Fürstin des Nordens - Trilogy. Juryk Barelhaven

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Fürstin des Nordens - Trilogy - Juryk Barelhaven


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Gäste in der Burg“, sagte Fritz und kramte in seiner Tasche nach Pfeife und Tabak. „Ich gebe ihnen zwei Wochen. Solche Burschen kenne ich. Große Leute aus großen Städten. Wir holen sie schnell vom hohen Ross. Was meinst du?“

      Die Gestalt stöhnte leise und beugte sich weit vor, damit ihn Fritz gut verstehen konnte. Die Verbände um Kopf und Körper schränkten seinen Radius ein. Ein Flüstern entrang sich seiner Brust. Fritz nickte verstehend.

      „Ja, kann man wohl sagen. Die kleine Welpe versteht was vom Delegieren, aber sie ist zu großspurig. Sie wird es lernen. Wir werden ihr einen Dämpfer verpassen und ihr zeigen, wie es bei uns zugeht…“

      Der Bärendrücker war eine Kaschemme. Das einzig Vornehme war der Name, der allerdings nicht einmal Überbleibsel aus besseren Zeit, sondern schlicht und einfach dem Ölgemälde des verhassten Baron Mattes Lyren nachempfunden war. Das Lokal bot normalerweise Platz für dreißig, mit viel guten Willen auch vierzig Gäste, aber der Wirt sorgte dafür, dass selten weniger als siebzig anwesend waren. Die Luft war so dick und verräuchert, dass es völlig sinnlos war, dem Mann hinter der Theke seine Bestellung zu verstehen zu geben; man musste schon brüllen, um sich Gehör zu verschaffen. Was allerdings nur die wenigsten taten. Es hätte auch nicht viel Sinn gehabt – es gab nur die Wahl zwischen lauwarmen Bier und Kartoffelschnaps.

      Heute gab es etwas zu feiern. Einige Männer hatten darauf bestanden, Pater Brain auf einen Drink einzuladen – wer sonst hatte den Schneid gehabt, einem Werwolf mal anständig die Meinung zu geigen?

      Jemand witzelte, dass, wenn der Pater nicht aufpasste, dieser Tag als Feiertag in die Geschichte eingehen würde. Die Stimmung war gut, denn jeder war sich einig, dass sie mit der neuen Herrscherin nicht viel anzufangen wussten.

      Pater Brain saß nach einem anständigen Gelage spät an seinem Platz und betrachtete in Gedanken versunken sein Bier im Becher, als es mit einem Schlag ruhig wurde. Zu ruhig.

      Selbst der Wirt beendete seinen Schankdienst und starrte mit offenem Mund zur Tür.

      „Frauen sind hier nicht“, begann der Wirt, verstummte aber schnell als Claudile ihm einen warnenden Blick zuwarf.

      Die Fürstin und ihr Vertrauter warteten nicht lange ab, sondern bahnten sich einen Weg durch die Menge, bis sie vor Brains Tisch standen. In ihrer Hand einen großen Beutel.

      Brain verzog das Gesicht und maß sie mit einem dreisten Blick.

      „Falls Ihr mal nicht wissen solltet, was Ihr anziehen müsst“, bemerkte er leise, „dann könnt Ihr die Frauen im Ort fragen, was tres chic ist. Männerhosen sind für Männer – das sagt schon der Name.“

      Die Männer grinsten, obwohl niemand wusste, was tres chic eigentlich bedeutete.

      „Sehr spaßig“, bemerkte die Fürstin kühl und deutete auf den Stuhl vor sich. „Darf ich mich setzen?“

      Er blickte sie aus geröteten Augen an. „Ich weiß nicht recht. Dürft ihr?“

      „Ihr meint, weil mir sowieso alles hier gehört? Nun, ich erbitte mir die Gelegenheit euren Verlust wieder wettzumachen.“

      Der Pater wollte etwas erwidern, verstummte aber als sie ein Kartenspiel auf den Tisch legte. „Bei einem Spiel?“ Er betrachtete sie nachdenklich. „Wie soll das gehen?“

      „Wir beginnen mit einer Goldmünze. Ich lege euch das Kapital aus. Was ihr gewinnt, behaltet ihr und verfügt frei darüber. Ich habe genug dabei.“ Als Unterstreichung wurde der Sack auf den Tisch gelegt. Feine Ohren hörten es verdächtig klimpern.

      Ihre Blicke trafen sich. Pater Brain lachte laut auf. Claudile lächelte. Die anderen Männer, die dringend lachen wollten, lachten ebenfalls. Na bitte, wir sind alle Freunde. Nichts schlimmes wird passieren.

      Schlagartig wurde Brain ernst. „Das bringt mir meine Familie nicht wieder zurück.“

      „Habe ich nie behauptet. Aber die Genugtuung“, erklärte Claudile laut und setzte sich ungefragt hin. „Die Genugtuung, einem Werwolf bei einem einfachen Kartenspiel zu besiegen.“ Sie wandte den Kopf zu den anderen Männern. „Machen wir es doch spannender: Ihr spielt für diese Männer. Wenn ihr gewinnt, bekommt jeder in diesem Raum eine Münze.“

      „Pro Spiel?“

      „So ist es.“

      Francesco, der sich die ganze Zeit ruhig im Hintergrund gehalten hatte, klappte der Kiefer nach unten. „Was?“ gellte er laut auf.

      „Und der Wirt führt Buch. Er ist unparteiisch.“

      „Einen Moment, Eure Ladyschaft.“

      Alle Blicke wechselten zwischen der Fürstin und ihrem Vertrauten.

      „Das ist ein Trick“, bemerkte Brain zweifelnd. „Das könnt Ihr nicht ernst meinen!“

      Sie zuckte mit den Achseln und lehnte sich zurück. „Ich kann auch gehen und nehme den Sack wieder mit. Dann hast du deine Chance verpasst. Und die Männer gehen leer aus. Es ist deine Wahl. Geht als reiche Männer nach Hause, oder tretet mir nie wieder unter die Augen.“

      Stille.

      Alle blickten sich verwundert an. Konnte das wahr sein?

      „Eure Ladyschaft!“ Francesco beeilte sich nach vorne zu gelangen. „Ich habe im Kopf mal eben überschlagen, wie viele Leute hier sind. Das geht über unsere Finanzen. Ich bitte euch!“ Er hob flehend die Arme und wollte den Sack an sich nehmen. „Wir sollten darüber schlafen. Bitte…“

      Pater Brain betrachtete ihn wie ein Insekt, dass sich zu nahe an seine Fliegenklatsche wagte. „Du, Bursche. Verpfeif dich!“

      Claudiles Hand hielt den Sack fest, während sie unverwandt Brain anstarrte. „Ja, genau. Verpfeif dich!“

      „Hohe Herrin“, Francesco schien einer Ohnmacht nahe. „Ich flehe Euch an…“

      „Mein Geld“, stellte sie klar. „Meine Regeln.“

      Der Geistliche und die Fürstin starrten sich an. Taxierten einander.

      Die Menge hielt den Atem an.

      Langsam wuchs ihm ein diabolisches Grinsen im Gesicht, bis Claudile meinte, einer Teufelsfratze gegenüberzusitzen. „Poker, sage ich. Ihr legt aus. Den Einsatz zuerst!“

      Claudile malte mit dem Kiefer und nickte ernst. „Abgemacht.“

      Die Menge schnaufte vor Begeisterung.

      Schnell hatte es sich im ganzen Dorf herumgesprochen. Selbst zur nachtschlafenden Zeit beeilten sich Frauen wie Kinder eilig zur Kaschemme zu gelangen, um etwas von dem Wettbewerb mitzubekommen. Fenster wurden weit geöffnet, damit auch jeder zusehen konnte. Verschlafene Kinder starrten durch den Zigarrennebel verstört zu einem ungleichen Kampf der Klassen: Werwolf gegen Bürger. Und es gab etwas zu gewinnen. Für jeden, der nur zuschaute, gab es eine Münze. Das war mehr als ein Tagessold im Sägewerk. Einzig und allein Francesco blickte niedergeschlagen in die Runde – sehr zum Vergnügen der Menge. Ihr Grinsen wuchs besonders in die Breite, wenn er sich mit einem Taschentuch über die Stirn fuhr.

      Karten wurden gemischt und verteilt.

      Das erste Spiel.

      Brain gewann, und Francesco verteilte den Gewinn unter den Leuten.

      Das zweite Spiel.

      Claudile gewann. Sie bekam eine Münze.

      Und so weiter.

      Pater Brain sah auf seinen Stapel mit fast sechzehn Münzen und ihren Stapel mit fast vier Münzen. Es konnte ewig so weitergehen. Die einzig wahren Gewinner waren die Schaulustigen, die sich gegenseitig auf die Schultern klopften und stolz die Münzen zeigten. Sechszehn Gewinne. Es waren fast achtzig Leute zugegen und jeder bekam eine Münze pro gewonnenes Spiel. Rechnet es selbst aus.

      Die Menge wurde mutiger, je voller ihre Geldbeutel wurden. Fast


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