Butler Parker 101 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 101 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Pearson legte auf und stellte sich vors Fenster. Er fragte sich erneut, ob diese Lady für den Niederschlag verantwortlich war. Eigentlich ausgeschlossen. Daß sie zur ersten Gesellschaft gehörte, stand für ihn eindeutig fest.

      Solch einer Frau war doch niemals zuzutrauen, daß sie aktiv zulangte. Nein, hier mußte ein Konkurrent seine Hand im Spiel haben, was Pearson sich gut vorstellen konnte. Hinter dieser Sexbombe mußten ganz andere Leute hersein, die es ebenfalls verstanden, Daumenschrauben anzuziehen.

      Die blonde Sexbombe spielte immerhin mit einem Sprengstoff, wie man ihn sich brisanter nicht vorstellen konnte.

      *

      Josuah Parker stand zu dieser Zeit ebenfalls vor einem Fenster. Es gehörte zur Stadtwohnung Lady Simpsons. Sie befand sich in einem altehrwürdigen Haus, in der Nähe von Shepherd’s Market, das sie schon seit vielen Generationen im Besitz der Familie Simpson befand.

      Parker interessierte sich allerdings nicht für die reizvollen alten Häuser, die noch fast dörflichen Charakter aufwiesen. Auch nicht für die eleganten Bauten, die sich stilvoll in diese Gegend einfügten. Sein Interesse galt einem untersetzten Mann von etwa vierzig Jahren, der gerade die Straße überquerte und auf Lady Simpsons Haus zuhielt.

      Dieser Mann hatte sie in einem kleinen Minicooper seit dem Verlassen des Parkplatzes in Kew Gardens ausgesprochen hartnäckig verfolgt. Wahrscheinlich hatte er aus nächster Nähe beobachtet, wie Agatha Simpson ihren Pompadour durch die Luft schleuderte. Der Mann wollte jetzt wohl feststellen, mit wem er es zu tun hatte.

      Josuah Parker benötigte nur wenige Schritte bis in den Vorflur des Hauses. Er baute sich dicht vor der Tür auf und beobachtete durch einen Spion den Mann, der den säulengeschmückten Vorbau des Hauses inzwischen erreicht hatte.

      Sein Gesicht war durch den Spion klar und deutlich zu erkennen.

      Es wirkte ein wenig gedunsen und schlaff. Die Augen des Mannes waren grau und aufmerksam.

      Er kam über die Stufen des Vorbaus nahe an die Tür heran. Er suchte nach einem Namensschild.

      »Darf ich mir erlauben, Ihnen meine Hilfe anzubieten?« fragte der Butler, nachdem er überraschend und blitzschnell die Tür aufgezogen hatte. Er sah den Mann mit dem schlaffen Gesicht gemessen und distanziert an.

      Die Reaktion des Fremden war eindeutig.

      Seine rechte Hand schoß hoch und verschwand unter dem linken Revers seines Jacketts. Dort befand sich wahrscheinlich eine Schulterhalfter samt Inhalt.

      Der Mann schaffte es, diese Bewegung nicht bis zur letzten Konsequenz auszuführen. Er stoppte seine Hand unter dem Revers und bemühte sich um Harmlosigkeit.

      Und versuchte anschließend einen uralten Trick.

      »Hier wohnt doch Mister Cadswill, oder?« fragte er, einfach einen Namen verwendend, der ihm gerade einfiel. Er rechnete selbstverständlich mit einer negativen Antwort.

      Doch Parker tat ihm diesen Gefallen nicht.

      »In der Tat«, reagierte der Butler gemessen und trat einen halben Schritt zurück. »Ich werde Sie sofort bei Mister Cadswill anmelden, Sir. Wenn Sie bitte näher treten wollen.«

      Der Mann sah den Butler völlig entgeistert an. Mit dieser Antwort hatte er wirklich nicht gerechnet. Er schnappte nach Luft, hüstelte ein wenig und suchte krampfhaft nach einem Ausweg.

      »Bitte, Sir!« Parker wies mit seiner schwarz behandschuhten Rechten in den Vorflur. »Wen darf ich melden?«

      »Äh … Ich … Also, das ist so …« Der Besucher stotterte verlegen herum. »Wissen Sie was, ich werde später noch mal vorbeikommen.«

      »Mister Cadswill wird Ihnen mit Sicherheit zur Verfügung stehen«, behauptete der Butler höflich.

      »Möglich … ja, wahrscheinlich … Aber ich komme später noch mal vorbei. Ich bin in Eile …«

      Er wandte sich hastig um und lief zurück zur Straße. Dort angekommen, sah er sich noch mal konsterniert nach Parker um. Natürlich wußte er inzwischen, daß dieser Butler ihn auf den Arm genommen hatte. Der Mann mit dem schlaffen Gesicht fühlte sich durchschaut.

      Parker blieb völlig ungeniert in der geöffneten Tür stehen und sah dem Mann nach.

      Dieser steuerte auf seinen Minicooper zu, legte sich dann allerdings in eine Art Kurve und marschierte weit um den Wagen herum. Er wollte offensichtlich nicht, daß Parker merkte, daß er zu diesem Wagen gehörte.

      Der Mann stiefelte ein Stück die Straße hinunter und verschwand dann in einer schmalen Gasse.

      Worauf der Butler sich ins Haus zurückbegab und die Tür schloß. Durch den Spion aber beobachtete er weiter den kleinen Wagen. Es dauerte nicht lange, bis der Mann mit dem schlaffen Gesicht wieder auf der Straße erschien.

      Er ging schnell zu seinem Gefährt und setzte sich ans Steuer. In diesem Moment zog der Butler erneut die Haustür auf und zeigte sich dem Fahrer in seiner ganzen Würde.

      Parker deutete eine höfliche Verbeugung an, als der Minicooper die Haustür passierte.

      Der Fahrer zog daraufhin den Kopf ein, um nicht erkannt zu werden. Die ganze Geschichte schien ihm sehr peinlich zu sein.

      *

      »Die Abendzeitung, Mylady!«

      Parker betrat den Salon der Stadtwohnung und präsentierte der alten energischen Dame einige Zeitungen, die auf einem Silbertablett lagen.

      Agatha Simpson zog ihre ausgeprägte Adlernase kraus.

      »Verschonen Sie mich mit diesem Lesefutter«, sagte sie. »Ich hoffe, Sie können mich bereits informieren, Mister Parker.«

      »Sehr wohl, Mylady«, gab der Butler zurück. »Bei der jungen Malerin, auf die geschossen wurde, handelt es sich um eine gewisse Mandy Saxon, die sich als Schauspielerin bezeichnet.«

      »Mandy Saxon … Mandy Saxon …?« Agatha Simpson dachte laut nach. »Haben wir diesen Namen nicht schon gehört, Mister Parker?«

      Die Detektivin hatte es sich bequem gemacht. Sie trug einen mit Schmetterlingen bestickten Hausmantel, der an einen indischen Sari erinnerte. Sie sah darin jugendlich aus.

      »Die bewußte junge Dame hat in der Vergangenheit schon recht häufig Schlagzeilen gemacht, Mylady.«

      »Richtig! Mandy Saxon. Das ist doch diese Skandalnudel, nicht wahr?«

      »In der Tat, Mylady! Miß Saxon war das, was man gemeinhin diskret eine Gespielin nennt. Sie wurde häufig in der Begleitung bekannter Männer gesehen.«

      »Hat diese Saxon nicht sogar einen Minister außer Gefecht gesetzt?«

      »So könnte man es ausdrücken, Mylady. In der Öffentlichkeit erschienen Fotos, die dieses Kabinettsmitglied zusammen mit Miß Saxon zeigten. In verfänglichen Situationen, wie es wohl zu nennen sein müßte.«

      »In eindeutigen Situationen, Mister Parker«, korrigierte die ältere Dame energisch. »Nennen wir das Kind doch beim Namen. Diese Saxon ist ein Flittchen.«

      »Wie Mylady es auszudrücken belieben.«

      »In letzter Zeit ist es ruhig um sie geworden, nicht wahr?«

      »Gewiß, Mylady. Miß Saxon hat sich zurückgezogen, um einen, wie sie es nennt, Sex-Report zu schreiben.«

      »Du lieber Himmel!« Agatha Simpson richtete sich fast erfreut auf. »Daraus ergeben sich ja herrliche Möglichkeiten.«

      »Weniger für jene Herren, die von Miß Saxon zitiert werden sollen, Mylady.«

      »Für uns, Mister Parker, für uns! Können Sie sich nicht vorstellen, daß gewisse Leute diesen Sex-Report verhindern wollen?«

      »In der Tat, Mylady! Die Zeitungen sprechen ebenfalls von solchen Möglichkeiten. Sie hegen die Vermutung, daß der Schuß auf Miß Saxon eine Art Warnung oder Drohung darstellte.«

      »Wunderbar!«


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