Old Firehand. Karl May

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Old Firehand - Karl May


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setzten unsre Bewegung so lange fort, bis wir uns der Truppe grad gegenüber befanden und blieben nun, die Waffen zum sofortigen Gebrauche bereit haltend, erwartungsvoll liegen.

      Besser wäre es gewesen, den Angriff von unserer Seite aus zu übernehmen; aber die Disposition war nun einmal getroffen und so mußten wir uns gedulden. Die Hauptaufgabe unserer Verbündeten war, zu nächst den Posten unschädlich zu machen, ein Vornehmen, welches ich kaum einem Andern als Winnetou zutraute. Der Mann konnte im hellen Mondenschein die geringste Kleinigkeit seiner Umgebung genau erkennen und mußte bei der ringsum herrschenden Ruhe das leiseste Geräusch bemerken. Und selbst wenn es gelang, ihn zu überraschen, so war es doch, um ihn durch einen gutgeführten Messerstich unschädlich zu machen, nothwendig, aufzuspringen, und dann mußte man ja sofort von den Andern gesehen werden.

      Mit mir zu Rathe gehend, wie diesem Uebelstande abzuhelfen sei, sah ich ihn plötzlich wie in den Boden hinein verschwinden, im nächsten Augenblicke aber schon wieder in seiner früheren geraden Haltung aufrecht stehen. Nur einen einzigen, blitzesschnellen Moment hatte diese Bewegung in Anspruch genommen; aber ich wußte sogleich, was sie zu bedeuten hatte. Der jetzt scheinbar Wache Haltende war nicht mehr der Ogellalla, sondern Winnetou. Er mußte sich mit noch Einem bis unmittelbar an den Posten geschlichen haben und war in demselben Augenblicke, an welchem Letzterer von dem Anderen bei den Füßen niedergerissen und sofort eines Lautes unfähig gemacht wurde, kerzengrad in die Höhe gefahren.

      Das war wieder eins seiner bewundernswerthen Indianerstücke, bei welchem ihm sicher nur Old Firehand geholfen haben konnte. Niemand weiter von uns hatte den Vorgang bemerkt, und da die Feinde in ihrer Unbeweglichkeit verharrten, so mußte er auch ihnen entgangen sein. Das Schwerste war somit glücklich vollbracht, und nun konnten wir in kürzester Zeit den Angriff erwarten.

      Wirklich gewahrte ich auch nur kurze Zeit später eine Reihe dunkler Punkte, welche sich in einiger Entfernung hinter den Pferden immer weiter vorschob und das Bestreben zeigte, sich zu einem Halbkreise zu verengen. Ungesehen von den Indianern rückte sie näher und immer näher, und schon schien mir die vollständige Ueberrumpelung des Feindes sicher, da – zuckte ein flüchtiges Leuchten drüben auf, welchem ein lauter Knall folgte – es war irgend Einem das Gewehr losgegangen.

      Sofort standen die Ogellalla‘s auf den Füßen, und kaum hatten sie die rasch heranstürmenden Gegner bemerkt, so saßen sie mit Gedankenschnelle im Sattel, warfen die Pferde herum und stürmten im Galopp auf den Bahndamm zu.

      Sie waren eines Ueberfalles nicht gewärtig gewesen und hatten also auch für den Fall eines solchen keine Verhaltungsmaßregeln besprochen. Deßhalb suchten sie, da sie die Ueberzahl der Weißen erkannten, zunächst aus der Nähe derselben zu kommen, um dann in einer sicheren Stellung einen Entschluß zu fassen. Daß auf der andern Seite des Dammes ein Hinterhalt liege, konnten sie nicht wissen, und es kam nun darauf an, ihre Flucht aufzuhalten.

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