DarkZone. Juryk Barelhaven

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DarkZone - Juryk Barelhaven


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dich am Ende der nächsten Woche liest sich wie ein Lobgesang. Ich halte mein Wort, Steve, und was ich jetzt von dir brauche, ist dein Teil. Was hast du für mich?“

      Jetzt geht es los, dachte Steve und holte seine Ausdrucke hervor. „Charlie, ich habe vier Vorschläge. Sie sind nicht ausgereift, aber… ich möchte darauf hinweisen, dass selbst die Veranstalter vor den Gefahren warnen. Bei allem, was Sie mir gesagt haben, wollen Sie wirklich etwas erleben, und ich habe nur die Angebote, wobei… man sterben kann.“

      Charlie O´Neill drehte den Kopf und nuckelte an seiner Pina Colada. „Das höre ich gerne.“

      „Extreme-Abfahrt und Bergtour am Mont-Blanc. Dauer: vier Tage, Kosten rund viertausend Credits und ein Sondertraining das ein halbes Jahr vorher gebucht werden muss. Der Veranstalter bräuchte ein unterschriebenes Dokument Ihres Hausarztes…“

      „Lass mich dich unterbrechen“, sagte Charlie ruhig. „Das habe ich schon gemacht. Viermal.“ Seine Augen wirkten schläfrig, als würde er zum wiederholten Male einen alten Witz hören. „Aber ein guter Anfang, schätze ich.“ Charlie blickte ihn wohlwollend an, doch mit einem hungrigen Funkeln in seinen harten Augen. Einen Moment später verschwand dieser Hunger, und nun machte der Magnat einen beinahe väterlichen Eindruck.

      Der zweite Ausdruck wechselte den Besitzer. „In Südfrankreich startet an diesem Wochenende die Meisterschaft im Parkour-Laufen…“

      „Wie soll ich bei den Profis mithalten? Das ist die Meisterschaft, Steve, da falle ich nur auf. Die Investoren werden sich über mich das Maul zerreißen.“

      „Zuviel Aufmerksamkeit, verstehe“, erwiderte Steve und griff zum nächsten Blatt Papier. „Also… Tschernobyl? Führung mit Zelten? Für rund dreihundert Credits. “

      „Und im Hintergrund knattert der Geigerzähler, was?“

      „Sie haben recht. Blöde Idee.“

      Charlie schnalzte mit der Zunge und blickte aus dem Fenster. „Vor einem Monat war ich drei Tage bei einem Kopfgeldjäger in Ohio. Schnaps, Zigarren und Knarren. Wir haben einen Drogendealer hochgenommen, Steve. Für nur fünfhundert Dollar. Und du kommst mir mit radioaktiven Ferien! Fliegt man da nicht hin, um Geschwüre zu bekommen? Ich frage nochmal“, sagte er gedehnt. „Was hast du noch?“

      Steve schluckte schwer und überlegte, ob er seinen Trumpf ausspielen sollte. Langsam zog er einen gefalteten Pdf-Ausdruck hervor, strich das Blatt glatt und reichte es herüber.

      „Was ist das?“ wollte Charlie wissen und starrte auf einen engbeschriebenen Text mit Rechtschreibfehlern und unnötigen Ausführungen, die offensichtlich von einem Laien geschrieben wurden – eingerammt mit einem schlecht gemachten Foto einer Wohnanlage, vor der einige Palmen zu sehen waren. „KURGISIEN UND SEINE DARK ZONE– Chronik einer Katastrophe.“

      Steve atmete leise aus, wobei er sich zwang, nicht gleich genervt zu wirken. Stattdessen beugte er sich vor und deutete auf den Artikel. „Das Hotel war noch im Bau, als der Aug-Vorfall Ende 2027zuschlug. Im Anschluss an diesem Vorfall wurde das Hotel aufgegeben und Kriminelle nahmen dort Zuflucht. Seit drei Jahren ist das gesamte Hotel besetzt. Da das Militär die Anlage nicht räumen konnte, haben sie eine Mauer drumherum gezogen. Dort leben auch Zivilisten.“

      „Wieso?“

      „Wieso? Das ist noch die einfachste Frage.“ Steve hielt inne, als ihn der CEO missbilligend anstarrte. „Man hört die übelsten Geschichten“, raunte er leise.

      „Ich meine, wieso zeigst du mir das!?“

      „Charlie, wenn Sie den Kick suchen, dann werden Sie ihn dort finden.“

      Der Mann vor ihm schwieg, doch anstatt den Ausdruck in seinen Händen zu zerknüllen oder achtlos wegzuwerfen, setzte er eine nachdenkliche Miene auf und starrte lange auf das Blatt vor sich, während die Limousine weiter durch den zähflüssigen Verkehr schlich.

      „Sie gehen rein, holen einen Beweis und schleichen sich wieder raus.“

      „Klingt nach Tschernobyl.“

       „Klingt nach Einmalig-Extreme-Hardcore, Sir“, sagte Steve geradeheraus. „Sie wollten etwas Extremes. Keine Kameras, keine Öffentlichkeit und jede Menge Gefahr. Sie bestimmen selbst das Tempo, und die Gefahr besteht darin … bloß nicht aufzufallen. Sozusagen im Schleichmodus. Sovereign Palace, in Buccaneers Bay, gibt es eine Bibliothek. Wenn Sie von dort ein Buch organisieren könnten…“

      „Warum?“

      „Der Stempel des Hotels gilt als Beweis.“

      „Verstehe.“ Der CEO starrte auf das Papier vor sich, das voll mit wildesten Versprechen war und seinen Ehrgeiz herausforderte. Er war kein Narr: niemanden in der Welt musste er etwas beweisen, niemand würde so etwas von ihm verlangen – Charlie O´Neill war sein eigener Herr und hatte seinen eigenen Kopf. Etwas Neues. Und da war noch mehr… niemand hatte je so etwas unternommen. „Wow!“

      „Wie finden Sie es?“

      Steve konnte förmlich schmecken, wie sich bei seinem Gegenüber der Vorschlag am Rand seines Bewusstseins drängte, an den Nervenenden des CEOs sich wundscheuerte und ihn herausforderte. Ihn lockte.

      „Wow!“ Charlie lächelte sanft auf das Blatt herab, als würde sich eine neue Idee zum Geldverdienen vor ihm präsentieren. „Das… hatte ich nicht erwartet…“ Ein Ausdruck der Erregung huschte über sein Gesicht, und in dem Moment wusste Steve, dass er gewonnen hatte. „Gute Arbeit, Steve.“

      2. Kapitel

      „Jetzt haben Sie das Geld, Beatrice, und Sie können es behalten. Es sei denn, Sie spielen den Risikojoker aus! Die ganzen dreitausend Dollar gegen die zehntausend-Dollar-Frage! Ihre Wahl!“

      (Monty Pervis – Jeopardy)

      Zwei Wochen später startete ein Jumbojet vom International Airport. Flug siebenundsechzig nach Kurgisien hob pünktlich vom Boden ab. Charlie O´Neill war als einziger Passagier an Bord gekommen und hatte seinen Platz eingenommen – First Class, versteht sich. Er nahm stets einen Fensterplatz in Flugrichtung ein und unterhielt sich via Videochat mit dem Firmenrat, während der Jet durch die Wolkendecke tauchte. „Verkaufen Sie zehn auf BroskopCOM und halten Sie den Kurs stabil. Die Memos für die nächsten Wochen sind schon geschrieben und wurden heute Morgen verschickt. Ich will keine Überraschungen erleben, wenn ich wiederkomme.“ Er realisierte zufrieden, wie der Firmenrat fast synchron zu nicken anfing. „An Bresket: die Rechtsabteilung soll diesem Praktikanten eine hervorragende Beurteilung schreiben. Bereiten Sie der nächsten QM-Zertifikation den Boden und lassen Sie die Mitarbeiter Schulungen besuchen. Schränken Sie die Möglichkeit ein, dass ich mich ärgern muss, wenn ich wiederkomme.“

      „Sir, wir wünschen Ihnen einen schönen Urlaub…“

      „Selbstredend.“ Er kappte den Kontakt und lehnte sich zurück, während seine Gedanken um sein nächstes Abenteuer kreisten.

      Kurgisien lag zwischen Kambodscha und Thailand, mit fast drei Millionen Einwohner, von denen fünfundachtzig Prozent an der Küste lebte, und war es ein verhältnismäßig kleines Land, das eifersüchtig von seinem Patriarchen geschützt wurde. Das Pro-Kopf-Einkommen lag bei hundertfünfzig Dollar pro Jahr. Kirgisien importierte fast alles: Erdölprodukte, kleine Maschinen, Motorfahrzeuge, schwere Maschinentechnik. Chemieprodukte, Haushaltsartikel, medizinisches Gut, Angriffswaffen und so weiter. Zum Glück hatte Kurgisien die Zeichen der Zeit erkannt und den Tourismus akzeptabel profiliert, was dazu führte, dass es ein sehr armes, aber auch sehr reiches Land war: die Tourismusbranche wurde mit fünfundzwanzig Prozent besteuert, wovon ein Großteil direkt an das Militärregime floss. Für Touristen wie Charlie O´Neill ein glücklicher Umstand, denn zahlende Ausländer waren gern gesehen und wurden auch hofiert. Die Berichte über Menschenrechtsverletzungen bei der kurgisieschen Bevölkerung klammerte er bewusst aus.

      Die zierliche brünette Stewardess war an ihren Passagier gewöhnt, dessen Vorstellung


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