Ein Reich der Schatten. Морган Райс

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Ein Reich der Schatten - Морган Райс


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sogar ein Ort, der von der Welt abgedichtet wurde, von dem man beschützt werden musste, ein Ort bei dem die Menschen jeden Tag dem Universum dankten, dass er von den Flammen bewacht wurde. Aber jetzt war es unglaublicherweise der Ort, den sie aufsuchte.

      Auf der einen Seite war es Wahnsinn. Auf der anderen Seite hatte ihre Mutter sie hierher geschickt und sie konnte im Inneren spüren, dass ihre Mission wahr war. Sie spürte, dass Marda der Ort war an dem sie gebraucht wurde, dort wo sie sich dem letzten Test stellen musste. Und wo der Stab der Wahrheit lag, den nur sie erobern konnte. Es war verrückt, aber sie konnte den Stab bereits tief in ihrem Magen spüren. Er rief sie und lockte sie zu sich, so wie ein alter Freund.

      Und doch spürte Kyra zum ersten Mal seit langer Zeit, wie sie eine Welle aus Selbstzweifel überkam. War sie wirklich stark genug das zu tun? Nach Marda, an einen Ort zu gehen an dem sogar die Männer ihres Vater Angst hatten? Sie spürte wie ein Kampf in ihrer eigenen Seele ausbrach. Alles in ihr schrie danach, dass Marda ihren eigenen Tod bedeutete. Und sie wollte nicht sterben.

      Kyra versuchte sich dazu zu zwingen stark zu sein und nicht von ihrem Weg abzuweichen. Sie wusste, dass dies eine Reise war, die sie tun musste und sie konnte sich nicht davor verstecken. Sie versuchte die Ängste und Horrorvorstellungen, die auf der anderen Seite der Flammen auf sie warteten aus ihrem Kopf zu verbannen. Ein Volk aus Trollen. Vulkane, Lava und Asche. Eine Nation voller Bosheit und Hexerei. Aus unvorstellbaren Kreaturen und Monstern. Sie versuchte nicht an die Geschichten zu denken, die sie als Kind gehört hatte. Es war ein Ort an dem sich Menschen gegenseitig aus Spaß in Stücke rissen und von ihrem dämonischen Anführer, Vesuvius, angeführt wurden. Es war ein Volk, welches für Blut und Grausamkeit lebte.

      Für einen kurzen Moment drangen sie durch die Wolken. Kyra blickte nach unten und sah in weiter Entfernung, dass sie über die nordöstlichste Ecke Escalons hinwegflogen. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie die Landschaft erkannte: Volis. Da waren die Hügel ihrer Heimatstadt, einstmals so schön, aber jetzt nur noch ein Schatten dessen was einmal gewesen war. Ihr Herz zog sich zusammen. Dort in der Ferne lag die Festung ihres Vaters, sie war nur noch eine Ruine. Es war bloß ein großer Schutthaufen überhäuft von unbewachten Körpern, die sogar von hier, sichtbar in unnatürlichen Posen lagen und hinauf zum Himmel schauten, so als ob sie Kyra fragten wie sie das hatte zulassen können.

      Kyra schloss die Augen und versuchte das Bild aus ihrem Kopf zu verbannen – aber sie schaffte es nicht. Es war zu schwer hier über den Ort zu fliegen, der ihr einst so viel bedeutet hatte. Sie sah in Richtung Marda und wusste sie sollte weiter fliegen, aber etwas in ihr schaffte es nicht einfach so über ihre Heimatstadt hinwegzufliegen. Sie musste anhalten und es mit ihren eigenen Augen sehen, bevor sie Escalon auf ihrer vielleicht letzten Reise verließ.

      Kyra lenkte Theon nach unten, sie konnte spüren, wie er widerstand – so als ob auch er fühlte, dass sie bei ihrer Mission nach Marda zu gelangen bleiben sollten. Widerwillig gab er nach.

      Sie tauchten immer weiter hinab und landeten im Zentrum von dem, was einst Volis gewesen war. Eine geschäftige Hochburg voller Leben – Kindern, Tanz, Liedern, dem Geruch von Essen und die stolzen Krieger ihres Vaters, die hier auf- und abstolzierten. Kyra blieb der Atem weg als sie abstieg und zu Laufen begann. Sie ließ einen unfreiwilligen Schrei ertönen. Es war nichts mehr da. Nur Schutt und bedrückende Stille, die nur von Theons heftigem Schnauben und dem Kratzen seiner Krallen auf dem Untergrund unterbrochen wurde, so als ob auch er wütend und begierig war aufzubrechen. Sie konnte es ihm nicht verdenken: Die Stadt war nun ein Grab.

      Kies knirschte unter Kyras Stiefeln, als sie langsam durch die Stadt lief, ein Windstoß fegte über die versengten Ebenen der Festung. Sie sah in jede Richtung, sie musste alles sehen und doch auch im gleichen Moment wieder wegschauen: Es war wie in einem Albtraum. Dort war die Reihe der Ladenbesitzer, nun nichts mehr außer ein Haufen verkohlter Trümmer; auf der anderen Seite befand sich die Waffenkammer, sie war jetzt völlig zerstört, ein Steinhaufen mit eingestürztem Eingangstor. Die große, überragende Festung in der ihr Vater so viele Festmahle gegeben und wo sie selbst gelebt hatte, lag nun nur noch als Ruine dort vor ihr, nur wenige Mauern standen noch. Das Tor stand offen, als ob es die Welt einlud herauszufinden, was es einst gewesen war.

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