grad recht, um den Engländer hinter den Büschen verschwinden zu sehen; er zog es vor, zu fliehen, statt seine Büchse, seine zwei Messer und drei Pistolen zu gebrauchen. Den letzten Zulu nahm Quimbo auf sich, und ich eilte dem geheimnisvollen Sir nach. Er war zu den Pferden gesprungen, hatte eines derselben erreicht und sprengte davon. Die andern Tiere, lose herumlaufend und unter schlechten Händen aufgewachsen, erschraken, gingen durch und rannten hinter dem Fliehenden her. Es blieb mir nichts anderes übrig, als zu Quimbo zurückzukehren, den ich damit beschäftigt fand, den vier Getöteten ihre Habseligkeiten hinwegzunehmen. Er pflanzte sich mit siegesstolzer Miene vor mich hin.

      »Seh' Mynheer, daß Quimbo bin schön, bin gut und tapfer? Mynheer hab' schieß' tot zwei Zulu, und Quimbo hab' schlag' tot auch zwei Zulu. Quimbo bin groß tapfer wie Mynheer!«

      »Aber Quimbo bin dumm' Quimbo!« wiederholte ich seine eigenen Worte. »Quimbo stürzt da herunter, und darum ist mir der Engländer entkommen!«

      »oh, oh, Mynheer, England werd' komm' wieder!« tröstete er mich, und ich konnte nicht anders, ich mußte mich damit zufrieden geben.

      Sikukuni hatte jedenfalls die beiden Schüsse gehört; er kam ohne Zweifel das Thal herauf, welches der Engländer abwärts verfolgt hatte, und so war mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß sich beide treffen würden. Dann war es für den Häuptling ein leichtes, sich eines der entflohenen Pferde zu bemächtigen, aber wiederzusehen bekamen wir ihn auf keinen Fall. Daher beschloß ich, zumal der Abend nahe war, den Ort zu verlassen.

      Die Toten konnten bis morgen liegen bleiben, wo ich die Hottentotten zu deren Beerdigung herschicken wollte. Wir hatten keine Lust, uns mit den erbeuteten Sachen zu beladen; daher verbargen wir sie in einiger Entfernung unter das dichte Gebüsch, und nur den Schild Sikukunis mußte mir Quimbo tragen; ich wollte diese Trophäe keiner Gefahr aussetzen, da ich beschlossen hatte, sie mit nach der Heimat zu nehmen.

      Wir gelangten zu unsern Pferden, setzten uns auf und ritten heim. Auf der Höhe angekommen, wo der Eber lag, stieg Quimbo vom Brabanter herab.

      »Oh, schön, gut! jetzt zieh' Pferd Sau. Quimbo mach' groß' schön' Fest auf Sieg und brat' Sau, eß' Sau mit Hottentott!«

      Ich überließ ihm das interessante Arrangement, zu welchem sich der Brabanter jedenfalls geduldig hergab, und ritt voran nach der Farm. Unterwegs bemerkte ich, daß das von mir erschossene Pferd des Engländers bereits verschwunden war; unten im Hofe sah ich es liegen. Die Hottentotten hatten es herabgeschleift, um sich seines Felles und Fleisches zu bemächtigen.

      Die Kranke saß im Stuhle; die Angst hatte sie abgehalten, das Lager wieder aufzusuchen; ich beruhigte sie und hörte dann, daß die Sachen, welche sich in der Satteltasche des Engländers befunden hatten, aufgehoben worden seien. Ich beschloß, dieselben zu untersuchen, um vielleicht Aufklärung über die Gegenwart der Zulus zu erhalten.

      Nachdem ich versprochen hatte, während der Nacht Wachen auszustellen und auch sonst auf die Sicherheit der Pflanzung bedacht zu sein, ging Jeffrouw Soofje zur Ruhe, die ihr sehr nötig war. Mietje hatte gleich nach ihrer Rückkehr in das Haus die zwei Leichen entfernen und das Zimmer von allen Spuren reinigen lassen; jetzt war sie in der Küche beschäftigt, und ich suchte bis zum Abendbrot mein Zimmer auf.

      Als der Abend hereingebrochen war, brannten auf dem Hofe zwei mächtige Feuer, an welchem das kaffrarische und hottentottische Gesinde an mächtigen Spießen die »Sau« briet, welche Quimbo zur Feier unsers Sieges dem allgemeinen Appetit geopfert hatte.

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