DarkZone. Juryk Barelhaven

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DarkZone - Juryk Barelhaven


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      Juryk Barelhaven

      DarkZone

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       DARKZONE

       1.Kapitel

       2. Kapitel

       3. Kapitel

       4. Kapitel

       5. Kapitel

       6. Kapitel

       7. Kapitel

       8. Kapitel

       9. Kapitel

       10. Kapitel

       Impressum neobooks

      1.Kapitel

      „Bei Windsurf-Pros sieht alles immer so spielend einfach aus. In diversen Videos fliegen die Sunnyboys stets perfekt und fehlerfrei übers Wasser. Dass aber auch selbst die Superstars des Sports immer mal wieder einen Abgang par Excellence machen, beweist dieser witzige Clip.“

       (Extremsport-Ausgabe März, 2034, S.34)

      Oberhalb des Bergmassivs löste sich eine Eisplatte und rutschte nach unten. Ehemals stabile Eisfelder hatten sich wie Adern jahrhundertelang in den Sedimenten gebildet und wurden durch das Schmelzwasser mehr und mehr ausgehöhlt, bis alles zusammenbrach. Der Prozess hatte schon im Frühling begonnen und durch den nahenden Winter – fast ein halbes Jahr später – den Ablauf beschleunigt. Die Kälte der Nordwinde festigte nicht den Grund, sondern beschwerte die obere Fläche mit zunehmenden Neuschnee, was zum Einsturz der Sedimente führte. Während immer neuere Schichten kollabierten, setzte eine Kettenreaktion ein, die nicht mehr aufzuhalten war. Die letzten stabilen Strukturen wurden just gegen Mittag von den herunterstürzenden Massen zermalmt und der ganze Südhang geriet in Aufruhr. Zum Südwesten hin fiel die Bergwand in mehreren Terrassen zwar senkrecht in die Tiefe, was die Wucht der Lawine erheblich abmildern würde aber bei den Massen gab es kein Halten mehr: der Berg würde reagieren und würde das Schrecklichste aller Ungeheuer losschicken.

      Der Mann auf dem Bord hätte eine … Erscheinung sein können. Eine orange und gelbe Figur in Snowboardjacke und Kapuze; ein gehülltes Meisterstück sportiver Kleidung. Flink und eins mit den Elementen raste die Gestalt auf der ersten Welle und lenkte das Board unter seinen Füßen über unsteten Grund, der sich sekündlich veränderte. Eine Drehung zu viel, und er würde abtauchen in einen tödlichen Wirbel aus Eis und Geröll. Der sichere Tod.

      Eine Lawine war das schlimmste aller Ungeheuer. Es versetzte auch den abgeklärtesten Verstand in Panik, denn sie brachte Tod und Zerstörung und ließ sich nicht aufhalten. Der entstehende Sog des Bruchs zermalmte Steine wie auch Bäume und die Wellen rasten ringförmig nach allen Seiten los. Die gesamte Geröllmasse geriet in Schwingung und konnte bis an die vierhundert Stundenkilometer erreichen. Die erste Welle transportierte eine Million Tonnen Schnee und eine entsprechende Menge Energie. Kurz vor der eintausend-Meter-Obergrenze wurde der Boden flacher, was die Masse abbremste aber nicht verlangsamte. Die Schneemassen türmten sich auf, da der Boden flacher wurde und die Welle erreichte eine Höhe von zwanzig Metern. Der Mann balancierte seinen Körper auf dem Board, während sein Verstand berauscht und fasziniert die verschiedenen Eindrücke verarbeitete: donnerndes Crescendo um ihn herum, der sichere Tod unter und hinter ihm, während sich sein grinsendes Gesicht schneeweiß vor Anstrengung färbte. Vor ihm wurden massive Kiefern wie Streichhölzer mitsamt Wurzeln umgeknickt und plattgedrückt; aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Blockhütte, die solide aus festem Stein erbaut worden war - doch es war nicht nur weicher Schnee, der mit der Gewalt von Riesen auf die Mauern eindrosch: Bäume und Steine trommelten ein Stakkato, Baumstämme rasten durch die Fenster, zerstörten das Mobiliar, als wären sie aus Pappe und begruben alles unter sich mit Schnee. Zum Glück hatte die Bergwacht schon vor einer Woche die Gefahr erkannt und den gesamten Galdhöppigen evakuiert: Menschen konnten erschlagen oder aufgespießt werden, von dem Sog mitgerissen und Gefahr laufen gegen die Wände geschleudert oder zermalmt zu werden. Wer sich unter Tonnen von Schnee und mit heiler Haut wiederfand, lief Gefahr zu ersticken oder zu erfrieren. Während die Natur ihr Recht auf Zerstörung einforderte, raste der einzige Mensch auf der heranrollenden Kuppe wie ein buntgecheckter Herold ins Tal und spielte mit seinem Leben.

      Charlie O´Neill breitete die Arme aus, als das Gefährt immer mehr an Fahrt aufnahm. Der Lenker muss über ein extrem gutes Reaktionsvermögen, ein hervorragendes „Bahngefühl“ und eine ausgeprägte Feinmotorik verfügen. Schon kleinste Lenkbewegungen an der falschen Stelle können im schlimmsten Falle einen Überschlag verursachen! hörte er seinen Schneesportlehrer im Geiste zitieren, während sich alles nach unten neigte und stürzte. Sein anfänglich ungläubiges Staunen ging in einen erstickten Schrei über. Ihm hüpften die Eingeweide bis zum Hals. Er versuchte zu erkennen, wohin er raste, doch das Board unter seinen Füßen kannte nur eine Richtung, die von der Lawine vorgegeben wurde. Euphorisch grinsend balancierte er auf der Welle des Todes, während Kiefern und Felsen an ihm vorbei donnerten. Hinunter sauste er über Felsbrocken, hüpfte über Schneekämme, schoss durch eisglatte Tunnel und hochaufragende Felsspalten. Schneewehen bremsten die Fahrt der Lawine ein wenig, bevor er durchstieß und wie ein Kreisel auf der anderen Seite hervorkam. Er wagte nicht nach hinten zu schauen. Das konnte niemand verlangen. Hätte er es getan, hätte er einen ganzen Berg auf sich zu stürzen sehen und jede kleinste Abweichung hätte den Verlust der Balance und den sicheren Tod bedeutet.

      Pfeilgerade schoss das Charlie mit seinem Board durch den Wald, passierte Bäume, Sträucher und gefährlich aussehende umgestürzte Bäume, die ihn ohne Probleme aufgespießt hätten, hätte er mit seinem Gewicht nicht dagegen gelenkt. Die Augen weit aufgerissen, sah er, dass das Gefährt nach rechts schwenkte, in die Öffnung eines eisbedeckten Tunnels: eine glatte, grünliche Rutschbahn, die schräg durch den Wald und wieder zurückführte und auf diese Weise den Hang mehrere Male kreuzte, bis sie in immer sanfteren Kurven in der Talsenke endete. Die Kraft der Lawine verebbte langsam, er sank tiefer und tiefer bis statt Schnee Gras und Steine das Board straucheln ließ. Wie durch ein Wunder wurde er sicher zum letzten Hügel über den Berg getragen, als er schließlich doch die Kontrolle verlor und wild überschlagend in eine Schneewehe landete, während der Ausläufer der Lawine mit Schnee und scharfen Geröll über ihn hinwegdonnerte.

      Hier, auf dem letzten Stück seiner schwindelerregenden Fahrt, kam Charlie langsam zur Ruhe und duckte sich zu einer Kugel zusammen, während das katastrophale Ereignis wie ein Betrogener mit letzter Kraft an ihm rüttelte, um sich sein Recht einzufordern.

      Mit angehaltenem Atem, zitternden Knien und zahlreichen blauen Flecken wartete Charlie – noch immer grinsend – in Sicherheit und lauschte auf die vorbeiziehende Kraft, die mehr und mehr an Kraft verlor.

      Eine Decke aus Eis und Dunkelheit legte sich über ihm. Der Lärm ließ endlich nach. Charlie grub sich frei, stemmte sich gegen kiloschwere Hindernisse


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