Väter und Söhne. Иван Тургенев

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Väter und Söhne - Иван Тургенев


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habe. Er will die Liebenswürdigkeit haben, einige Zeit bei uns auf dem Lande zuzubringen.«

      Kirsanoff kehrte sich schnell um und schritt auf einen jungen Mann zu, der soeben vom Tarantaß herabgestiegen war, eingehüllt in einen mit Schnüren besetzten langen Kaban; er schüttelte ihm kräftig die rote breite Hand, die dieser nicht allzu eifrig dargeboten hatte.

      »Ihr Besuch freut mich sehr,« sagte er zu ihm. »Erlauben Sie mir, Sie um Ihren und Ihres Herrn Vaters Namen zu bitten.«

      »Eugen Wassilieff,« antwortete Bazaroff langsam mit gehobener Stimme, und indem er den Kragen seines Kaban zurückschlug, ließ er Kirsanoff sein Antlitz vollkommen sehen. Er hatte ein langes mageres Gesicht mit offener Stirn, eine oben breite, nach der Spitze zu feiner werdende Nase, große grünliche Augen und lang herabhängende sandfarbige Favoris; ein ruhiges Lächeln lag auf seinen Lippen; seine ganze Physiognomie drückte Intelligenz und Selbstvertrauen aus.

      »Ich hoffe, mein lieber Eugen Wassiliewitsch,« erwiderte Kirsanoff, »daß Sie sich bei uns nicht langweilen werden.«

      Bazaroffs Lippen öffneten sich ein wenig, allein er antwortete nichts und begnügte sich damit, seine Mütze zu lüften. Trotz seines dichten Haarwuchses von tiefem Kastanienbraun ließen sich leicht die mächtigen Erhöhungen seines breiten Schädels wahrnehmen.

      »Arkad,« fragte plötzlich Kirsanoff, zu seinem Sohn gewendet, »soll man gleich anspannen oder wollt ihr euch vorher ein wenig ausruhen?«

      »Wir wollen uns zu Hause ausruhen, Papa, laß anspannen.«

      »Sogleich, sogleich,« erwiderte Kirsanoff lebhaft. »He! Peter, hörst du? Allons! mach, daß wir aufs schnellste fortkommen!«

      Peter, der in seiner Eigenschaft als perfekter Bedienter sich darauf beschränkt hatte, von ferne zu grüßen, statt seinem Herrn die Hand zu küssen, verschwand von neuem hinter der Stalltüre.

      »Ich bin in der Kalesche gekommen,« sagte Kirsanoff zögernd zu seinem Sohn, »aber es gibt Pferde für deinen Tarantaß …«

      Während er so mit Arkad sprach, trank dieser frisches Wasser, das ihm die Wirtin in einem zinnernen Krug gebracht, und Bazaroff, der sich soeben seine Pfeife angezündet hatte, trat zu dem mit dem Ausspannen der Pferde beschäftigten Kutscher.

      »Ich bin nun in Verlegenheit,« sagte Kirsanoff, »meine Kalesche ist nur zweisitzig. Wie machen wirs?«

      »Er fährt im Tarantaß,« erwiderte Arkad halblaut, »kümmere dich nicht um ihn, ich bitte dich, er ist ein vortrefflicher Junge und macht keine Umstände, du wirst es sehen.«

      Kirsanoffs Kutscher fuhr mit der Kalesche vor.

      »Lustig, spute dich, du alte Haareule!« rief Bazaroff seinem Postillion zu.

      »Hast du's gehört, Mituka?« rief ein anderer Postillion, der mit den Händen in den Hintertaschen seines Tulups einige Schritt entfernt stand; »der Herr hat dich eine Haareule genannt, der hat recht.«

      Mituka begnügte sich, statt aller Antwort den Kopf zu schütteln, daß seine Mütze wackelte, und nahm seinem mit Schaum bedeckten Sattelpferd die Zügel ab.

      »Geschwind, geschwind, helft ein wenig, ihr Bursche!« rief Kirsanoff, »ihr sollt ein gutes Trinkgeld haben.«

      Einige Minuten später waren die Pferde angespannt. Nikolaus Petrowitsch bestieg mit seinem Sohn die Kalesche, Peter schwang sich auf den Bock. Bazaroff sprang in den Tarantaß, drückte seinen Kopf in ein Lederkissen, und die beiden Gefährte fuhren in raschem Trabe davon.

      Drittes Kapitel

      »So wärst du nun also Kandidat und wieder auf dem Weg nach Hause,« sagte Kirsanoff zu seinem Sohn und legte ihm die Hand bald auf die Wangen, bald auf die Schultern.

      »Was macht mein Oheim?« fragte Arkad, der trotz seiner aufrichtigen und fast kindischen Freude doch gerne der Unterhaltung eine ruhigere Wendung gegeben hätte.

      »Er ist wohl; er hatte die Absicht, mit mir dir entgegenzufahren; er hat sich aber, warum weiß ich nicht, wieder anders besonnen.«

      »Und du hast lange auf mich gewartet?« fragte Arkad.

      »Seit beinahe fünf Stunden.«

      »Wirklich? wie gut du bist!«

      Arkad wandte sich zu seinem Vater und drückte ihm einen schallenden Kuß auf die Wange. Kirsanoff antwortete darauf mit einem leisen Lächeln:

      »Du wirst sehen, was ich dir für ein hübsches Reitpferd habe zurichten lassen! Und Papier findest du auch in deinem Zimmer.«

      »Bekommt Bazaroff auch eins?«

      »Man wird ihn unterbringen, sei ruhig …«

      »Sei freundlich gegen ihn, ich bitte dich; ich kann dir nicht sagen, wie befreundet wir sind!«

      »Kennst du ihn schon lange?«

      »Nein.«

      »Darum hab ich ihn auch im vorigen Winter nicht kennen gelernt. Mit was beschäftigt er sich?«

      »Hauptsächlich mit den Naturwissenschaften. Aber er weiß alles; nächstes Jahr will er sein Doktorexamen machen.«

      »Ah, er studiert Medizin,« erwiderte Kirsanoff und schwieg einige Minuten.

      »Peter,« fragte er plötzlich den Bedienten, »sind das nicht welche von unsern Bauern, die da unten vorüberfahren?«

      Der Bediente wandte den Kopf nach der Seite, die ihm sein Herr mit der Hand bezeichnete. Mehrere Wägelchen, deren Pferde ausgezäumt waren, rollten schnell auf einem engen Querwege dahin; auf jedem ein oder zwei Bauern in offenen Tulups.

      »Wirklich,« antwortete der Bediente.

      »Wo gehen denn die hin? Etwa in die Stadt?«

      »Sehr wahrscheinlich; die gehen in die Schenke,« sagte Peter mit verächtlichem Tone und neigte sich etwas zum Kutscher, wie um diesen zum Zeugen zu nehmen. Allein der Kutscher gab durchaus kein Zeichen der Zustimmung; er war ein Mann vom alten Regime, der keine von den Tagesideen teilte.

      »Die Bauern machen mir dieses Jahr viel Sorge,« sagte Kirsanoff zu seinem Sohn; »sie zahlen ihre Abgaben nicht. Was dabei tun?«

      »Bist du mit den Tagelöhnern mehr zufrieden?«

      »Ja,« erwiderte Kirsanoff zwischen den Zähnen; »allein man verführt sie mir; das ist das Übele. Und dann arbeiten sie doch nicht mit wahrem Eifer und verderben das Ackergerät. Doch sind wenigstens die Felder eingesät. Mit der Zeit wird sich alles machen. Es scheint, du interessierst dich jetzt für die Landwirtschaft?«

      »Es fehlt euch hier an Schatten, das ist schade,« sagte Arkad, ohne auf die letzte Frage seines Vaters zu antworten.

      »Ich habe auf der Seite des Hauses, die dem Nordwind ausgesetzt ist, eine große Markise über dem Balkon herrichten lassen,« erwiderte Kirsanoff, »man kann jetzt im Freien zu Mittag speisen.«

      »Das sieht wohl etwas zu sehr nach einer Villa aus. Übrigens tut es nichts. Welch reine Luft atmet man hier! wie würzig ist sie! Ich glaube wahrhaftig, dieser herrliche Geruch ist unserem Lande eigentümlich. Und wie der Himmel …«

      Arkad hielt hier plötzlich inne, warf einen schüchternen Blick hinter den Wagen und schwieg.

      »Gewiß,« antwortete Kirsanoff; »du bist hier geboren, und folglich muß alles in deinen Augen …«

      »Nach meiner Meinung liegt am Ort, wo man geboren ist, sehr wenig,« unterbrach ihn Arkad.

      »Doch …«

      »Nein, der tut absolut nichts zur Sache.«

      Kirsanoff sah seinen Sohn verstohlen an, und die beiden öffneten fast während der Fahrt von einer halben Werst nicht den Mund.

      »Ich weiß nicht, ob ich dich schon davon in Kenntnis gesetzt habe,« nahm endlich Kirsanoff wieder das Wort, »daß deine alte gute Yegorowna gestorben ist.«

      »Wirklich, die gute alte Frau! Und Prokofitsch, lebt er noch immer?«

      »Ja, der ist noch derselbe, immer


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