Agent Null . Джек Марс

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Agent Null  - Джек Марс


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dabei zusammen. Etwas fiel auf den Boden und erschreckte ihn. Die Beretta. Er hatte fast vergessen, dass er sie hatte.

      Die Pistole war schwerer, als er gedacht hätte. Neunhundertfünfundvierzig Gramm, ungeladen, er wusste das. Sie zu halten war, wie eine verflossene Geliebte zu umarmen, vertraut und fremd gleichzeitig. Er legte die Waffe hin und zog sich weiter um, stopfte seine alten Sachen in die Einkaufstüte und steckte dann die Pistole in den Hosenbund seiner neuen Jeans, an seinem Rücken.

      Auf dem Boulevard hielt Reid den Kopf gesenkt und lief zügig den Bürgersteig entlang. Er brauchte nicht noch mehr Visionen, die ihn jetzt ablenkten. Er warf die Tüte mit der alten Kleidung in einen Mülleimer an der Ecke, ohne dafür auch nur anzuhalten.

      „Oh! Excusez-moi“, entschuldigte er sich, als er mit seiner Schulter eine vorbeilaufende Frau in einem Businessanzug anrempelte. Sie funkelte ihn an. „Es tut mir leid.“ Sie schnaubte und ging weiter. Er steckte seine Hände in die Jackentaschen – gemeinsam mit dem Handy, welches er gerade aus ihrer Handtasche geklaut hatte.

      Es war einfach gewesen. Zu einfach.

      Zwei Häuserblocks entfernt stellte er sich unter die Markise eines Kaufhauses und zog das Telefon heraus. Er atmete erleichtert auf – er hatte die Geschäftsfrau aus einem bestimmten Grund ausgesucht und sein Instinkt hatte sich bestätigt. Sie hatte Skype auf ihrem Handy installiert, mit einem Konto, das zu einer amerikanischen Nummer gehörte. Er öffnete den Internetbrowser des Handys, suchte die Nummer von Pap’s Feinkostladen in der Bronx und wählte sie.

      Eine junge männliche Stimme antwortete sofort. „Pap’s, wie kann ich Ihnen helfen?“

      „Ronnie?“ Einer seiner Schüler aus dem Vorjahr arbeitete Teilzeit in Reids Lieblings-Feinkostladen. „Hier ist Professor Lawson.“

      „Hallo, Professor!“, sagte der junge Mann fröhlich. „Wie geht es Ihnen? Möchten Sie eine Bestellung zum Abholen aufgeben?“

      „Nein. Ja … so ungefähr. Hören Sie zu, ich möchte Sie um einen großen Gefallen bitten, Ronnie.“ Pap’s Feinkostladen war nur sechs Häuserblocks von seinem Haus entfernt. An schönen Tagen ging er oft zu Fuß dorthin, um belegte Brötchen zu kaufen. „Haben Sie Skype auf Ihrem Handy?“

      „Ja?“, sagte Ronnie mit einem verwirrten Klang in seiner Stimme.

      „Sehr gut. Hier ist, worum ich Sie bitten möchte. Schreiben Sie diese Nummer auf …“ Er wies den Schüler an, schnell zu seinem Haus zu laufen, um zu sehen wer, wenn überhaupt irgendwer, dort war und ihn dann auf dieser amerikanischen Nummer zurückzurufen.

      „Professor, stecken Sie in irgendwelchen Schwierigkeiten?“

      „Nein, Ronnie, mir geht es gut“, log er. „Ich habe mein Handy verloren und eine nette Frau lässt mich ihres benutzen, damit ich meine Kinder wissen lassen kann, dass es mir gut geht. Aber ich habe nur ein paar Minuten Zeit. Wenn Sie also bitte …“

      „Sagen Sie nichts mehr, Professor. Ich bin froh, wenn ich helfen kann. Ich rufe Sie in ein paar Minuten zurück.“ Ronnie legte auf.

      Während er wartete, ging Reid nervös unter der kurzen Länge der Markise auf und ab und sah alle paar Sekunden auf das Telefon, für den Fall, dass er den Anruf verpasste. Es fühlte sich so an, als würde eine ganze Stunde verstreichen, bevor es klingelte, obwohl es nur sechs Minuten gewesen waren.

      „Hallo?“, er beantwortete den Skype Anruf beim ersten Klingeln. „Ronnie?“

      „Reid, bist du das?“, fragte eine verzweifelte, weibliche Stimme.

      „Linda!“, sagte Reid atemlos. „Ich bin so froh, dass du da bist. Höre zu, ich muss wissen –“

      „Reid, was ist passiert? Wo bist du?“, wollte sie wissen.

      „Die Mädchen, sind sie bei –“

      „Was ist passiert?“, unterbrach ihn Linda erneut. „Die Mädchen sind heute Morgen aufgewacht und sind fast durchgedreht, weil du weg warst, also haben sie mich angerufen und ich bin gleich vorbeigekommen ...“

      „Linda, bitte“, versuchte er erneut zu fragen, „wo sind sie?“

      Sie sprach über ihn hinweg, deutlich verstört. Linda war eine Menge Dinge, aber gut in einer Krisensituation zu reagieren, war keins davon. „Maya sagte, dass du manchmal morgens spazieren gehst, aber sowohl die Vorder- als auch die Hintertür standen offen und sie wollte die Polizei rufen, weil sie sagte, dass du nie dein Telefon zu Hause lässt und jetzt kommt dieser Junge aus dem Feinkostladen und reicht mir ein Telefon –?“

      „Linda!“, zischte Reid scharf. Zwei ältere Männer, die an ihm vorbeigingen, sahen zu ihm auf. „Wo sind die Mädchen?“

      „Sie sind hier“, keuchte sie. „Sie sind beide hier, im Haus mit mir.“

      „Sie sind in Sicherheit?“

      „Ja, selbstverständlich. Reid, was ist los?“

      „Habt ihr die Polizei gerufen?“

      „Noch nicht, nein … im Fernsehen wird immer gesagt, man soll vierundzwanzig Stunden warten, bevor man jemanden als vermisst meldet … steckst du in irgendeiner Art von Schwierigkeiten? Von wo aus rufst du mich an? Wessen Skype Konto ist das?“

      „Das kann ich dir nicht sagen. Hör mir einfach zu. Bitte die Mädchen eine Tasche zu packen und bringe sie in ein Hotel. Nichts irgendwo in der Nähe; außerhalb der Stadt. Vielleicht nach Jersey ...“

      „Reid, was?“

      „Meine Brieftasche liegt auf meinem Schreibtisch im Büro. Benutze die Kreditkarten nicht direkt. Hole dir einen Vorschuss mit den Karten darin und nimm das Geld, um für den Aufenthalt zu bezahlen. Vorläufig unbefristet.“

      „Reid! Ich werde überhaupt nichts tun, bis du mir endlich sagst, was los ist … Moment!“ Lindas Stimme klang gedämpft und weiter entfernt. „Ja, er ist es. Es geht ihm gut. Denke ich. Warte, Maya!“

      „Dad? Dad, bist du das?“, erklang eine neue Stimme in der Leitung. „Was ist passiert? Wo bist du?“

      „Maya! Ich, äh, musste in letzter Minute etwas erledigen. Ich wollte dich nicht wecken …“

      „Willst du mich verarschen?“, ihre Stimme klang schrill, aufgeregt und besorgt zugleich. „Ich bin nicht dumm, Dad. Sag mir die Wahrheit.“

      Er seufzte. „Du hast recht. Es tut mir leid. Ich kann dir nicht sagen, wo ich bin, Maya. Und ich sollte nicht zu lange am Telefon sein. Tu einfach, was deine Tante dir sagt, in Ordnung? Ihr werdet das Haus für eine Weile verlassen. Geht nicht zur Schule. Lauft nicht irgendwo rum. Sprich nicht über mich am Telefon oder am Computer. Verstanden?“

      „Nein, das habe ich nicht verstanden! Steckst du in Schwierigkeiten? Sollen wir die Polizei rufen?“

      „Nein, bitte tu das nicht“, sagte er. „Noch nicht. Gib mir einfach etwas Zeit, um etwas zu klären.“

      Sie war für einen langen Moment still.

      Dann sagte sie: „Versprich mir, dass es dir gut geht.“

      Er zuckte zusammen.

      „Dad?“

      „Ja“, sagte er ein bisschen zu forsch. „Mir geht es gut. Bitte tu einfach, was ich sage und geh mit deiner Tante Linda mit. Ich liebe euch beide. Richte Sara aus, was ich gesagt habe und gib ihr eine Umarmung von mir. Ich melde mich, sobald ich kann –“

      „Warte, warte!“, sagte Maya. „Wie willst du mit uns Kontakt aufnehmen, wenn du nicht weißt, wo wir sind?“

      Er dachte einen Moment lang nach. Er konnte Ronnie nicht bitten, noch tiefer verwickelt zu werden.


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