Eine wählerische junge Lady. Catherine St.John

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Eine wählerische junge Lady - Catherine St.John


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gezerrt? Cec, du bist wirklich furchtbar!“

      „Wir waren gerade einmal bei Madame Fleuron, aber Melly hat Angst wegen der Rechnung“, verwahrte Cecilia sich.

      Sebastian setzte sich neben seine Frau und zog sie zärtlich an sich. „Das musst du nicht, meine Liebe. Ich möchte doch, dass ihr alle beide so elegant wie möglich auftretet. Und ich weiß, was schöne Ballkleider kosten.“

      „Ach ja – und woher wissen Sie das so genau, Mylord?“, gab sie sofort zurück.

      Er küsste sie rasch auf die Nase. „Von Cecilia natürlich. Was dachtest du denn?“

      „Hattest du nie eine Mätresse?“

      „Bevor ich dich gefunden habe – natürlich. Aber die Dame kümmerte sich selbst um ihre Garderobe. Ich habe nur ihre Wohnung finanziert und ihr gelegentlich ein Schmuckstück überreicht.“

      „Oh!“ Melinda schien diese Antwort nicht zu freuen.

      „Melly, sei nicht albern“, mischte sich Cecilia ein, „was hast du erwartet?“

      „Ja, das weiß ich doch! Werde ich diese Dame auf Bällen womöglich treffen?“

      „Unwahrscheinlich“, behauptete Sebastian. „Sie ist eine recht gut gestellte Witwe, aber in unseren Kreisen bewegt sie sich nicht. Vielleicht treffen wir uns im Park, aber wahrscheinlich wird sie uns nicht grüßen.“

      Das schien Melinda einigermaßen zufrieden zu stellen, jedenfalls verzichtete sie darauf, nach dem Namen der Dame zu fragen.

      In diesem Moment kam der Tee.

      Sebastian sah besorgt drein, denn Melinda trank zwar gleich zwei Tassen, wollte aber nichts weiter zu sich nehmen und behauptete, sie sei nicht hungrig, nur eben etwas müde.

      „Du wirst uns doch nicht krank werden?“, zeigte sich Cecilia besorgt und auch Sebastian betrachtete seine Gemahlin mit sorgenvoll gerunzelter Stirn.

      „Nicht doch! Vielleicht war es nur die Reise… und diese Fülle an neuen Eindrücken. Vergesst nicht, ich war doch noch nie in London.“

      Sebastian zog seine Frau wieder an sich. „Natürlich. Das vergessen wir ja nur allzu leicht. London kann durchaus überwältigend wirken. In den nächsten Tagen werden wir für verträglichere Portionen an Londoner Eindrücken sorgen.“

      „Das wäre reizend. Cecilia hat schon etwas von einem Park erwähnt, in dem man sich nachmittags sehen lassen muss.“

      „Morgen fahre ich mit euch in den Hyde Park aus“, versprach Sebastian. „Die frische Luft wird dir gut tun, meine Liebe.“

      „Na, frisch?“, spottete Cecilia. „Melinda hat schon angemerkt, dass es hier doch ein wenig – nun – eigentümlich duftet.“

      „Es ist eben keine Landluft“, merkte Melinda friedlich und etwas träge an. „Ich werde mich schon daran gewöhnen. Auf den Park morgen freue ich mich schon. Und vormittags in diesen Bazaar?“

      „Nicht zu lange, Cec!“, mahnte Sebastian, der wieder einmal feststellte, dass seine Frau eben doch noch sehr jung und so gar nicht stadterfahren war. Man durfte sie auch nicht überfordern – und sie schon gar nicht aus den Augen lassen!

      „Nein, nein – nur ein paar Kleinigkeiten. Und vielleicht treffen wir dort ja einige der wichtigeren Ladies?“

      Kapitel 2

      Der nächste Morgen sah Lady Hertwood tatsächlich etwas erholter; mit rosigen Wangen und mutwillig funkelnden Augen saß sie ihrem Gemahl bei einem ausgedehnten Frühstück gegenüber. Cecilia stellte fest, dass auch ihr Bruder so rosig und verschmitzt wirkte, und überlegte, dass sich zwischen Eheleuten des Nachts doch recht angenehme Dinge abzuspielen schienen, wenn sie dann morgens so zufrieden wirkten.

      Nun ja, sollte sie einen einigermaßen klugen, vornehmen und vermögenden Gemahl finden, würde sie ja wohl herausfinden können, was genau diese rosigen Wangen und das Funkeln der Augen hervorrief… vielleicht Küsse…?

      Einige Stunden später sahen sie sich im Pantheon Bazaar um, beide mit großen Augen, denn auch Cecilia hatte ja dieses Etablissement noch nie mit eigenen Augen gesehen – diese Fülle, dieser Reichtum an allem Möglichen, womit man sich hochmodisch aufputzen konnte!

      Und zwischen den Tischen und Verkaufsständen bewegten sich zahlreiche vornehme Damen, zumeist mit einer Zofe im Schlepptau, der man die Päckchen dann überreichen konnte. Nun, Melinda hatte ja ihre Hazel auch dabei – ausgesprochen praktisch!

      Ein Tisch mit hübschen Schals aus federleichtem Kaschmirgarn zog sie magisch an, auch wenn Melinda sie diskret darauf verwies, dass sie doch schon eine ganze Schublade voller Schals habe.

      „Mit einem Schal kann man jedes Kleid verändern“, argumentierte Cecilia und trat an den Stand heran, um sich rosa Schals vorlegen zu lassen. Der Verkäufer verneigte sich und präsentierte die passenden Stücke, nicht ohne Hazel interessierte Blicke zuzuwerfen. Melinda registrierte Hazels Erröten und versuchte dann, ebenfalls Interesse für die Schals zu entwickeln. Sie besaß einen in zartem Blau, einen in einem kühlen Rosaton (noch von Mrs. Reilly in Ascot) und einen in einem Cremeton, der einen bestickten Rand in verschiedenen Grautönen aufwies.

      „Vielleicht in einem Lavendelton“, überlegte sie dann halblaut.

      „Gewiss, Ma´am. Sofort, Ma´am.“

      „Mylady!“, rügte Hazel sofort.

      „Oh, ich bitte Euer Ladyschaft um Vergebung! In Lavendel – eine ausgezeichnete Wahl, Mylady! – hätte ich hier eine recht schöne Auswahl…“ Er öffnete eine kunstvoll bemalte Schachtel und zupfte die Schals heraus, um sie auf der Theke auszubreiten.

      „Dieser, Mylady!“, rief Hazel sofort und zog einen Schal zu sich heran, der auf dem naturgemäß blasslila Fond zarte weiße Stickereien aufwies. „Eine sehr hübsche Arbeit. Und so zartes Material!“

      Cecilia favorisierte dagegen ein Modell mit feinen weißen und violetten Streifen auf lavendelfarbenem Grund und so sah sich Melinda in ein Dilemma gestürzt. Beide gefielen ihr ausgezeichnet – und passten nicht nur zu weißen, sondern auch zu blassblauen und grauen Gewändern! – und beide sollten auch das gleiche kosten, nämlich neun Guineas. Viel Geld, fand sie in Erinnerung an ihre karge Jugend, aber sie wusste, dass Cecilia darüber nur lachen würde. Wahrscheinlich lachte ihre kleine Schwester Jane mittlerweile auch darüber, nachdem auf Lynet nun ein neuer, großzügigerer Wind wehte…

      Sie entschloss sich zu einer noblen, einer Lady Hertwood angemessenen Geste und verkündete: „Ich werde sie beide nehmen!“

      „Eine ausgezeichnete Idee, Mylady!“ Das kam zweistimmig – von Hazel und dem Verkäufer, der sofort eine Hilfskraft herbeiwinkte, damit sie ein hübsches Päckchen aus den beiden Schals verfertigte.

      Cecilia lachte zufrieden: Melinda fügte sich wirklich von Tag zu Tag besser in ihre neue Position als Lady Hertwood!

      Zugleich spürte sie in diesem Moment, dass ein forschender Blick auf sie gerichtet war. Sie sah sich um und entdeckte schräg gegenüber, an einem Verkaufstisch für Pelzwaren, eine Dame in mittleren Jahren, die sie durch ein Lorgnon betrachtete und sich dann naserümpfend abwandte.

      Was fiel dieser Person denn nur ein? Sie betrachtete die Dame, eine eher kleine und recht rundliche Person in nichtssagendem Grau, etwas diskreter als diese es soeben getan hatte, und überlegte, wer sie sein konnte. Erneut hob die Dame ihr Lorgnon, ein schweres goldenes Gerät mit Rubinen rund um das Glas… das kannte sie doch noch von ihrer Saison damals? Lady Ruby, hatte sie jemand getauft, sie hörte das spöttische Geflüster noch, das in irgendeinem Ballsaal an ihr Ohr gedrungen war… Lady Ruby… Lady Sasson, genau! Die Gemahlin von Sir Ambrose Sasson, einem steinreichen Wollhändler, den König George wegen seiner Verdienste um die britische Wirtschaft in den Adelstand erhoben hatte. Sasson war den Gerüchten zufolge reich wie Krösus. So reich, dass zum Beispiel Sebastian, aber auch Benedict de Lys sich daneben nur verstecken konnten.

      Ben…


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