Der zerbrochene Krug. Heinrich von Kleist

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Der zerbrochene Krug - Heinrich von Kleist


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in Holla unvermutet gestern,

      Vis’tierte Kassen und Registraturen,

      Und suspendierte Richter dort und Schreiber,

      Warum? ich weiß nicht, ab officio.

      Adam

      Den Teufel auch? Hat das der Bauer gesagt?

      Licht

      Dies und noch mehr —

      Adam

      So?

      Licht

      Wenn Ihrs wissen wollt.

      Denn in der Frühe heut sucht man den Richter,

      Dem man in seinem Haus Arrest gegeben,

      Und findet hinten in der Scheuer ihn

      Am Sparren hoch des Daches aufgehangen.

      Adam

      Was sagt Ihr?

      Licht

      Hilf inzwischen kommt herbei,

      Man löst ihn ab, man reibt ihn, und begießt ihn,

      Ins nackte Leben bringt man ihn zurück.

      Adam

      So? Bringt man ihn?

      Licht

      Doch jetzo wird versiegelt

      In seinem Haus, vereidet und verschlossen,

      Es ist, als wär er eine Leiche schon,

      Und auch sein Richteramt ist schon beerbt.

      Adam

      Ei, Henker, seht! — Ein liederlicher Hund wars —

      Sonst eine ehrliche Haut, so wahr ich lebe,

      Ein Kerl, mit dem sichs gut zusammen war;

      Doch grausam liederlich, das muß ich sagen.

      Wenn der Gerichtsrat heut in Holla war,

      So gings ihm schlecht, dem armen Kauz, das glaub ich.

      Licht

      Und dieser Vorfall einzig, sprach der Bauer,

      Sei schuld, daß der Gerichtsrat noch nicht hier;

      Zu Mittag treff er doch ohnfehlbar ein.

      Adam

      Zu Mittag! Gut, Gevatter! Jetzt gilts Freundschaft.

      Ihr wißt, wie sich zwei Hände waschen können.

      Ihr wollt auch gern, ich weiß, Dorfrichter werden,

      Und Ihr verdients, bei Gott, so gut wie einer.

      Doch heut ist noch nicht die Gelegenheit,

      Heut laßt Ihr noch den Kelch vorübergehn.

      Licht

      Dorfrichter, ich! Was denkt Ihr auch von mir?

      Adam

      Ihr seid ein Freund von wohlgesetzter Rede,

      Und Euren Cicero habt Ihr studiert

      Trotz Einem auf der Schul in Amsterdam.

      Drückt Euren Ehrgeiz heut hinunter, hört Ihr?

      Es werden wohl sich Fälle noch ergeben,

      Wo Ihr mit Eurer Kunst Euch zeigen könnt.

      Licht

      Wir zwei Gevatterleute! Geht mir fort.

      Adam

      Zu seiner Zeit, Ihr wißts, schwieg auch der große

      Demosthenes. Folgt hierin seinem Muster.

      Und bin ich König nicht von Mazedonien,

      Kann ich auf meine Art doch dankbar sein.

      Licht

      Geht mir mit Eurem Argwohn, sag ich Euch.

      Hab ich jemals —?

      Adam

      Seht, ich, ich, für mein Teil,

      Dem großen Griechen folg ich auch. Es ließe

      Von Depositionen sich und Zinsen

      Zuletzt auch eine Rede ausarbeiten:

      Wer wollte solche Perioden drehn?

      Licht

      Nun, also!

      Adam

      Von solchem Vorwurf bin ich rein,

      Der Henker hols! Und alles, was es gilt,

      Ein Schwank ists etwa, der, zur Nacht geboren,

      Des Tags vorwitz’gen Lichtstrahl scheut.

      Licht

      Ich weiß.

      Adam

      Mein Seel! Es ist kein Grund, warum ein Richter,

      Wenn er nicht auf dem Richtstuhl sitzt,

      Soll gravitätisch wie ein Eisbär sein.

      Licht

      Das sag ich auch.

      Adam

      Nun denn, so kommt, Gevatter,

      Folgt mir ein wenig zur Registratur;

      Die Aktenstöße setz ich auf, denn die,

      Die liegen wie der Turm zu Babylon.

      Zweiter Auftritt

      Ein Bedienter tritt auf. Die Vorigen. — Nachher zwei Mägde.

      Der Bediente

      Gott helf, Herr Richter! Der Gerichtsrat Walter

      Läßt seinen Gruß vermelden, gleich wird er hier sein.

      Adam

      Ei, du gerechter Himmel! Ist er mit Holla

      Schon fertig?

      Der Bediente

      Ja, er ist in Huisum schon.

      Adam

      He! Liese! Grete!

      Licht

      Ruhig,


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