Italienische Nächte . Sophie Love

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Italienische Nächte  - Sophie Love


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Traum hatte sie atemlos gemacht. Sie legte eine Hand auf ihre Brust, spürte den schnellen Herzschlag unter ihrem Shirt. Ihr Kopf drehte sich noch ein wenig vom Alkohol, der noch nicht ganz seine Wirkung verloren hatte.

      „Ich glaube, du hattest einen Alptraum“, sagte Garrett.

      Keira rieb sich die Schläfen und erinnerte sich an den schrägen Traum. „Ja, ich glaube, da könntest du recht haben. Zumindest anfangs. Ich wurde von meinem Exfreund heimgesucht, der meine Schwester geheiratet hat. Und alle meine Freundinnen. Und meine Mutter.“

      Der Mann blickte sie amüsiert an. Keira fragte sich, was er wohl wirklich von ihr dachte. Sie vermutete, er hielt sie für vollkommen durchgeknallt.

      Das Flugzeug setzte auf und rollte die Landebahn entlang. Als es endlich zum Stehen kam, sprang der Mann neben Keira auf, sobald es erlaubt war.

      „So vermeidet man die Warteschlangen“, erklärte er verlegen.

      „Sicher.“ Keira konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

      Die Kabinentüren wurden geöffnet und Garrett flitzte hinaus. Keira lachte auf. Sie mochte ihre falsche Persönlichkeit. Vielleicht war Bryn doch nicht ganz so albern, wie sie bisher angenommen hatte.

      Sie packte ihre Sachen zusammen, löste den Gurt und holte ihre Tasche aus dem Gepäckfach über ihr. Während sie durch den Gang ging, dachte sie darüber nach, wie sie das Spielchen mit Garrett als nächstes in die Tat umsetzen würde. In den nächsten drei Wochen würde sie vorgeben, jemand anderes zu sein. Jemand, der noch immer an die Liebe glaubte. Sie hatte das vage Gefühl, dass das weitaus schwieriger sein würde, als eine Weinkennerin zu spielen.

      Sie verließ das Flugzeug und genoss das Streicheln der warmen Sonne auf ihrer Haut. Das war doch viel angenehmer, als das kalte Wetter in New York. Die Sonne machte sie immer irgendwie zuversichtlich. Alles sah netter aus. Und auch wenn sie von Italien gerade nur diesen Flughafen sehen konnte, so sahen die Berge ringsum in der Sonne doch atemberaubend aus.

      Sie folgte dem Weg in die Halle, wo sie bald ihren Reisebegleiter treffen würde. Das erste Mal seit sie New York verlassen hatte, stellte sie sich vor, ihr Romeo würde sie erwarten.

      KAPITEL SECHS

      Als sie endlich ihr Gepäck eingesammelt hatte und in die Ankunftshalle trat, hatte sich Keiras Tagtraum ziemlich verselbstständigt. In Gedanken hatte sie den Romeo aus ihrem Traum verschmolzen mit dem Reisebegleiter, den sie gleich treffen würde. In ihrer Vorstellung würde er sich mit seiner stürmischen Leidenschaft direkt von den Füßen holen. Sie konnte es kaum noch erwarten, ihn endlich zu treffen.

      Sie stand da mit ihrem Koffer und beobachtete das geschäftige Treiben des neapolitanischen Flughafens. Um sie herum standen Leute, die Namensschilder hochhielten. Auf einem las sie ihren eigenen Namen. Sofort beschleunigte ihr Puls. Der Mann, der das Schild hielt, war ein Adonis.

      Keira war wie elektrisiert, als sie zu ihm hinüber eilte.

      „Hi, ich bin Keira“, sagte sie und deutete auf das Schild mit ihrem Namen.

      Der Mann blickte erst sie, dann das Schild verwirrt an. „Oh, das?“ Er fing an zu lachen. „Das halte ich nur einen Moment für einen Typen, der mal dringend aufs Klo musste.“

      In dem Moment fiel Keiras Blick auf einen Mann, der die Waschräume verließ und in ihre Richtung kam. Er war klein, rundlich und schlampig gekleidet. Das graue Shirt hatte Flecken und die Jeans saß nicht richtig. Das wenige Haar, das er noch auf dem Kopf trug, sah aus wie ein Vogelnest. Sie hoffte, er möge vorbeigehen, musste aber mit Bedauern erkennen, dass er genau auf sie zukam.

      Der Adonis mit dem Schild bemerkte ihn ebenfalls. Sobald der Mann bei ihnen angekommen war, übergab der tolle Typ ihm das Schild und eilte zu einer gut aussehenden jungen Frau, die gerade die Ankunftshalle betreten hatte. Sie begrüßten sich überschwänglich. Keira verzog das Gesicht.

      „Junge Liebe, was?“, sagte der Reiseführer und kratzte sich an einer Stelle, die das Shirt nicht ganz bedeckte. „Bist du Karla?“

      „Keira.“

      Er blickte noch einmal auf sein Schild und zuckte mit den Schultern. „Amerikanische Namen klingen alle gleich für mich.“

      Während er sprach, verströmte er mit seinem Atem ein Aroma von Zwiebeln und Kaffee, was Keira Übelkeit bereitete.

      „Na, dann komm“, forderte er Keira auf. „Der Wagen steht da hinten.“

      Er drehte sich auf dem Absatz um und verschwand schnell in der Menge. Keira blieb in der Mitte des Flughafens zurück. Sie schnappte sich ihren Koffer und suchte hektisch nach dem Ausgang.

      Sie fand das Schild zum Ausgang direkt über dem Reisebegleiter, der gerade dadurch verschwand. Er hatte nicht einmal nachgesehen, ob sie ihm überhaupt folgte.

      Mit einer Grimasse folgte Keira dem schlampigen Kerl und zog ihren schweren Koffer hinter sich her.

      Während sie ständig angerempelt wurde, löste sich ihre Hoffnung schnell in Luft auf, dass sie eine italienische Romanze über ihr gebrochenes Herz hinweg trösten könnte. Anstatt von einem gut aussehenden Mann im Sturm erobert zu werden, musste sie Zwiebelgeruch und Unhöflichkeit von ihrem Reisebegleiter ertragen.

      So viel zum Thema Romeo, dachte sie mit schwerem Herzen.

      KAPITEL SIEBEN

      „Weißt du, dass du zu spät bist?“, fragte Antonio, der Reisebegleiter, als er sie über den Parkplatz führte. Er runzelte die Stirn, als sei das ihre Schuld.

      „Ich musste eine Weile auf meinen Koffer warten“, antwortete Keira, noch immer angeschlagen von der Enttäuschung, dass kein Romeo auf sie wartete.

      Keira fühlte sich in Antonios Gegenwart sehr unwohl, nicht nur, weil sein runder, behaarter Bauch über dem Hosenbund heraushing. Sein Benehmen war rüde. Wie ein Lehrer, bei dem man wusste, dass man es ihm nie würde recht machen können.

      Die Luft war sehr warm, fast schon bedrückend. Aber das bremste ihn ihn. Sie eilten die Reihen entlang, Antonio immer ein paar Schritte vorweg. Keira hatte Mühe, mit ihrem Koffer Schritt zu halten. Langsam geriet sie ziemlich ins Schwitzen.

      „Mein Rücken ist kaputt“, sagte er, als Rechtfertigung dafür, dass er ihr nicht half.

      Während sie gingen, sprach Antonio die ganze Zeit. Seine Worte kamen ohne Pause, wie Hundegebell. Keira dachte an den Romeo in ihrem Traum. Antonio war das genaue Gegenteil.

      „Einundzwanzig Tage, was?“, sagte er, noch immer vorauseilend, so dass Keira sich beeilen musste, um Schritt zu halten.

      Sie begann mit Grauen daran zu denken.

      Er führte sie zu einem Auto. Keira hatte ein hübsches Auto erwartet, wurde aber mit einer alten, kleinen Rostlaube konfrontiert.

      „Das ist es?“, fragte sie.

      „Auf dem Rücksitz gibt es keinen Platz für das Gepäck. Pack es in den Kofferraum“, wies Antonio sie an.

      Keira öffnete die Klappe und stellte fest, dass das Auto voll mit Einkaufstüten war. Als sie ihre Sachen neben seinen Tüten verstaute, kam ihr der Geruch von Käse entgegen. Eine der Tüten ging auf und ein Pecorino fiel heraus. Keira packte ihn wieder zurück und stellte mit einer Mischung aus Neugier, Erstaunen und Ekel fest, dass alle Tüten nur Pecorino enthielten. Aß dieser Mann etwa nichts anderes? Dann wurde ihr bewusst, dass der Gestank wahrscheinlich auch in ihre Sachen ziehen würde, in ihre Kleidung. Sie würde die nächsten drei Wochen nach Käse stinken.

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