Griechischer Zauber . Sophie Love
Читать онлайн книгу.sie traurig, wenn sie daran dachte, diesen Ort, Milo und seine Familie hinter sich zu lassen. Die ganze Erfahrung war so erfrischend für sie gewesen. Verjüngend.
Auch die Beziehung hatte sich wie eine willkommene Befreiung vom Stress ihrer letzten romantischen Unterfangen angefühlt. Es war das erste Mal, dass Keira sich wirklich dazu in der Lage fühlte, im Jetzt zu leben. Zu wissen, dass weder sie noch Milo irgendwelche Erwartungen hatten, keine unrealistischen, überambitionierten gemeinsamen Zukunftspläne (so wie es mit Shane gewesen war), kein Druck zu heiraten (wie es mit Cristiano gewesen war). Sie bemerkte, dass dies das erste Mal war, dass der Gedanke in die Abreise nicht herzzerreißend war. Sie war einfach nur traurig, nicht so, als würde die ganze Welt und ihr ganzes Herz daran hängen, wie diese Beziehung zu Ende ging.
In dem Moment wachte Milo auf. Er sah zu ihr hinüber und lächelte. „Fröhliche Weihnachten.“
Keira lehnte sich hinunter und küsste ihn sanft. „Fröhliche Weihnachten.“
Milo lehnte sich gegen sein Kissen zurück und blinzelte ein paar Mal mit seinen Augenlidern, fast so, als wäre er noch nicht vollständig wach.
„Ich kann Schinken riechen“, sagte er verschlafen.
Keira kicherte. „Ich auch. Ich vermute, deine Eltern sind in der Küche.“
„Natürlich“, sagte er und gähnte. „Schwedische Weihnachten sind immer eine Zeit des Überflusses. Sie werden den ganzen Tag mit dem Kochen verbringen.“
„Wir sollten ihnen helfen“, schlug Keira vor.
Milo schüttelte den Kopf. Seine Augen waren wieder zu. Er war ganz offensichtlich noch nicht bereit völlig aufzuwachen.
Keira blickte in sein Gesicht, so gutaussehend und friedlich. Sie würde das hier sehr vermissen, die Nähe, die Leichtigkeit von allem. Noch nie zuvor hatte sich etwas so richtig zwischen ihr und einem Mann angefühlt, so ganz ohne Reibungspunkte und ohne Unsicherheiten.
Milo öffnete ein einzelnes Auge. „Was schaust du dir denn an?“, fragte er mit einem Grinsen.
Keira seufzte. „Nur dein wunderbares Gesicht.“
Er verzog das Gesicht und berührte sanft ihren Arm. „Warum so melancholisch?“ Er lächelte sanft und beruhigend. „Niemand darf an Weihnachten traurig sein.“
Keira lachte, fühlte aber trotzdem ein Ziehen in der Magengegend. „Du weißt schon, warum“, sagte sie, während sie tief ausatmete.
Milo drückte sich auf seinen Ellenbogen hoch, wobei die Bettdecke hinunterrutschte und seinen schön geformten Oberkörper enthüllte. „Du denkst an morgen“, kommentierte er. „Daran, abzureisen. Und an die Zukunft. Und daran, was als Nächstes kommt.“
Sie nickte und blickte auf die Bettdecke hinunter.
Milo lehnte sich zu ihr hinüber, schlang seine Arme um sie und zog sie nah an seine warme Brust.
„Alles wird gut werden“, sagte er zu ihr. „Wir können die Zukunft nicht voraussagen, aber was auch immer passiert, wir werden okay sein. Jede Beziehung, romantisch oder nicht, lehrt uns etwas. Über die Liebe, über Freundschaft, über die menschliche Psyche, über uns selbst. Kein Moment, in dem du dir selbst erlaubst, dich völlig hinzugeben, ist jemals verschwendet. Und das hast du getan. Du hast Weihnachten in einem fremden Land weit weg von deiner Familie verbracht und das zum ersten Mal in deinem Leben. Die Zukunft ist nichts, worum wir uns Sorgen machen müssen. Du schaffst das.“
Keira fühlte, wie er einen Kuss auf ihre Stirn drückte. Seine positive Herangehensweise an das Leben und an Beziehungen beruhigte sie und sie war froh, dass er nichts Übertriebenes gesagt hatte, so wie es ihre Ex-Freunde getan hätten. Es gab keinerlei Heuchelei, keine Versprechen, nur das Jetzt.
Sie versprach sich selbst, den Tag zu genießen, genauso wie Milo es vorgeschlagen hatte.
„Komm schon“, sagte sie und entzog sich seiner warmen, starken Umarmung. „Lass uns nachsehen, was deine Leute da kochen. Ich möchte noch ein paar mehr verrückte schwedische Rezepte kennenlernen.“
Milo kicherte. „Hausgemachte Leberpastete? Glaubst du wirklich, du bist bereit dafür?“
Keira grinste und spannte ihre Muskeln an. „Ich wurde bereit geboren!“
*
Unten in der Küche trafen sie Milos Eltern, Nils und Yolanta, und seine Schwester Regina, die alle geschäftig hin und her wuselten. Anders als bei ihrer eigenen Familie zu Hause, schien die Nilson Familie es zu lieben, beschäftigt zu sein. Wäre dies die Küche ihrer Mutter, mit Mallory und Bryn darin, gäbe es mindestens eine verschüttete Pfanne auf dem Fußboden, einen ausgetrockneten, zu lange gekochten Schinken, der im Ofen schwelte und ein unachtsam zur Seite geworfenes Geschirrhandtuch, welches an der Flamme des Herdes Feuer fing.
„Guten Morgen!“, rief Nils quietschvergnügt mit seinem niedlichen schwedischen Akzent.
„Seid ihr hier, um kochen zu helfen?“, fragte Regina. Von allen Familienmitgliedern war sie diejenige, die am unentspanntesten war, dachte Keira. Sie schien es zu genießen, Stress zu verbreiten und alle herumzukommandieren, während ihre Eltern alles wesentlich leichtherziger angingen.
„Oh, Regina, lass sie in Ruhe“, sagte Yolanta. „Keira ist unser Gast, darf ich dich daran erinnern? Und außerdem haben wir sie nur noch für einen weiteren Tag. Sie rührt auf gar keinen Fall einen Finger.“
Keira lächelte über den süßen Kommentar, aber fühlte, wie ihre Melancholie wuchs. Yolanta hatte den Fakt erwähnt, dass sie sich dem Ende des Countdowns näherten und dass ihre Zeit hier fast vorüber war.
„Aber Milo muss helfen“, sagte Regina.
„Das würde ich liebend gern tun, liebste Schwester“, witzelte er und schlang seinen Arm um sie. „Womit kann ich behilflich sein?“
„Du kannst mit der Leberpastete beginnen“, sagte sie und zeigte auf ein Brettchen auf der anderen Seite des Küchentischs. Daneben lag ein Haufen von furchterregend aussehendem Fleisch. Keiras Magen drehte sich um.
Milo drehte sich zu ihr und wackelte mit den Augenbrauen. „Habe ich dir doch gesagt.“
Die Familie begann zu kochen und Keiras Versuche dabei zu helfen, wurden immer wieder abgewehrt. Am Ende beschäftigte sie sich damit, den Tisch für das Frühstück zu decken und gab sich ganz besonders viel Mühe dabei. Sie zog die kitschige, mit Rentieren bedruckte, Tischdecke gerade und stellte die ausladenden silbernen Kerzenhalter und Weihnachtsmannfiguren darauf. Dann begann sie das Zimmer aufzuräumen und alle Bilder an den Wänden geradezurücken. Gestern Abend hatten sie einen fröhlichen Abend damit verbracht, das gesamte Haus mit weihnachtlicher Kunst zu verschönern – mit seltsamen Bildern, die winterliche Waldnymphen zeigten. Man hatte ihr versichert, dass sie auch etwas traditionell Schwedisches waren.
Während sie half den hohen dicht gewachsenen Weihnachtsbaum mit schwedischen Flaggen, Girlanden, farbigen Weihnachtskugeln und elektrischen Lichtern zu dekorieren, lernte Keira, dass die Weihnachtszeit in Schweden eine fröhliche, lebhafte und oft bizarre Angelegenheit war. Aber sie fand es überhaupt nicht seltsam. Es gab den gewöhnlichen Überfluss an gutem Essen – den klassischen Weihnachtsschinken, gemeinsam mit anderen schwedischen Delikatessen, sowie einem Mix aus Eiern und Anchovis, Hering (eingelegt, als Pastete und in Salatform), Roggenbrot, Kartoffeln, Fleischbällchen, Rote-Bete-Salat, Leberpastete und ein Fischgericht, welches Lutefisk hieß. Obwohl die Tage kurz waren, war der Himmel immer blau gewesen, die Sonne hatte geschienen und der Schnee unter den Füßen glitzerte weiß. Wenn die langen dunklen Abende anbrachen, zündete Yolanta die Kerzen an und man fühlte sich bei ihrem warmen Schein ganz wohlig. Es gab immer frische Hyazinthen, die das Haus mit ihrem starken Duft erfüllten.
In dem Moment hörte Keira ein Klappern hinter sich und drehte sich zu der Familie um, die mit voll beladenen Armen mit Gerichten und Tabletts hereinkam,