Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt


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laß mich zufrieden«, wehrte er, dem der Schreck gehörig in die Glieder gefahren war. »Mach du das, Ruth.«

      »Nein, ich habe Angst. Vielleicht ist das Nasenbein gebrochen.«

      »Dann komm du her, Jörn.«

      »Aber ich kann kein Blut sehen.«

      »Ihr seid mir ja schöne Helden«, wurde Edzard jetzt ärgerlich. Doch schon stand die Mutter da und löste ihn ab.

      »Welcher Fuß ist es, Doro?«

      »Der linke – was ist mit ihm?«

      »Er ist arg geschwollen. Hol eine Schere, Jörn, damit ich Schuh und Strumpf aufschneiden kann.«

      Das war ein Auftrag, den der Junge schleunigst ausführte. Und die Eltern liefen aufgeregt hinterher, als müßten sie den Sohn beschützen. Es wirkte so komisch, daß selbst die schmerzgeplagte Doro mit den andern lachen mußte.

      »Edzard, was macht man da zuerst?« fragte der Vater, der das Päckchen mit Watte in der Hand hielt, während Balduin die Schüssel brachte und in die Nähe des Diwans rückte. »Mit einer Sache konntest du dich wohl nicht zufriedengeben, Dörth, wie?«

      »Nein…«, gab sie trocken zurück. »Ich kann eben nie genug kriegen. Ach, Edzard, das tut ja gemein weh!«

      »Ja, Kind, ganz kann ich dir die Schmerzen leider nicht ersparen. Da mußt du schon die Zähne zusammenbeißen.«

      Er nahm dem jungen Schwager die Schere ab, die dieser so ängstlich hielt, als wäre es ein Mordinstrument, mit dem jemand umgebracht worden war. Verstört schaute er auf die Schwester, welche die Handballen gegen die Zähne drückte, während der Gatte behutsam Schuh und Strumpf aufschnitt und dann den Fuß entblößte.

      »Verstaucht«, stellte er sachlich fest. »Sei also froh, Doro, daß nicht der Knöchel gebrochen ist.«

      Damit schob er ihr ein Kissen unter den verletzten Fuß, und schon ließen die Schmerzen nach.

      »Tauch ein Tuch ins Wasser, Balduin, winde es gut aus und lege es der Frau Gräfin auf den Fuß. Ich muß mich jetzt um die Nase kümmern.

      Wunderbar, die Blutung hat bereits aufgehört. Aber in den Spiegel sehen darfst du einige Tage nicht, sonst kriegst du einen Ohnmachtsanfall. Deine Nase gleicht jetzt nämlich einer unförmigen Kartoffel.«

      »Pfui, Edzard!«

      »Pfui, Doro, das wäre angebrachter. Du hast es erstklassig raus, deine Mitmenschen in Atem zu halten.«

      »Du hältst die Schmerzen ja nicht aus«, funkelte sie ihn böse an.

      »Das wäre ja auch noch schöner.«

      »Edzard, nun ärgere unsere arme Kleine nicht noch«, knurrte der Schwiegervater.

      »Lieber Papa, es schallt immer so, wie es gerufen wird.«

      »Eben –«, bemerkte Doro – und niemand konnte es sich erklären, warum sie plötzlich so heiß errötete. Sie dachte nämlich an den Weihnachtsabend – da sie so ganz anders zurückschallte, als sie hineinrief.

      Später lag sie wohlgebettet auf der Terrasse im Liegestuhl und ließ sich von dem besorgten Bruder wie ein Baby füttern, während die andern am Tisch den Nachmittagskaffee tranken.

      »Unser guter Junge«, sagte die Mutter gerührt, was den

      Zwölfjährigen verlegen machte. Er brummte etwas vor sich hin, das ganz nach »Quatsch« klang.

      Balduin wurde sichtbar und überreichte dem jungen Grafen ein kleines Salbentöpfchen.

      »Das schickt Ambrosius für die Nase und den Fuß der Frau Gräfin«, erklärte er in seiner feierlichen Art, und der Senior lachte.

      »Natürlich tritt der Ambrosius gleich in Aktion. Seitdem er hier ist, brauchen wir keinen Arzt mehr. Er kuriert alles mit seinen Heilkräutern sieben Meilen in der Runde. Und da die Dörth sein besonderer Liebling ist, wird er ihr auch was Besonderes zukommen lassen.«

      »Sie hat aber auch eine ganz besondere Art, mit dem knurrigen Alten umzugehen«, lachte nun die Gräfin. »Und dabei geht sie noch längst nicht so behutsam mit ihm um wie wir andern alle.«

      »Aber sie becirct ihn«, bemerkte Edzard trocken. »Damit dürfte wohl alles gesagt sein.«

      Es war nicht einfach gewesen, den Alten aus der halbverfallenen Waldhütte, in der er jahrzehntelang mit seinem Herrn gehaust, wegzukriegen. Fast mit Gewalt hatte das geschehen müssen – und mit List. Der junge Graf hatte ihm nämlich vorgehalten, wie undankbar es doch von ihm wäre, der guten Eula nicht das letzte Geleit zu geben, die ja nur seinetwegen in dieser armseligen Bude ausgehalten hätte. Da senkte der Alte, der wie Rübezahl anmutete, den Kopf und fügte sich. Hing sein treues Herz an ihn, der ihn nicht unter die Dienerschaft steckte, sondern ihm das kleine Haus als Wohnsitz anwies, das gleich hinterm Park lag und nur durch eine Wiese vom Wald getrennt war. Drückte ihm eine Flinte in die Hand – und gewann damit einen Getreuen, der sich ohne Muck hätte für ihn totschlagen lassen.

      Ebenso wie für die junge Gräfin, die allein durch ihr goldiges Lachen das unbestechliche Herz gewann. Und wenn der Alte einmal störrisch war, mit diesem Lachen bekam sie ihn windelweich.

      Außerdem war Ambrosius der beste Wildhüter, den man sich denken konnte. Er sammelte Kräuter, mixte Salben, hielt das Häuschen, bestehend aus zwei Zimmern und Küche, blitzblank und war immer so beschäftigt, daß der Tag kaum ausreichte.

      Die Lebensmittel vom Gut nahm er zwar an, beköstigte sich aber selbst. Denn ein weibliches Wesen um sich dulden, wäre für ihn dasselbe gewesen, als sollte er des Teufels Großmutter in Quartier nehmen.

      Woher der Einsiedler so schnell den kleinen Unfall erfahren hatte, war allen unklar, aber die Salbe war jedenfalls zur Stelle. Und daß sie heilsam war, daran hegte man keinen Zweifel – außer Ruth.

      »Ich glaube, wir lassen doch den Arzt kommen«, meinte sie ängstlich, doch schon winkte Doro ab.

      »Nicht nötig, Ma. Seitdem Edzard die Salbe schmierte, spüre ich keine Schmerzen. Außerdem habe ich mir nicht zum ersten Mal den Fuß verknackst und weiß daher, wie man ihn kurieren muß.«

      »Davon weiß ich ja gar nichts, mein Kind. Wann geschah das denn?«

      »Im Pensionat, Ma. Da ließ man den Arzt kommen, der bestimmt nicht so behutsam mit mir umging wie Edzard heute.«

      »Und warum schriebst du nichts davon?«

      »Weil die Vorsteherin das nicht haben wollte, Paps. Sie meinte, das wäre nur viel Lärm um nichts.«

      »So ist das nun«, klagte Ruth. »Man weiß nie, wem man seine Kinder, das Köstlichste, was man besitzt, anvertraut.«

      »Utichen wird elegisch«, ironisierte Edzard. »Beruhige dich nur, bei uns ist dein Kleinod bestimmt in besten Händen.«

      »Oh, über diesen arroganten Spötter! Gehen wir, die wir hier ganz überflüssig zu sein scheinen.«

      »Na, Ma, sei bloß nicht gekränkt«, lachte Doro. »An Edzards Art müßtest du dich doch schon gewöhnt haben.«

      »Hast du es denn?«

      »Schon längst.«

      »Und du möchtest ihn nicht anders haben?«

      »Nein. Ich trage gottergeben mein Kreuz.«

      »Und ich werde ›mein Kreuz‹ jetzt nach oben tragen«, lachte Edzard gleich den andern. »Hier hat sie nicht die Ruhe, die sie haben muß, hampelt zuviel herum.«

      »Und wenn ich nicht will?«

      »Du mußt, mein Kind.«

      »Da seht ihr, wie er mit mir verfährt«, schlug Doro absichtlich einen munteren Ton an – und die Eltern ließen sich täuschen. Als sie nach Hause fuhren, sagte Ruth:

      »Du, Georg, ich glaube, die beiden stehen sich doch näher, als


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