Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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zurückgekehrt war. Und da sie im Tattersall ritt, hatte er keine Gelegenheit gehabt, sie dabei zu beobachten.

      Tadellose Schule, dachte er jetzt. Da kann ich ganz zufrieden sein.

      Jetzt saß auch er auf, und die Pferde tänzelten ab. Über das Werksgelände, durch das Tor, den Feldrain entlang in den Wald hinein, dessen schmale Kiesstraße wenig Verkehr hatte. Wenn ihnen ein Gefährt entgegenkam, war es ein Bauernwagen oder ein Fahrrad. Autofahrer benutzten diese abgelegene Straße selten.

      Lächelnd schaute der Reiter auf seine Begleiterin, an der alles leuchtete. Die Augen, das einzig schöne, wunderbar gepflegte Haar, selbst der lichtblaue Pullover, der den Oberkörper warm umschloß. Sie war schön, sinnverwirrend schön.

      Und doch ließ sich der Mann nicht davon betören, wie er es schon einmal tat. Wie sagt Rückert: Wahres und Gutes wird sich versöhnen, wenn sich beide vereinen im Schönen. Und darauf wollte er warten.

      »Wie ist es, Diederich, wollen wir zu Norbers reiten?« fragte sie erwartungsvoll, doch er schüttelte abwehrend den Kopf.

      »Nein, Elonie, das ist fürs erste zu weit, auch wenn wir uns über Nebenstraßen den Weg erheblich abkürzen würden. Da mußt du noch trainieren, sonst hältst du nicht durch.«

      »Schade«, sagte sie enttäuscht, und forschend sah er in ihr gesenktes Gesicht, auf den trotzigen Mund.

      »Meine liebe Elonie«, sprach er langsam und betont. »Dein Eigenwille ist mir nur zu gut bekannt – und dein Ungehorsam. Laß es dir ja nicht einfallen, dir eigenmächtig den Wunsch zu erfüllen, den ich dir aus Vernunftsgründen versagen muß. Obwohl du erstaunlich gut im Sattel sitzt, bist du immer noch nicht fit, um ohne Begleitung zu reiten. Außerdem ist es auf diesem abgelegenen Weg nicht ungefährlich, es treiben sich genug Wegelagerer herum. Du hast mich doch verstanden?«

      »Ja, Diederich.« Sie sah ihn freimütig an. »Auch ohne deine Warnung wäre ich nicht ohne dich geritten. Dafür bin ich zu ängstlich.«

      »Danke, das genügt mir. Ich werde es so einrichten, daß ich täglich mit dir ausreiten kann.«

      »Du sprachst doch heute von den Morgenritten, die dir von jeher gutgetan hätten. Wirst du die wieder aufnehmen?«

      »Weil ich dir ein so frühes Aufstehen nicht zumute. Ich reite nämlich schon vor dem Frühstück, und zwar bei Wind und Wetter.«

      »Das macht mir gar nichts aus«, versicherte sie eifrig. »Versuch es doch mit mir.«

      »Meinetwegen«, gab er lächelnd nach. »Du wirst schon von selbst damit aufhören.«

      Doch da sollte er sich getäuscht haben. Pünktlich war sie immer zur Stelle, stets frohgemut und guter Dinge. Es war doch auch wunderbar, mit dem Gatten Seite an Seite zu reiten durch die Natur, die sich immer prächtiger schmückte zum Empfang des Götterknaben Mai, der immer näher rückte.

      Und wie schön war es doch, der sonoren Stimme zu lauschen, die so weich sein konnte, aber auch hart mit metallischem Klang. In die Augen zu sehen, die so hart und finster blicken, aber auch lachend aufblitzen konnten. Sein stillvergnügtes Schmunzeln zu sehen und das humorvolle Zucken um Mund und Augenwinkel.

      Langsam begann sich ihr Mißtrauen zu verflüchten, Vertrauen keimte auf. Ein Mann mit so hohen Ehrbegriffen, einer so ernsten Lebensauffassung konnte doch eigentlich nicht lügen und betrügen. Der mußte doch klar und lauter sein wie Gold. Sie mußte jetzt viel an den Spruch denken:

      Wo Glaub’ und Vertrauen fehlen im Haus, da fliegt die Liebe zum Fenster hinaus.

      Und so war es geschehen. Denn geliebt hatte Diederich sie, als er um sie freite. Davon war sie überzeugt, wenn sie an die erste Zeit ihrer Ehe zurückdachte, da er sie in Liebe und Zärtlichkeit eingehüllt hatte wie in einem warmen, weichen Mantel. Aber dann, als er sich nicht mehr ausschließlich um sie kümmern konnte, weil er seiner Arbeit nachgehen mußte, da hatte sie ihn mit ihren Launen und Szenen gepeinigt, bis er aus dem Haus geflohen war – und mit ihm die Liebe.

      Wohl hatte Tante Beate, die kluge und lebenserfahrene Frau, ihr das mehr als einmal vorgehalten, aber sie war ja viel zu verblendet gewesen, um das einzusehen. Und nun ihr die Erkenntnis kam, war es zu spät. Denn er liebte sie nicht mehr. Konnte sie ja auch nicht mehr lieben nach dem allen, was sie ihm geboten hatte. So richtig das, was ein so ungewöhnlicher Mann beanspruchen durfte, war sie ihm nie gewesen, auch in ihrer besten Zeit nicht. Wie hatte er einmal gesagt, als sie sich noch nahe waren:

      »Deine Liebe ist wie die eines tändelnden, verspielten Kätzchens. Mal zeigt es Samtpfötchen, dann wieder Krallchen.«

      Leider stimmte das. Sie hatte sich zu sicher in seiner Liebe gefühlt. Hatte nichts dazu getan, um sich diese zu erhalten. Hatte sie im Gegenteil langsam, aber sicher abgestoßen durch ihr widerliches Gebaren. Da nutzte jetzt alle Reue nichts.

      Oder vielleicht doch? Platen war doch ein weiser Mann, und der hat gesagt: Deine Reue sei lebendiger Wille, fester Vorsatz. Klage und Trauer über begangene Fehler sind zu nichts nutze.

      Daran wollte sie sich halten in Hoffnung und Zuversicht.

      *

      Der Mai war gekommen, sieghaft und strahlend schön, ein Liebling der Götter. Im Brendorhaus befand man sich auf der Terrasse beim Frühstück. Es war heute später als sonst. Denn an Sonn- und Feiertagen – und der 1. Mai ist ja ein Feiertag – schlief selbst der Gebieter über Haus und Werk länger, wenn er nicht auch dann geschäftlich auf dem Posten sein mußte. Also war es jetzt zehn Uhr, und der tägliche Morgenritt stand noch aus.

      »Tante Beate rief an«, verkündete Diederich soeben. »Sie lud uns herzlich ein, schon zum Mittagessen. Ich habe zugesagt, recht so?«

      »Aber natürlich«, entgegnete Elonie. »Ich freue mich sehr.«

      »Hm. Wie wäre es, wenn wir beide hoch zu Roß dort erscheinen würden?«

      »Da fragst du auch noch? Es wäre fast zu schön, um wahr zu sein.«

      »So lassen wir es wahr werden. Wir reiten, und Frau von Gehldorn fährt der Chauffeur hin.«

      Eine halbe Stunde später brach man auf. Frau Irene im Auto, die jungen Gatten hoch zu Roß. Sie benutzten nicht die belebte Verkehrsstraße, sondern ritten durch Wald und Au, durch Flur und Hain. Die Sonne schien, die Vöglein sangen, und ein Flüßchen wies den Reitern den Weg. Wenn sie den entlangritten, konnten sie ihr Ziel nicht verfehlen. Denn das Wasser floß munter dem kleinen See zu, der vor den Toren der Stadt lag und ein beliebter Ausflugsort war.

      Elonie war es heute so leicht ums Herz, so froh und unbeschwert.

      »Heut’ macht die Welt Sonntag für mich«, sang sie verhalten vor sich hin, und vergnügt pfiff der Reiter dazu. Lustig schnaubten die Rosse, das Sattelzeug knirschte – es war einfach traumhaft schön. Elonie tat es direkt leid, als die Stadt erreicht war. Sie hätte noch stundenlang dahinreiten mögen durch die lachende Natur.

      Vor dem Doktorhaus wurden sie mit Hallo empfangen. Alle standen sie da, das Elternpaar, Frau von Gehldorn, Birgit, Huschchen, selbst Knut, der sich wieder einmal im Elternhaus eingefunden hatte.

      »Na, dann komm schon her, du kühne Amazone!« Mit diesen Worten hob er Elonie aus dem Sattel. »So viel Schick und Schneid hätte ich dir gar nicht zugetraut.«

      Die Itt interessierte sich sehr für die Pferde, auf die soeben ein Mann zutrat und nach den Zügeln griff.

      »Geben Sie ja gut auf die Tiere acht«, schärfte der Arzt ihm ein. »Futter kann ruhig feiertagsmäßig ausfallen.«

      »Das wird es sowieso«, griente der Alte und trollte mit seinen Schützlingen ab.

      »Er ist ein Pfleger der Pferde des Reitervereins«, wandte Norbert sich jetzt seinem Neffen zu. »Er beherbergt auch Gastpferde, die vorbildlich betreut werden. Also kannst du ganz beruhigt sein.«

      »Nett, daß du an die Unterkunft gedacht hast, Onkel Fritz.«

      »Das ist doch selbstverständlich. Doch nun kommt endlich weiter, die Menschen


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