Queste der Helden . Морган Райс
Читать онлайн книгу.Anzeichen des königlichen Zuges würde er zum Haus zurückrennen, seinen Vater konfrontieren, und ob der es wollte oder nicht sich des Königs Mannen präsentieren. Er würde sich zur Auswahl stellen, genau wie die anderen. Sein Vater würde ihn nicht abhalten können. Beim Gedanken daran fühlte er einen Knoten in seinem Magen.
Die erste Sonne stieg höher, und als langsam die zweite Sonne in kühlem Grün aufging und einen helleren Schein auf den purpurnen Himmel warf, da konnte Thor sie sehen.
Er richtete sich auf; seine Haare sträubten sich, wie elektrisiert. Da am Horizont erschien die blasse Kontur einer Pferdekutsche, deren Räder Staub zum Himmel wirbelten. Sein Herz schlug schneller, als eine weitere sichtbar wurde; und dann noch eine. Sogar von der Ferne funkelten die goldenen Kutschen in den Sonnen wie Fische, die mit silbernem Rücken aus dem Wasser springen.
Als er zwölf von ihnen zählen konnte, hielt er es nicht länger aus. Mit pochendem Herzen in der Brust, zum ersten Mal in seinem Leben völlig auf seine Herde vergessend, drehte Thor sich um und stolperte den Hügel hinunter, fest entschlossen, sich von nichts aufhalten zu lassen, bis er sich präsentiert hatte.
*
Thor hielt kaum an, um Atem zu schöpfen, als er den Hügel hinab durch die Bäume raste. Er wurde von Zweigen zerkratzt, doch es kümmerte ihn nicht. Er kam zu einer Lichtung und konnte das Dorf sehen, wie es sich unter ihm erstreckte: ein schläfriges Städtchen am Land, vollgepackt mit einstöckigen Häuschen aus weißem Lehm mit strohgedeckten Dächern. Nicht mehr als einige Dutzend Familien waren darunter. Aus den Schornsteinen stieg Rauch auf, da die meisten von ihnen früh auf den Beinen waren und ihr Morgenmahl bereiteten. Es war ein idyllischer Ort, gerade weit genug—einen vollen Tagesritt—vom Königshof entfernt, um Durchreisende fernzuhalten. Nur eines unter vielen Bauerndörfern am Rande des Rings; eines von vielen Rädchen im Getriebe des Westlichen Königreichs.
Thor rannte das letzte Stück zum Dorfplatz, so schnell er konnte, und wirbelte die Erde hinter sich auf. Hühner und Hunde sprangen ihm aus dem Weg, und eine alte Frau, die vor ihrem Häuschen vor einem kochenden Wasserkessel saß, zischte ihn an.
"Langsam, Junge!" kreischte sie, als er vorbeiraste und eine Staubwolke in ihr Feuer wirbelte.
Aber Thor würde nicht langsamer werden—nicht für sie, nicht für irgendwen. Er bog in eine Seitenstraße ab, dann noch eine, und wand sich im Zick-Zack entlang des Weges, den er blind kannte, bis er zuhause angelangt war.
Es war eine kleine, unscheinbare Behausung, nicht anders als die anderen mit ihren weißen Lehmmauern und dem schrägen, strohgedeckten Dach. Wie die meisten hatte auch sie ein einziges Zimmer, das unterteilt war: sein Vater schlief auf der einen Seite, seinen drei Brüdern auf der anderen. Anders als die meisten hatte sie einen kleinen Hühnerstall hinten raus, und dies war das Exil, in das Thor zum Schlafen geschickt wurde. Anfangs hatte er sich mit seinen Brüdern ein Bett geteilt; doch mit der Zeit wurden sie größer und gemeiner und ausgrenzender, und ließen im demonstrativ immer weniger Platz. Zuerst war Thor noch verletzt, doch inzwischen genoss er sein eigenes Plätzchen und zog es vor, sich der Gegenwart der anderen fernzuhalten. Für ihn bestätigte es nur, dass sein Platz in dieser Familie im Exil war, wie er es immer schon gewusst hatte.
Thor lief auf seine Haustür zu und platzte hindurch, ohne anzuhalten.
"Vater!" rief er und schnappte nach Atem. "Die Silbernen! Sie kommen!"
Sein Vater und die drei Brüder saßen über den Frühstückstisch gebeugt, jetzt bereits in ihre feinsten Gewänder gekleidet. Bei seinen Worten sprang sie hoch und schossen an ihm vorbei, gegen seine Schulter stoßend auf ihrem eiligen Weg aus dem Haus und auf die Straße hinaus.
Thor folgte ihnen hinaus, und so standen sie alle da, Blick auf den Horizont gerichtet.
„Ich sehe niemanden“, antwortete Drake, der Älteste, in seiner tiefen Stimme. Mit den breitesten Schultern, das Haar kurz geschnitten wie seine Brüder, mit braunen Augen und dünnen, missbilligenden Lippen, blickte er mürrisch zu Thor hinunter, wie auch sonst immer.
„Ich auch nicht“, wiederholte Dross, nur ein Jahr jünger als Drake. Wie immer war er auf seiner Seite.
„Sie kommen!“, warf Thor zurück. „Ich schwörs!“
Sein Vater wandte sich zu ihm um und packte ihn kräftig an den Schultern.
„Und wie kannst du das wissen?“, forderte er.
„Ich habe sie gesehen.“
„Wie? Von wo?“
Thor zögerte; sein Vater hatte ihn ertappt. Natürlich wusste er, dass der einzige Ort, von dem aus Thor sie erblickt haben konnte, die Kuppe des Hügels war. Nun war Thor unsicher, was er sagen sollte.
„Ich... kletterte auf die Kuppe—“
„Mit der Herde? Du weißt, dass sie nicht so weit hinauf dürfen.“
„Aber heute war es doch etwas anderes. Ich musste einfach schauen.“
Sein Vater blickte ihn finster an.
„Lauf sofort hinein, hol die Schwerter deiner Brüder und poliere ihre Schwertscheiden, damit sie bestens aussehen, bevor des Königs Mannen hier sind.“
Sein Vater war mit ihm fertig und wandte sich wieder an die Brüder, die allesamt auf der Straße standen und Ausschau hielten.
„Meinst du, sie werden uns auswählen?“, fragte Durs, der Jüngste der drei, volle drei Jahre älter als Thor.
„Sie wären Narren, es nicht zu tun“, sagte sein Vater. „Dieses Jahr mangelte es ihnen an Mannen. Die Ausbeute war gering—ansonsten würden sie sich kaum hierher bemühen. Steht nur aufrecht, alle drei, Kinn hoch und Brust raus. Seht ihnen nicht direkt in die Augen, aber seht auch nicht weg. Seid stark und selbstbewusst. Zeigt keine Schwäche. Wenn ihr zur Legion des Königs gehören wollt, müsst ihr euch so verhalten, als wärt ihr bereits dabei.“
„Ja, Vater“, antworteten seine drei Jungs zugleich, und machten sich bereit.
Er wandte sich um und warf Thor einen stechenden Blick zu.
„Was tust du noch hier?“, fragte er. „Rein mit dir!“
Thor stand da, zerrissen. Er wollte seinem Vater gegenüber nicht ungehorsam sein, aber er musste mit ihm sprechen. Sein Herz raste, während er mit sich selbst rang. Er beschloss, es wäre am besten, zu gehorchen, die Schwerter zu bringen, und erst dann seinen Vater zu konfrontieren. Gleich mit Ungehorsam anzufangen, würde nicht hilfreich sein.
Thor rannte ins Haus, durch die Hintertüre hinaus, und weiter zum Waffenverschlag. Er fand die drei Schwerter seiner Brüder, jedes einzelne ein Objekt reinster Schönheit, gekrönt mit den feinsten Silbergriffen; wertvolle Geschenke, für die sich der Vater jahrelang abgerackert hatte. Er griff sich alle drei, wie immer überrascht von ihrem Gewicht, und lief mit ihnen zurück durchs Haus.
Er hastete zu seinen Brüdern, überreichte jedem von ihnen sein Schwert, und wandte sich dann an seinen Vater.
„Wie, ohne Polieren?“, sagte Drake.
Sein Vater drehte sich missbilligend zu ihm um, doch bevor er etwas sagen konnte, fing Thor zu sprechen an.
„Vater, bitte. Ich muss mit dir sprechen!“
„Ich sagte, polier—“
„Bitte, Vater!“
Sein Vater funkelte ihn an, mit sich selbst ringend. Er muss die Ernsthaftigkeit in Thors Gesicht erkannt haben, denn schließlich sagte er, „Nun?“
„Ich möchte mich melden. Mit den anderen. Zur Legion.“
Das Gelächter seiner Brüder erhob sich hinter ihm, und brennendes Rot fuhr ihm ins Gesicht.
Doch sein Vater lachte nicht; im Gegenteil, seine Mundwinkel verzogen sich noch weiter nach unten.
„Ist