Von Blut & Magie. Melanie Lane

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Von Blut & Magie - Melanie Lane


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Kopf und pechschwarzer Haut, sowie ein etwas jünger wirkender Typ mit sandblonden Haaren, die er oben länger und an den Seiten abrasiert trug. Die beiden Männer waren in ein intensives Sparring vertieft, während Lucan lässig an der gegenüberliegenden Wand lehnte, etwas abseits der Trainingsmatten. Selbstbewusst schlenderte Nick auf die Männer zu, ganz so, als gehöre ihm all das hier. Was es, strenggenommen, ja auch tat. Ich wiederum folgte ihm unsicher, während ich die beiden Krieger, die ihr Training soeben unterbrochen hatten, genauer musterte. Der Größere der beiden verfügte über ebenso beeindruckende Muskeln wie Lucan, wobei er fast noch massiger wirkte als sein Anführer. Die Augen, die mir entgegensahen, waren jedoch von einem überraschend warmen Braun. In ihnen konnte ich nichts anderes als milde Neugier erkennen. Der blonde Mann neben ihm besaß einen jugendlichen Charme, der ihn mir auf Anhieb sympathisch machte. Mit blitzenden blauen Augen und einem breiten, etwas schiefen Lächeln sah er Nick und mir entgegen. Wo bekamen die in dieser Welt ihre Männer her? Und was taten sie ihnen morgens ins Müsli, dass … das da dabei raus kam?

      »Was willst du?«, wandte sich Lucan ohne Umschweife an Nick, wobei er sich nicht einmal Mühe geben musste mich zu ignorieren.

      »Dir auch einen wunderschönen Tag, Lucan.« Der Sarkasmus in Nicks Stimme war nicht zu überhören. Da keiner der beiden irgendwelche Anstalten machte, mich vorzustellen, holte ich tief Luft, nahm all meinen Mut zusammen und trat noch ein wenig dichter an die kleine Gruppe heran.

      »Hi, ich … ich bin Lilly.« Etwas überfordert sah ich zwischen den beiden Kriegern hin und her.

      »Ah, die verlorengegangene Prinzessin.« Der blonde Mann musterte mich neugierig.

      »Nun nicht mehr ganz so verloren.« Woher ich die Schlagfertigkeit in diesem Moment nahm, wusste ich nicht, dennoch war ich dankbar für meine altklugen Worte, als der Hüne den Kopf in den Nacken warf und herzlich zu lachen begann.

      »Touché, Mädchen.« Unsere Blicke trafen sich und ich erwiderte sein freundliches Lächeln. »Ich bin King und der Schlaumeier hier, das ist Duncan.«

      »Seid ihr auch Assassinen?«

      In dem Moment, in dem die Worte raus waren, spürte ich augenblicklich Lucans düsteren, durchdringenden Blick auf mir.

      »Was geht dich das an, Prinzessin?«

      Jedes Wort von ihm glich einem kleinen Peitschenhieb auf mein bereits angespanntes Nervenkostüm. Dennoch versuchte ich, ruhig zu bleiben und atmete tief ein, bevor ich dem Blick des Assassinen Königs begegnete. Das leichte Zittern meiner Knie ignorierend, erwiderte ich Lucans Blick, wie ich inständig hoffte, ruhig.

      »Nick erzählte mir, dass ihr hier seid, um mich zu beschützen.«

      »Ist das so?«

      »Lucan«, warnte Nick den Assassinen zischend.

      Die beiden Krieger, King und Duncan, sahen aufmerksam zwischen mir und ihrem Anführer hin und her.

      »Wenn es nicht so ist, warum seid ihr dann hier?«

      Lässig stieß Lucan sich von der Wand ab und trat näher. Ich wiederum unterdrückte den Drang zurückzuweichen.

      »Eine gute Frage, Prinzessin.«

      Ich mochte nicht, wie Lucan das Wort Prinzessin aussprach. So voller Herablassung und … Spott. Dennoch wollte ich einen Mann, von dem Nick behauptete, er wäre womöglich der gefährlichste und tödlichste Krieger der Anderswelt, nicht gleich bei unserer zweiten Begegnung gegen mich aufbringen.

      »König«, verbesserte Lucan mich. »Und das womöglich kannst du streichen.« Erschrocken sah ich zu Nick. Wie sollte ich glauben, dass niemand hier in meinen Kopf sehen konnte, wenn mir Gott und die Welt meine Gedanken vom Gesicht ablas?

      »Nun, da ich ebenfalls eines Tages Königin sein werde, scheinen die mit der Vergabe von Titeln hier ja nicht sonderlich wählerisch zu sein.«

      »Lilly!« Nick sah mich beinahe empört an und fast hätte ich mit den Schultern gezuckt. Was denn? Es entsprach doch der Wahrheit, oder nicht? Jedenfalls hatte dieser Lucan es schon wieder geschafft, mich auf die Palme zu bringen, obwohl wir uns noch nicht einmal kannten.

      »Verdammt, Mädchen.« King fluchte grinsend, während Duncan versuchte, sein Lachen mit einem Räuspern zu überspielen.

      »Das könnte interessant werden, Boss.«

      »Ich mag sie jetzt schon«, fügte Duncan hinzu und zeigte dabei ein paar hinreißende Grübchen. Lucan jedoch warf mir einen strafenden Blick zu, ehe er sich erneut an Nick wandte. Am liebsten hätte ich mich hier und jetzt hingesetzt. Mein Herzschlag hatte sich bei unserem kleinen Austausch unangenehm beschleunigt und das Zittern meiner Knie musste mittlerweile für jeden gut sichtbar sein. Aber, dachte ich stolz, ich hatte meine Frau gestanden. Annabelle wäre stolz auf mich gewesen.

      »Was macht ihr hier?«, wiederholte Lucan seine Frage von vorhin und richtete seine schwarzen Laseraugen auf Nick. King und Duncan musterten mich derweil ein wenig genauer. Mit Sicherheit registrierten sie meine geröteten Wangen und die zitternden Knie, aber sie erwähnten meinen Zustand mit keinem Wort. Worüber ich äußerst froh war. »Seit wann bist du hier, Prinzessin?«

      »Gestern«, antwortete ich atemlos. Zu atemlos für meinen Geschmack.

      »Ganz schön viel zu verarbeiten, hm?«, fragte der Krieger namens Duncan und ich unterdrückte ein hysterisches Kichern. Er hatte ja keine Ahnung.

      »Ihr habt ja keine Ahnung …«, murmelte ich, während ich Nick und Lucan dabei zusah, wie sie sich gegenseitig niederstarrten.

      »Wir sind jedenfalls froh, dass er dich gefunden hat, Mädchen.«

      Ein wenig überrascht sah ich auf und schenkte King ein ehrlich gemeintes Lächeln.

      »Danke.«

      Wenigstens die beiden Assassinen vor mir scherten sich einen feuchten Dreck um Titel und sprachen mich nicht die ganze Zeit mit Hoheit an. Immerhin hatten sie ihren eigenen König, der nur wenige Meter von mir entfernt stand und ganz offensichtlich nicht sonderlich beeindruckt von mir war.

      »Ich zeige Lilly das Haus«, beantwortete Nick Lucans Frage kurz angebunden und mit leichter Verzögerung.

      »Und ich dachte du bist zum Trainieren hier, Prinzling.«

      Nicks Augenbrauen schnellten in die Höhe und er musterte Lucan abfällig, ehe er zu mir sah.

      »Lilly?«

      »Lasst euch von mir nicht aufhalten …« Wenn sie unbedingt einen Schwanzvergleich brauchten, dann bitte. Allerdings machte es mich schon neugierig, was Training für einen Krieger wie Lucan bedeutete. Ich ging davon aus, dass die Männer durch ihre Unsterblichkeit schneller und stärker waren, aber würden sie auch ihre Magie benutzen?

      »Du willst eine kleine Machtdemonstration für deine Schwester?«, wandte Lucan sich an Nick, der bereits dabei war, seine Hosentaschen auszuleeren. »Na dann komm her, Prinzling, und zeig ihr was du kannst.«

      »Nenn mich nicht so!«, fuhr Nick Lucan rüde an. Erstaunt musterte ich Nick genauer. Bis jetzt hatte ich ihn nur freundlich erlebt, aber Lucan schien andere Gefühle in ihm zu wecken. Das wiederum konnte ich bereits nach kurzer Zeit gut nachvollziehen.

      »Wie Ihr wünscht … mein Prinz.« Lucan sah mich an und schenkte mir ein kleines, fieses Grinsen, bei dem mir augenblicklich ein wenig schwindelig wurde. Nick nutzte genau diesen Augenblick, um sich auf den Assassinen zu stürzen. Ich unterdrückte einen Aufschrei, und versuchte zu verstehen, wie es möglich war, sich so schnell zu bewegen. Lucan wehrte Nicks Angriff mit Leichtigkeit ab und die beiden Männer begannen, gezielte Tritte und Fausthiebe auszuteilen. Zumindest nahm ich an, dass es so war, denn das, was sie taten, war so viel schneller als das, was ich zuvor bei King und Duncan gesehen hatte. Sie bewegten sich in solch einem Tempo, dass ich sie nur verschwommen vor mir sah. Wie in einem Actionfilm, den man auf Vorspulen gestellt hatte, rasten sie an mir vorbei. Nach einer Weile jedoch gewöhnten sich meine Augen an das Tempo und ich konnte erkennen, wie graziös und perfekt ihre Bewegungen waren. Anscheinend


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