Bis dass der Tod uns scheidet. Barbara Cartland

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Bis dass der Tod uns scheidet - Barbara Cartland


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gab der Marquis zu. »Ich hätte keinen Sprachgelehrten in dieser ländlichen Abgeschiedenheit vermutet.«

      »Vielleicht ist das ungewöhnlich. Papa schreibt Bücher, aber sie sind ziemlich langweilig und furchtbar kompliziert.«

      »Mit anderen Worten, Sie lesen sie nicht?«

      »Wenn ich nicht unbedingt muß, nein. Aber meine große Schwester liest sie und ermutigt Papa, weiterzuschreiben, obwohl es sich kaum bezahlt macht.«

      Der Marquis quittierte ihre treuherzige Bemerkung mit einem amüsierten Lächeln und bemerkte in diesem Augenblick in einiger Entfernung die Häuser eines kleinen Dorfes und einen Kirchturm aus grauem Basalt.

      »Sind Sie da zu Hause?«

      »Ja«, antwortete das Mädchen. »Wir wohnen gleich neben der Kirche. Bitte, fahren Sie durch die Einfahrt bis vors Haus. Ich möchte, daß meine Familie Ihre Pferde bewundert - und Sie natürlich auch!«

      Der Marquis lenkte das Gespann lächelnd durch die Einfahrt, die ziemlich schmal war und fahrerisches Geschick erforderte, um heil hindurchzukommen.

      Es war nur eine kurze Strecke bis zum Eingang des schmucken Häuschens neben dem Kirchhof, bei dem es sich offensichtlich um das Pfarrhaus handelte.

      Dort angelangt, wollte der Marquis seiner hübschen Mitfahrerin Lebewohl sagen, doch sie hüpfte behende wie ein Eichhörnchen vom Sitz und verschwand in der offenstehenden Haustür.

      »Ajanta, Ajanta, komm schnell!« hörte der Marquis sie aufgeregt rufen. »Darice, komm mal her und schau, wer mich nach Hause kutschiert hat!«

      Amüsiert über das Aufsehen, das sein Erscheinen verursachte, schlang der Marquis die Zügel ums Spritzbrett und verließ die Kutsche, während Ben sich nach vorn begab, um die Pferde festzuhalten.

      Beim Eintreten in die holzgetäfelte kleine Halle vernahm er in einiger Entfernung eine weibliche Stimme: »Wovon redest du eigentlich, Charis?«

      »Ich wurde in höchster Not gerettet - von dem tollsten Mann, den ich je gesehen habe - er hat die herrlichsten Pferde und einen himmlisch gepolsterten Phaeton! So was hast du noch nicht gesehen, Ajanta! Komm schnell, du mußt ihn unbedingt kennenlernen!«

      »Was meinst du mit - gerettet?« hörte der Marquis die andere Frau fragen. »Das letztemal war es ein Stier, vor dem du gerettet wurdest, und davor ein Gespenst!«

      »Diesmal war es wirklich und wahrhaftig ein richtiger Unfall!«

      Der Marquis brauchte nicht lange zu warten, bis sich Schritte näherten und sein hübscher Fahrgast in der Halle auftauchte. Sie zerrte ihr getreues Ebenbild an der Hand hinter sich her, das jedoch größer und noch schöner war als sie.

      Der Marquis hatte die Kleine schon ausnehmend hübsch gefunden, aber von der atemberaubenden Schönheit ihrer älteren Schwester war er fasziniert.

      Die Schürze, die sie trug, verriet ihm, daß sie in der Küche mit Kochen beschäftigt gewesen war. Dennoch tat ihre schlichte Aufmachung ihrem goldschimmernden Haar, den lebhaften, tiefblauen Augen und dem hellen Teint, der ihn an zarte Blütenblätter erinnerte, keinen Abbruch.

      Der Marquis hatte sich immer für einen Kenner alles Schönen und Angenehmen gehalten, das ihm das Leben bescherte, doch als er diese junge Frau mit dem exotischen Namen Ajanta erblickte, mußte er sich eingestehen, daß er weder in London noch in Paris oder anderswo jemals einem so zauberhaften Wesen begegnet war.

      Er hatte beim Betreten des Hauses den Zylinder abgenommen und stand nun mit dem Hut in der Hand und einem erwartungsvollen Lächeln um die Lippen vor den beiden jungen Damen, um sich vorzustellen.

      Bevor das Mädchen, das er nach Hause gebracht hatte, etwas sagen konnte, ergriff Ajanta das Wort: »Wie ich von meiner Schwester erfuhr, war sie in einen Unfall verwickelt, und Sie haben ihr geholfen.«

      »Die Postkutsche ist mit einem Pferdefuhrwerk zusammengestoßen«, erklärte der Marquis. »Es gab einige Aufregung, aber es wurde niemand verletzt.«

      »Er hat das ganze Durcheinander entwirrt, als wäre er ein Zauberer«, fiel Charis lebhaft ein, »und dann hat er mich in seinem Phaeton nach Hause gebracht. Den mußt du dir ansehen, Ajanta!«

      Sie wollte ihre Schwester mit sich fortzerren, aber Ajanta rührte sich nicht von der Stelle.

      »Erst möchte ich mich bei dem Gentleman, der dir behilflich war, bedanken«, sagte sie. »Vielen Dank, Sir. Es war sehr freundlich von Ihnen, meine Schwester nach Hause zu bringen. Sie neigt dazu, in Situationen zu geraten, aus denen sie gerettet werden muß.«

      »Das hörte ich Sie bereits sagen«, erwiderte der Marquis lächelnd, »doch ich versichere Ihnen, daß dieser Unfall nicht so schrecklich war wie die Flucht vor einem wilden Stier.«

      »Charis hätte auch vor dem nicht zu fliehen brauchen«, erklärte Ajanta. »Sie bildete sich nur ein, der Stier hätte es auf sie abgesehen, aber zum Glück kam gerade ein Student vorbei und brachte sie sicher nach Hause.«

      Ajanta machte kein Hehl daraus, daß sie sich über die wundersamen »Rettungen« ihrer kleinen Schwester amüsierte, und der Marquis bemerkte:»Es freut mich, daß Ihre Schwester so viel Glück oder sagen wir besser Einfallsreichtum besitzt.«

      Ajanta schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln, das ihm verriet, daß sie die kleinen Abenteuer ihrer Schwester nicht sonderlich ernst nahm.

      »Sicher wollen Sie nun Ihre Reise fortsetzen, Sir«, sagte sie dann, »und wir können Ihnen nur noch einmal für Ihre freundliche Hilfe danken.«

      »Du willst ihn fortschicken?« fragte Charis entgeistert. »Das ist aber nicht sehr gastfreundlich, Ajanta. Höflichkeitshalber sollten wir den Gentleman bitten, mit uns zu Mittag zu essen.«

      Zu seinem Erstaunen erlosch der belustigte Ausdruck der blauen Augen, und Ajanta sagte steif: »Ich finde, du solltest dem Gentleman für seine Freundlichkeit danken, Charis, und dann verschwinden, um dir vor dem Essen die Hände zu waschen.«

      »Natürlich möchte ich Ihnen von Herzen danken«, wandte Charis sich an den Marquis. »Aber da gerade Mittagszeit ist, würden Sie gewiß eine Kleinigkeit zu sich nehmen, bevor Sie weiterreisen, nicht wahr?«

      Der Marquis wollte dankend ablehnen, da bemerkte er Ajantas abweisende Miene und war verblüfft.

      Sie war so reizend, daß er selbstverständlich angenommen hatte, sie müsse ihn ebenso bewundern und von ihm beeindruckt sein wie ihre Schwester. Stattdessen betrachtete ihn dieses Dorfmädchen mit geradezu aufreizender Gleichgültigkeit und schien es kaum erwarten zu können, ihn wieder loszuwerden.

      Weil das seine Eitelkeit kränkte, erwiderte er: »Sehr freundlich von Ihnen. Ich bin zwar nicht hungrig, aber ich hätte nichts gegen ein erfrischendes Getränk, um den Staub der Straße hinunterzuspülen.«

      »Natürlich bekommen Sie das«, erklärte Charis eifrig. »Was hätten Sie gern?«

      »Die Auswahl ist nicht sehr groß«, sagte Ajanta kühl. »Ich fürchte, Sir, Sie haben nur die Wahl zwischen Limonade und Apfelwein.«

      Sie schien überzeugt zu sein, daß er ablehnen würde, weil ihm beides nicht zusagte.

      »Ein Glas Apfelwein würde ich mit Vergnügen annehmen«, meinte er, »natürlich nur, wenn es Ihnen keine Mühe macht.«

      Fast hatte er das Gefühl, daß Ajanta am liebsten gesagt hätte, es mache ihr Mühe, doch dann entgegnete sie beinahe trotzig: »Ich hole Ihnen ein Glas. Charis wird Sie ins Eßzimmer führen.«

      »Wird gemacht«, erwiderte Charis und nahm ihren altmodischen Hut ab.

      Ihr langes blondes Haar war hübsch, aber es glänzte nicht golden wie das ihrer großen Schwester.

      Er fragte sich, wie es möglich war, daß jemand so bildhübsche Töchter hatte, und es hätte ihn interessiert, den Vater der beiden Mädchen kennenzulemen.

      Als habe sich sein Wunsch auf geheimnisvolle Weise Ajanta mitgeteilt, hörte


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