Französische Sprachwissenschaft. Elissa Pustka

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Französische Sprachwissenschaft - Elissa Pustka


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      Elissa Pustka

      Französische Sprachwissenschaft

      Eine Einführung

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      Prof. Dr. Elissa Pustka ist Professorin für Romanische Sprach- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien.

      DOI: https://www.doi.org/10.24053/9783823394624

      © 2022 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

      Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

      Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetztes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

      Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

      Internet: www.narr.de eMail: [email protected]

      ISSN 0941-8105

      ISBN 978-3-8233-8462-5 (Print)

      ISBN 978-3-8233-0334-3 (ePub)

       Pour Amélie

      Vorwort

      Ist ein Lehrbuch noch zeitgemäß in Zeiten von YouTube-Tutorials, Podcasts und MOOCs (Massive Open Online Courses)? Wer nur liest, lernt weniger als wer auch zuhört, spricht und schreibt, nachdenkt, sich mit anderen austauscht und – vor allem – selbst forscht, unterrichtet und in der Praxis ausprobiert. Den größten Erfolg verspricht Lernen mit allen Sinnen und eine Kombination verschiedener Aktivitäten. Hierfür bleiben Lehrbücher zentral. Sie führen Anfänger*innen durch den Dschungel einer ihnen noch unbekannten wissenschaftlichen Disziplin, liefern einen ersten Überblick und schaffen Orientierung.

      Aber ist ein Lehrbuch nicht ein Nürnberger Trichter, der nur Wissen in die Lernenden stopft? Nein! Ein Lehrbuch ist kein abgelesener Frontalunterricht ohne Ton. Lesen ist ein aktiver Prozess. Und Lesen aktiviert: Es ist anstrengend, es berührt, es bringt uns zum Lachen. Ein Buch verführt erst gar nicht zur Illusion, man könne durch ‘Berieselung’ ganz bequem schlauer werden. Der enorme Vorteil eines Lehrbuchs ist: Es ermöglicht differenziertes individualisiertes Lernen. Je nach Vorwissen, Interessen und Zielen kann man ein Buch von vorne bis hinten durcharbeiten oder nur einzelne Kapitel lesen, es zunächst einmal überfliegen oder in Ruhe darin schmökern, vor- und zurückspringen, Absätze bei Bedarf immer wieder lesen und dabei sein eigenes Tempo finden. Während eindimensionale Lautketten zum einen Ohr rein und zum anderen wieder herausgehen und Hin- und Herspulen in Audio- und Videomaterial mühsam ist, führen uns Texte und Graphiken mehrdimensional vor Augen, worum es geht. Es entstehen Bilder im Kopf – eine wunderbare Merkhilfe. Doch wo bleibt die Vermittlung von Kompetenzen, mit denen man sich in einer sich ständig verändernden Welt zurechtfinden kann, wo bleiben eigene Analysen und Bewertungen von Zusammenhängen? Lehrbücher bemühen sich schon lange, mit Übungsaufgaben ihre Leser*innen in unterschiedlichen Wissensdimensionen zu aktivieren. Musterlösungen ermöglichen es ihnen, durch Feedback aus ihren Fehlern zu lernen.

      Das didaktische Konzept dieser neuen Einführung ist, seine Leser*innen ausgehend von ihrem Vorwissen induktiv an die französische Sprachwissenschaft heranzuführen. Das Buch ist spiralförmig aufgebaut: Es führt Beschreibungen und Begriffe in kleinen Häppchen ein und ordnet sie erst einmal in die großen Zusammenhänge ein, um sie später im Detail zu vertiefen. Die Aufgaben befinden sich nicht am Ende der Kapitel (wo sie oft weggelassen werden), sondern Fragen zum Nachdenken und kleine Übungen (mit Audio-Materialien und Musterlösungen zum Download unter www.meta.narr.de/9783823384625/Zusatzmaterial.zip) aktivieren die Leser*innen an den entscheidenden Stellen zwischendrin – wie im Präsenzunterricht.

      Inhaltlich ist weniger mehr. Diese Einführung soll vor allem eines: motivieren – für die französische Sprache, für die Wissenschaft und für die französische Sprachwissenschaft. Faszinierende aktuelle Themen wie Comic-Sprache, Mehrsprachigkeit und politische Rhetorik regen die Leser*innen an, selbst zu entdecken, wie Sprachlaute, Grammatik und Bedeutung funktionieren. Daneben enthält das Buch zahlreiche Tipps für populärwissenschaftliche Podcasts, Filme und Spiele. So kann man das Gelernte auch mit Personen teilen, die nicht Französisch studieren und sich mit ihnen darüber austauschen. Wer die vorgestellten Teilgebiete vertiefen möchte, sei auf die darauf jeweils spezialisierten Einführungsbücher verwiesen (z. B. PUSTKA 22016 für die Phonologie, KAISER 2020 für die Syntax). Während die Anzahl der Fachbegriffe in diesem Buch auf diejenigen begrenzt ist, die in der aktuellen Forschung auch wirklich relevant sind, spart es nicht daran, Zusammenhänge zu anderen Sprachen (insbesondere Deutsch und Englisch) und wissenschaftlichen Disziplinen (jenseits der Französistik und der Romanistik) herzustellen. Französisch-Student*innen dürfen sich von Anfang an umfassend sprachwissenschaftlich bilden!

      Auch wenn Wissenschaft nach Objektivität strebt, ist die Auswahl der Themen für ein Einführungsbuch nie neutral. Dieses Buch ist auf Basis meiner persönlichen Erfahrungen nach 23 Jahren an der Universität geschrieben. Es liefert keinen Überblick über sämtliche Theorien und Methoden, Forschungs- und Anwendungsfelder; es nimmt vielmehr die Perspektive der kognitiven (Varietäten-)Linguistik ein. Dabei ist es mir besonders wichtig, die französische Sprachwissenschaft auf ein solides wissenschaftstheoretisches Fundament zu stellen. In der Wissenschaft geht es nicht um Fakten, die richtig oder falsch sind, sondern darum zu verstehen, wie Wissen entsteht. Die Leser*innen lernen Ergebnisse von Forschung kritisch zu hinterfragen und durch eigene Forschung selbst neues Wissen zu produzieren.

      Dieses Buch ist Ergebnis meines eigenen Studiums und meiner Lehrerfahrung, meiner Lektüren, Forschungsaktivitäten und Diskussionen mit vielen Kolleg*innen und Student*innen, die mich geprägt und inspiriert haben. Ihnen allen sei an dieser Stelle gedankt! Bei der Erstellung des Manuskripts und beim Korrekturlesen haben mich Cornelia Arbeithuber, Helga Auer, Linda Bäumler, Patricia de Crignis, Christoph Gabriel, Elisabeth Heiszenberger, Georg Kaiser, Thomas Krefeld, Eva Remberger, Barbara Tiefenbacher und Verena Weiland unterstützt. Herzlichen Dank dafür!

       Und wie immer – Daniel, Linus, Jonas und Amélie – Danke für die Inspiration!

      1 Faszination Französisch

      Romantisch und unbezwingbar – dem Klischee nach schreckt ein Labyrinth von Regeln und Ausnahmen Schüler*innen davor ab, Französisch zu lernen. Gleichzeitig zieht sie eine sanfte Melodie an, die die Wörter elegant aneinanderbindet. Die französische Sprachwissenschaft blickt hinter die Kulissen dieser faszinierenden Sprache: Sie beschreibt ganz genau, zwischen welchen Wörtern die liaison stattfindet und erklärt, warum auch native speaker schon seit Jahrhunderten Probleme mit dem accord haben. Während Schulbücher Sprache zu einem begreifbaren Gegenstand vereinfachen, taucht die Wissenschaft ein in das pulsierende Treiben hinter der starren Fassade. Die elitäre Schriftsprache der Literatur interessiert dabei nur am Rande; im Zentrum steht, wie Menschen im Alltag miteinander sprechen. Wir wagen daher mit diesem ersten Kapitel den Sprung ins kalte Wasser und schauen uns dieses Ihnen vielleicht noch unbekannte Alltagsfranzösisch an, das Hauptgegenstand der Sprachwissenschaft ist (Kapitel 1.1). Natürlich wird es nicht nur in Frankreich gesprochen, geschrieben, gehört und gelesen, sondern in der ganzen Welt. Entsprechend stellt Kapitel 1.2 vor, wer wo und wie Französisch als Erstsprache (L1), Zweitsprache (L2)


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