Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik


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Waterloo wird ihm nicht erblühen. Während der Bauarbeiten war es mir mehrfach vergönnt, mit ihm zu sprechen. Mit jeder Unterredung wurde meine Achtung vor seiner Persönlichkeit höher. Ein seltener Mensch, ein Mann, wie ihn die Weltgeschichte nur selten hervorbringt.

      Dagegen dieser Rouse!

      Das Gegenteil in allem! Wenn auch seine Macht heute vielleicht ebenso groß ist … ein Pirat, ein Freibeuter, der über Leichen geht, Leichen an seinem Weg hinter sich läßt.«

      »Sie sind nicht gut auf Rouse zu sprechen, Herr Tredrup, begreiflicherweise. Immerhin, auch der bleibt ein Mann von übernormalen Ausmaßen.«

      »Mag sein, Herr Uhlenkort. Es gibt auch überlebensgroße Schufte.

      Wie hat der Mensch es fertig gebracht, sich in wenigen Jahren vom einfachen Angestellten zum Präsidenten der New Canal Company. zu entwickeln?«

      »Durch seine Tüchtigkeit, Herr Tredrup.«

      »Tüchtigkeit … Tüchtigkeit? Na ja, was man in Wallstreet Tüchtigkeit nennt. In dem Sinne war er allerdings riesig tüchtig. Was hat der Mensch nicht alles mit den Aktien der Canal Company und mit denjenigen der mysteriösen Copper Company getrieben? Bald hoch und bald tief. Wie verstand er es, die wichtigsten und gefährlichsten Geheimnisse der Gesellschaft, deren Angestellter er war, zu ergründen und in seiner Gerüchtefabrik auszunützen. Er lenkte den Aktienkurs wie ein guter Kutscher die Pferde. Mit mathematischer Genauigkeit kaufte er, wenn sie am tiefsten – verkaufte er, wenn sie am höchsten standen!

      In der Tat, Herr Uhlenkort, verflucht tüchtig ist der Mann … und später die Geschichte mit seinen Territorien am Kanal, wo er die Canal Company gegen die Copper Company und die Copper Company gegen die Canal Company ausspielte …«

      Uhlenkort lächelte. »Ich hörte davon, Herr Tredrup. Es scheint allerdings nach unseren Begriffen ein starker Streich gewesen zu sein.«

      »Ein starker Streich? Sagen Sie lieber: ein Piratenstück erster Güte. Er hetzte die beiden Gesellschaften aufeinander, verwirrte, schwächte sie.

      Hatte durch dunkle Machenschaften plötzlich ein wichtiges Gelände von fünftausend Quadratkilometern in eigenem Besitz, wurde von heute auf morgen Präsident der Canal Company, bezahlte das Gelände mit Kanalaktien, die er für ein Butterbrot, noch dazu auf Kredit, gekauft hatte, ließ sich das Gelände in guten Staatspapieren bezahlen, häufte eine Million auf die andere und wurde, was er heute ist.«

      »Und was meinen Sie, Herr Tredrup, was er heute ist?«

      »Er ist der Koloß von Wallstreet. Er beherrscht die amerikanische Wirtschaft – die halbe Weltwirtschaft … noch mehr. Kongreß und Senat hat er in raffinierter Weise an seinen tausendfachen Unternehmen beteiligt. Die Politiker der Vereinigten Staaten müssen ihm in ihrem eigenen Interesse zu Willen sein. Vor hundert Jahren sprach man von einer Korruption in den Staaten. Es war schneeweiße Unschuld gegen das, was Rouse jetzt inszeniert hat. Man munkelt sogar, Herr Uhlenkort, daß der erwählte Präsident des amerikanischen Volkes, Austin Parker, von Guy Rouse abhängig ist, der seine Wahl finanziert haben soll.«

      Klaus Tredrup war in wütenden Eifer geraten. Wieder glitt ein leichtes, überlegenes Lächeln über Uhlenkorts Züge.

      »Bis zu einem gewissen Grad mögen Sie Recht haben. Es ist uns in Europa nicht unbekannt, daß die Rouse-Gruppe erheblichen Einfluß auf die amerikanische Politik ausübt. Immerhin, der Mann hat den Erfolg für sich, den doch schließlich nur der Tüchtige hat.«

      »Tüchtig! Tüchtig … Ich wiederhole Ihnen, Herr Uhlenkort, er ist der größte und ausgesiebteste Schuft auf beiden Hemisphären. Wenn mich etwas freut, so ist es die eine Erinnerung, daß ihm Klaus Tredrup doch mal einen Kinnhaken gelangt hat, an den er heute noch denkt.«

      »Den er auch niemals vergessen wird, merken Sie wohl, Herr Tredrup.«

      Die Unterhaltung der beiden Reisenden fand ihr Ende, da das Flugzeug sich jetzt anschickte, auf den Hafen von Kapstadt hinunterzugehen. Die Passagiere mußten sich für die Zollformalitäten bereitmachen.

      In den Wandelgängen des Kongreßgebäudes zu Washington herrschte jenes rege Leben, das wichtigen Sitzungen vorauszugehen pflegt. In größeren und kleineren Gruppen standen die Abgeordneten debattierend beisammen. Immer wieder lösten sich hier und dort einzelne los, um zu einer anderen Gruppe zu treten. Immer wieder schwirrten die Punkte der Tagesordnung durch den Raum. Besonders aber der erste Punkt, der die New Canal Company … anging, und in Verbindung damit der Name Guy Rouse. Wie sollte man heute stimmen? In einer Viertelstunde mußte man sich entscheiden. Die Gruppen in den Wandelgängen begannen sich zu lockern. Die Tische im Lunching Room fanden Gäste.

      »Hallo, Miller! Hierher! Illinois zu Ohio!«

      Eine lange Gestalt erhob sich hinter dem Bartisch. Zwei Arme wie Windmühlenflügel winkten einem Neuankömmling zu, einer kleinen gebückten Gestalt mit dem gelblichen, grämlichen Gesicht eines gallsüchtigen Hypochonders. Langsam drehte er sich nach dem Rufer um. Die kleinen blinzelnden Augen kniffen sich zusammen. Dann schlurfte er langsam nach dem Tisch hin.

      »Auch hier, Teddington?«

      Er wollte noch weitersprechen, als die knochige Riesenfaust Teddingtons seine Rechte packte und wie einen Brunnenschwengel auf und nieder pumpte und ihn auf einen Stuhl drückte.

      »Auch hier, Mr. Miller?« fragte der Riese zurück. »Wie war es doch mit Ihrer Europareise?«

      »Europareise?« knurrte der Grämliche und warf einen schiefen Blick auf den Frager. »Wer will nach Europa?«

      »Sie! Sie, mein lieber Miller!«

      »Ich? Ich … Wollen Sie mir die fünftausend Dollar geben, die ich für diese Reise brauchte?«

      »No, lieber Miller. Selbst wenn ich sie hätte …«

      Miller wandte dem Sprecher sein Gesicht zu. Eine Art Lächeln verzerrte es zu einer Grimasse.

      »Wenn Sie sie hätten, Teddington, dann würden Sie sich wahrscheinlich die schöne Villa am Ohio River kaufen, auf die Sie schon …«

      Die Windmühlenflügel schlugen klatschend auf die langen Schenkel.

      »Knock out, Miller! Gut gegeben! Haha …« Er lachte aus vollem Halse, wobei seine lange Gestalt sich in grotesken Windungen krümmte.

      »Villa und Europareise … all gone away … in die Ewigkeit!«

      »Sie lachen, Teddington. Ich weiß nicht, was da zu lachen ist. Und dieser Affront! Anders kann ich’s nicht bezeichnen.«

      »Affront … Gut gesagt, Miller!«

      Von neuem lachte Teddington auf.

      »Sie scheinen heute Ihren heiteren Tag zu haben, Teddington.« Er nahm ein Glas Wasser und nippte daran.

      »Gewiß ist es ein Affront, wenn …«

      Er machte eine Pause, als suche er nach Worten, um den Satz zu vollenden.

      »Sagen Sie nur, Mr. Miller«, seine Stimme dämpfte sich etwas, »es ist ein Affront, wenn man tagelang von morgens bis abends den Geldbriefträger Guy Rouse erwartet … und er kommt nicht.«

      »Er kommt nicht«, echote Miller. »Er glaubt, uns nicht mehr nötig zu haben.«

      »Glaubt er nicht? Und ich glaubte niemals fester auf den Geldbriefträger Rouse rechnen zu können als vor dieser Abstimmung über seine Kanalpläne. Weiß der Teufel!«

      Eine untersetzte, massige Gestalt stand plötzlich neben ihnen.

      Überrascht sahen sie auf. Dann freudiges Erkennen. Zwei Hände streckten sich dem Neuen entgegen.

      »Ah! In unsere Mitte, Mr. Struck!« kommandierte Teddington. »Texas mitten unter uns! Trotz der schlechten Zeiten noch dicker geworden!«

      »Und Sie noch länger!« erwiderte der Dicke und ließ sich grinsend auf einen Stuhl nieder.

      Der eigene Witz schien ihm großes Vergnügen zu machen. Sein


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