Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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man nicht derart höflich oder kompliziert. Er fühlte sich leicht auf den Arm genommen, was seine an sich schon schlechte Laune nicht unerheblich steigerte. Der Nachtportier war gut und gern einen Kopf größer als der Butler.

      Und dazu noch viel breiter und muskulöser. Die hochgerollten Ärmel des bunt bedruckten Hawaiihemdes gaben dicke Muskelschlangen frei.

      Dieser Mann war gefährlich.

      Das sah und spürte Butler Parker.

      Doch er dachte nicht im Traum daran, die enge und schlecht beleuchtete Halle des kleinen Hotels zu verlassen.

      Abwartend sah Josuah Parker sein Gegenüber an. Der Muskelprotz überlegte noch, was er tun sollte. Und er rätselte gleichzeitig darüber nach, wer der Mann vor der Theke wohl sein könnte.

      Nun, Josuah Parker paßte nicht in diese Umgebung. Hier wurde die Nachlässigkeit groß geschrieben. Josuah Parker hingegen zeigte sich korrekt gekleidet wie immer. Trotz der drückenden Schwüle an diesem späten Nachmittag war er ganz in Schwarz gekleidet. Melone und Regenschirm vervollständigten seinen Anzug.

      Josuah Parker wirkte in dieser seltsamen Aufmachung wie ein Überbleibsel vergangener Zeiten. Er sah sehr harmlos aus und schien zu den Menschen zu gehören, die grundsätzlich kein Wässerchen trüben können.

      Der Muskelprotz war inzwischen zu einem Resultat gekommen. Langsam umschritt er die Theke, breit grinste er den Butler an. Doch in seinen noch engen Augen glitzerte die Tücke.

      »Putz’ endlich die Platte …!« redete er den Butler noch einmal an. Überraschend sanft klang die Stimme. »Harrison ist für dich nicht zu sprechen Das reicht doch, oder …?«

      »Ich protestiere in aller Form«, antwortete Josuah Parker ohne ein Zittern in der baritonal gefärbten Stimme. »Ich werde mich bei der Hotelleitung beschweren müssen …!«

      »Na, dann eben nicht …!«

      Der Muskelprotz stieß einen erleichterten Seufzer aus. Er hatte schon befürchtet, der Besucher könnte gehen, ihn damit um seinen Spaß bringen.

      Er visierte die schwarze, steife Melone auf Parkers Kopf an. Ihm schwebte vor, sie mit einem harten Fausthieb über Parkers Ohren zu treiben. Eine durchaus verständliche Regung, da die Melone sich dazu ja förmlich anbot.

      Seine breiten Pranken zuckten hoch. Die Lippen verzogen sich bereits zu einem ironischen Grinsen. Bevor die Hände jedoch die Melone erreichten, reagierte der Butler.

      Der mit Blei präparierte Griff des schwarzen Regenschirms bewegte sich blitzschnell nach oben und traf genau die Kinnspitze des Nachtportiers.

      Die Wirkung war überraschend. Ein auskeilendes Pferd hätte nicht härter schlagen können. Der Muskelprotz ächzte, verdrehte die Augen und ließ beide Arme fallen.

      Im gleichen Moment senkte sich der Universal-Regenschirm des Butlers.

      Die Schirmspitze traf die Zehen des linken Fußes. Da diese Spitze ungewöhnlich scharf war, wurden die Zehen nicht gerade sanft behandelt.

      Automatisch knickte der Fleischberg zusammen, riß den mißhandelten Fuß hoch. Eine reine Instinkthandlung, die er nicht kontrollierte.

      Darauf schien Josuah Parker nur gewartet zu haben.

      Das Genick des Mannes bot sich ihm an. Er konnte einfach nicht widerstehen. Mit einem schnellen Handkantenschlag beendete Parker die unerfreuliche Diskussion.

      Krachend fiel der Muskelprotz gegen die Holztheke, rutschte langsam an ihr herunter und blieb regungslos auf dem schmutzigen Steinboden liegen.

      Mit sparsamen Bewegungen stieg Josuah Parker über den Mann. Er hing den Universal-Regenschirm an den gewohnten Platz am Unterarm und schritt gemessen der Treppe zu. Daß er gerade erst einen äußerst gefährlichen und kraftstrotzenden Gegner ausgeschaltet hatte, war ihm überhaupt nicht anzusehen. Selbst sein Atem ging um keine Nuance schneller.

      Im Korridor der ersten Etage bog er nach links ab. Vor dem Zimmer mit der Nummer 12 blieb er stehen, klopfte kurz und diskret an. Abwartend trat er einen Schritt zurück.

      Sein Klopfen blieb ohne Antwort.

      Butler Parker wartete einige Sekunden, obwohl er bereits ahnte, daß Mr. Harrison ausgeflogen war. Dann griff er in die rechte Tasche seines schwarzen kurzen Covercoats und holte einen schmalen, blitzenden Gegenstand hervor. Er führte ihn in das Schlüsselloch hinein und … sperrte die Tür auf. Das geschah mit einer Schnelligkeit und Selbstverständlichkeit, die selbst einem versierten Einbrecher atemloses Staunen abgenötigt hätte.

      Parker trat ein.

      Mit einem schnellen, umfassenden Blick orientierte er sich. Alles deutete darauf hin, daß Mr. Joel Harrison ausgeflogen war. Der eintürige Schrank war weit geöffnet, zwei Schubladen der Kommode hingen heraus. Im Zimmer roch es nach warmem Zigarettenrauch. Aber auch nach einem aufdringlichen, süßlichen Parfüm der billigen Kaufhaussorte. Josuah Parker ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken.

      Um nur wenige Minuten war er zu spät gekommen.

      Der Butler schloß die Tür, stieg nach unten in die schmale, muffige Hotelhalle.

      Als er sie betrat, rappelte der Muskelprotz sich gerade hoch. Noch waren seine Augen leicht glasig. Er starrte den Butler wie eine überirdische Erscheinung an, schien krampfhaft nachzudenken, wann und unter welchen Begleitumständen er diesen ganz schwarz gekleideten Mann wohl gesehen hatte.

      Er schaffte es nicht.

      Parker verbeugte sich andeutungsweise, als er an dem Nachtportier vorbeischritt.

      »Ich bedanke mich nachträglich für Ihre Freundlichkeit«, sagte Josuah Parker. »Für mich ist es immer wieder eine reine Freude, mit höflichen Menschen zusammenarbeiten zu können.«

      Zusätzlich lüftete er seine schwarze, steife Melone.

      In diesem Moment erinnerte sich der Fleischberg. Plötzlich wußte er, was passiert war.

      Keuchend lehnte er sich gegen die Theke. Und starrte fassungslos dem Butler nach, der würdevoll wie ein Bischof die Halle verließ und die Straße betreten wollte.

      Es kostete den Nachtportier sehr viel Anstrengung, ans Telefon zu kommen. Seine Hände zitterten noch, als er eine ganz bestimmte Nummer wählte.

      »Endlich …!« seufzte er auf, als die Verbindung hergestellt war, »hier spricht Mac. Bestellt dem Boß, daß Harrison entdeckt worden ist. Ja doch, von so ’nem komischen Kerl. Wenn ich den erwische, mache ich Hackfleisch aus ihm.«

      Er warf den Hörer in die Gabel und drehte sich langsam um. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als dicht vor ihm dieser ganz in schwarz gekleidete Mann stand.

      Josuah Parker, der zurückgekommen war, verzog keine Miene.

      »Ich stehe zu Ihrer Verfügung«, sagte er kühl »Wenn ich recht hörte, wollen Sie doch Hackfleisch aus mir machen. Übrigens eine Ausdrucksweise, die ich sehr verabscheue.«

      Der Muskelprotz erstickte fast.

      Er schloß für Bruchteile von Sekunden die Augen. Die Angst würgte ihn. Er hatte nicht die geringste Lust, noch einmal mit diesem unheimlichen Besucher anzubandeln.

      Als er die Augen öffnete, war die schwarze Erscheinung verschwunden.

      Da war der Nachtportier Mac Worland fest davon überzeugt, nur geträumt zu haben. Er brauchte aber einige doppelte Whisky, bis er wieder normal atmen konnte …!

      Mike Rander, bekannter Anwalt und Strafverteidiger, bewohnte ein Penthouse in der Lincoln Park Avenue. Vom Dachgarten aus ging der Blick weit über den Michigan-See. Das Brausen des Verkehrs war hier oben in der Dachgartenwohnung des riesigen Apartment-Hauses kaum zu vernehmen. Mike Rander wohnte im Herzen der Riesenstadt Chikago und dennoch auf einer kleinen grünen Insel, die er sich auf dem Dachgarten hatte anlegen lassen. Das Penthouse glich einem kalifornischen Bungalow und bot allen Komfort. Darüber hinaus aber war es eine raffiniert gesicherte Festung, für die die Erfindungsgabe des Butlers


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