ENGEL - Band 1. Frater LYSIR

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ENGEL - Band 1 - Frater LYSIR


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mit dem Entstehen der westlichen Psychologie im 20. Jahrhundert eingeleitet. Dieser Umstand, der durch Siegmund Freud, Carl Gustav Jung und Alfred Adler eingeleitet wurde, entzog dem Glauben an Engel und Dämonen die Grundlage! Alles konnte auf einmal „wissenschaftlich“ erklärt werden, sodass Sätze wie „Wir brauchen keinen Gott mehr, wir haben die Wissenschaft“ entstanden, die letztlich prägend waren.

      Dennoch blieben viele Theologen bei dem dreistöckigen Kosmos (Hölle, Erde, Himmel) und erkannten, dass auch die Wissenschaft es tat. Es war nur eine ummythologisierte Einteilung, welche die Welt in das Über-Ich (Superego), das Ich (Ego) und das Unterbewusstsein (Libido und Triebe) teilte – ein paar Jahre später kam das dreistöckige Gehirnbild auf, Stammhirn, Hirnrinde und Neokortex. In diesem Fall sind die Hormone die Engel, da Hormone Botenstoffe sind.

      Doch auch wenn die Naturwissenschaft das Thema dominierte, gab und gibt es immer noch die Engel, egal ob es nun in Träumen, in Büchern oder im christlichen Gedankengut. In der Katholische Enzyklopädie von 1967 soll stehen, dass „die Theologie die traditionellen Ansichten über Engel von Unklarheiten und Irrtümern gereinigt hat“, indem ganz deutlich gesagt wird, dass Engel „rein spirituell sind und nicht aus feinstofflicher Substanz bestehend, feuergleich und nebelhaft zu deuten sind.“ Gleichzeitig sagt die Kirche aber auch, dass der Teufel ein „wirklich engelhafter Geist“ ist, wohin gegen andere Skeptiker der gleichen Kirche meinen, dass es nur individuelle Sünde gibt, die untrennbar zu unserer Fähigkeit, eine freie Entscheidung zu treffen, gehört. Doch auch die protestantische Theologie ist sich nicht einig, was Engel sind und ob es sie überhaupt gibt. Martin Luther z. B. lässt sich überhaupt nicht auf den großen Engelüberbau mit den vielen Chören und Hierarchien ein, gibt aber gleichzeitig zu, dass es den Teufel gibt (den man mit Tintenfässern offensichtlich in die Flucht schlagen kann). Sein Hauptargument soll wohl der Ausspruch „Wozu brauchten wir noch Christus als Retter, wenn es keinen Teufel gibt“ gewesen sein. Doch Martin Luther ist in Bezug auf die Engel „schwer zu fassen“, denn auch wenn Martin Luther der Engelverehrung in der evangelischen Kirche ein Ende setzte, predigte er gleichzeitig über Michael, Gabriel und Raphael. Von Luther ist auch der Spruch überliefert: „Wo zwanzig Teufel sind, da sind auch hundert Engel. Wenn das nicht so wäre, dann wären wir schon längst zugrunde gegangen.“

      Das Goldene Zeitalter der Engel endete während der Zeit, da die Pest in Europa herrschte (1347 bis 1353, mit ca. 25 Millionen Todesopfer, ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung). Ein Jahrzehnt, nachdem die Pest gewütet hatte, begann die Kirche unter dem unbarmherzigen Druck neuer Denkweisen, über Mensch und die Welt, die komplexe Engelhierarchie zu leugnen. Dies war ein logischer Schritt, denn wenn ein Drittel der Bevölkerung stirbt, wird fast jede Familie einen Todesfall zu beklagen haben. Dass die Kirche und alle Gebete keinen Trost und auch keine Rettung boten, war sicherlich keine gute Publicity für die Kirche und somit auch nicht für die Engel, die Boten Gottes, die seine Hilfe und Gnade der Welt bringen sollten … es aber in der Zeit offensichtlich nicht taten.

      Die Kirche hat sich jedoch so verändert, dass – so heißt es in einem Kirchenbericht – „ca. 90 Prozent der Pastoren/Priester beim Thema Engel die Hände hochnehmen und auf diese Untergötter nichts geben“. Andere Pastoren/Priester sehen Engel als „Streetworker Gottes“, die in Erscheinung treten, wenn die Kirche in die Krise gerät. Na ja, ich hoffe mal, dass Streetworker primär agieren, wenn es ihren „Schützlingen“ schlecht geht und nicht dem Arbeitgeber!

      Letztlich kann man unter den historischen Gesichtspunkten sagen, dass es zwei große Lager gibt. Das Lager des Glaubens und das Lager der literarischen Gegebenheiten (Schutzengelhilfen bei Verkehrsunfällen etc. UND „Das und das habe ich gelesen und es ist historisch gewachsen“).

      Jeder muss selbst schauen, ob nicht vielleicht ein drittes Lager die bessere Alternative wäre – das Lager der Selbsterfahrung! Ich tendiere mäßig dazu, dass das Lager der literarischen Gegebenheiten eine gute Wahl ist. Zwar sind mir meine Erfahrungen mit den Engeln, auf den verschiedensten energetischen Ebenen, so prägnant, dass für mich aus einem Glauben ein Wissen wird, doch bin ich stets skeptisch, was die Selbstwahrnehmung und den möglichen Selbstbetrug betrifft. Gleichzeitig bin ich aber skeptisch in Bezug auf die „historischen Aufzeichnungen“, welche man direkt in die UFO-Schublade stecken kann. Es ist ohne Weiteres möglich, dass die „alten Engelsberichte“ dadurch entstanden sind, dass Außerirdische gelandet sind – also Wesen, die nicht von der Erde kommen. Natürlich zählen auch Engel dazu, da diese Energien überall und nirgendwo „sesshaft“ sind. Doch das Bild der Engel aus „Fleisch, Blut und Raumanzügen“ ist sehr schwammig. Selbst wenn es damals so war, hat der Glaube und die Verehrung der Engel durch den Menschen Energien geschaffen, die man letztlich als Egregoren bezeichnen kann, also autarke Energiewesen, die allein durch den Willen (die Energie des menschlichen Denkens) entstanden sind. Dadurch, dass sie nun autark sind, und wie alles einen Platz im „Großen Werk“ haben, kann man auch mit ihnen arbeiten! Die Historie an und für sich finde ich zwar interessant, doch durch den Gedanken „Alles ist mit Allem verbunden“ ist es energetisch für mich, egal ob ich nun mit Erzengel Michael, Lugh, Merkur, Hermes oder Loki arbeite. Es sind zwar autarke Energien, aber dennoch gehören sie zu einem größeren Energiekomplex, welcher wieder nur ein Fragment einer „anderen Quelle“ ist, die sich irgendwann zu einem „Alles“ verbindet.

      Bei den Engeln aus historischer Sicht gibt es in vielen Fällen sehr deutliche Anzeichen für ein großzügiges „Ausleihen“ aus früheren Abstammungslinien und Kulturen. Die Schreiber der damaligen Zeit waren recht schnell mit der Feder, wenn es darum ging, bestimmten religiösen Gruppen, die spannende Mythen der Volksstämme hatten, nach der Eroberung entweder zu verdammen, sodass Dämonen, Teufel und Widersacher entstanden, oder zu assimilieren, da die kulturellen und religiösen Gedanken offensichtlich auch bei den Eroberern gut ankamen. Dies wird besonders bei den eklektischen und zusammengestoppelten Anleihen der Hebräer deutlich.

      Zwar waren sie die Pioniere, die behaupten durften, dass sie die Ersten waren, die Engel auf einer wirklichen Himmelsleiter vorgeführt haben, doch war der Grundgedanke von anderen Völkern übernommen worden. Es ist nur nicht so einfach, eine monotheistische Religion mit polytheistischen Gedankengut zu koppeln. Das Schlimme an der „historischen Tatsachenmethode“ ist die große Versuchung, dass man einfach mal Engel erfindet und durch kollektive und übertriebene Fantasien frommer Gelehrter Gestalt verleiht. OK, das wäre auch eine Erschaffung eines Egregors bzw. eine Psychogons, was letztlich nichts Schlimmes ist, doch irgendwann kann dies alles sehr chaotisch werden. Wer soll denn noch damit zurechtkommen, wenn Kabbalisten im Mittelalter berechnen, dass es 300.655.722 gibt, wovon aber 133.306.668 der dunklen Seite dienen.

      Wenn ich mir aus 300.655.722 jemanden aussuchen muss, mit dem ich arbeiten will und diese Energie mich auch evolutionstechnisch fördern kann, habe ich ein Problem, denn wer von den 300.655.722 ist der Richtige für mich? Muss ich etwa 300.655.722 Bewerbungschannelings führen? Wenn ich pro Tag DREI machen würde, würde ich immer noch 274.571 Jahre brauchen. Das würde ich nicht schaffen! Ich müsste ca. 82371 pro Tag nehmen, wenn ich mir einen Zeitraum von 10 Jahren geben würde. Nein, danke, denn ein Tag hat nur 86400 Sekunden – könnte also stressig und sehr kurz werden!!!

      In diesem Fall ist der Glaube doch einfacher. Viele Engel sind dadurch entstanden, dass diese „Energie“ auf einer kontinuierlichen Tradition volkstümlicher Frömmigkeit beruht, was zu archetypischen Wurzeln führt, welche sich dann bei Freud, Jung und Adler wieder an der Oberfläche befanden. Dass die archetypischen Bilder viel älter sind als das Judentum (Christum; ca. 2000 Jahre und Islam; ca. 1400 sind kaum zu erwähnen), dürfte klar sein, da sich das „archetypische Verhalten“ der Menschen schon fast in den Genen befindet.

      In Bezug auf den Glauben kann man aber auch sagen, dass der „Glaube durch die Tatsachen geschaffen“ wurde oder dass naturwissenschaftlich denkende Beobachter eines Phänomens, sich eine Vorstellung davon machen konnten, wie es funktioniert und was es ist. Auf der anderen Seite hat aber sogar die Quantenphysik herausgefunden, dass oft eine „Tatsache durch den Glauben entsteht“, wie man am Doppelspaltexperiment erkennen kann, wo es letztlich auf den Operator (den Wissenschaftler, der den Versuch leitet) ankommt, ob er nun nach Welleneigenschaften


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