Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

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Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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Die macht uns dumm – das heißt nur in Romanen,

       Auch trifft man ihr Pantoffeltum noch öf-

       Ter unter ehlichen Gardinenfahnen.

       Sie streiten mir die Ähnlichkeit nicht fort.

       So sagt zum Beispiel ein bekanntes Wort,

       Der Tee, der übers Meer zu uns gelange,

       Verliere sehr bei dieser Art Import

       Und sein Aroma sei von mindrem Range.

       Durch Wüsten muß er, über Gletscherzacken,

       Zoll zahlen an Sibirier und Kosaken, –

       Die stempeln ihn, daß ja man sicher fahre, Es sei die echte, approbierte Ware. Nun, geht die Liebe nicht denselben Weg? Durchs wüste Land des Lebens? Und das Klagen, Das Schrein, nimmt sich mal wer das Privileg, Sie übers Meer der Freiheit kühn zu tragen! "O Gott, ihr fehlt die Würze der Moral!" "Was soll sie uns, sie duftet nicht legal!"

      Strohmann (steht auf.)

       Ja, Gott sei Dank, in einem frommen Lande

       Ist solche Ware doch noch Konterbande.

      Falk.

       Ja, die hierher passieren will, die muß

       Durch ein Sibirien erst von Förmlichkeiten,

       Wo keine Sturzseen ihr Gefahr bereiten; –

       Die muß Geleitsbrief, Petschaft und Verschluß

       Von Pastoren, Kantoren, Küstern, Altarknaben,

       Verwandten, Freunden, Tod und Teufel haben,

       Und Zoll erhebt jedweder und jedwede, –

       Vom Paß, den Gott ihr gab, ist keine Rede.

       Und dann der letzte, schlagendste Vergleich: –

       Wo immer jenes ferne "Himmelreich"

       Den kulturellen Fortschritt kennen lernte,

       Sehn wir die Mauern fall'n, die Macht gesprengt,

       Den letzten echten Mandarin gehängt,

       Profane Hände sorgen schon der Ernte.

       Bald ist das Himmelreich ein Märchen bloß,

       Ein frommer Spuk, verlachter Köhlerglaube;

       Die ganze Welt ward wüst und sonnenlos –

       Das Wunderland zertraten wir zu Staube.

       Doch taten wir's – wo blieb sodann die Liebe?

       Ja, wo? Ich bitt' Euch, schlagt den Staub durch Siebe! (Hebt die Tasse empor.) Na, was die Zeit nicht tragen kann, vergeh! – – Dem seligen Amor diese Tasse Tee! (Trinkt aus; heftige Entrüstung und Bewegung in der Gesellschaft.)

      Frl. Elster.

       Der Toast war außerordentlich poetisch!

      Die Damen.

       Wie? Meint Herr Falk, die Liebe wäre tot –?

      Strohmann.

       Hier sitzt sie doch gesund und rund und rot

       In allerhand Gestalten um den Teetisch.

       Die Witwe hier in ihrem schwarzen Kleid –

      Frl. Elster.

       Zwei ehrenwerte Gatten –

      Stüber. Deren Eid

       Der Treue noch kein Jahr der Lüge zieh.

      Goldstadt.

       Danach die leichte Liebeskavallerie –

       Die unterschiedlichen verlobten Paare.

      Strohmann.

       Die Veteranen, die dem Zahn der Jahre

       Getrotzt, zunächst –

      Frl. Elster (einfallend.)

       Zunächst die Volontäre –

       Das Paar von allerjüngster Kompetenz –

      Strohmann.

       Kurz, hier ist Sommer, Winter, Herbst und Lenz;

       Mich dünkt, als ob Natur hier deutlich wäre,

       Ja, selten drastischer als hier verführe –

      Falk.

       Nun ja?

      Frl. Elster.

       Und dennoch weisen Sie die Türe!

      Falk.

       Sie haben mich, mein Fräulein, mißverstanden

       Dies alles abzuleugnen wäre dreist!

       Doch Ihnen kam vielleicht das Wort abhanden,

       Daß Rauch nicht immer just auf Feuer weist.

       Ich weiß recht wohl, man freit und läßt sich freien,

       Stiftet Familien, und was sonst beliebt;

       Auch werden wir uns nie darob entzweien,

       Daß es auf Erden Körb' und Ringe gibt

       Und billets doux mit eingestanzten Ranken

       Und Täubchen auf dem Umschlag, die sich – zanken;

       Daß alle Gassen von Verlobten wimmeln,

       Daß Gratulanten Portweinphrasen himmeln;

       Daß Schick und Brauch ein eigen Gängelband

       Von Vorschriften für "Liebende" erfand; – –

       Mein Gott, wir haben ja auch Offiziere,

       Ein Pulvermagazin, ein Arsenal,

       Da liegen Sporen, Trommeln und Rapiere, –

       Doch was beweist wohl all dies Material?

       Daß wir Soldaten haben, das beweist es, –

       Doch Helden? Nein. Des wahren Heldengeistes Prämisse sind nicht tote Ziffern, – stellte Man auch ein ganzes Lager Zelt' an Zelte.

      Strohmann.

       Na, Billigkeit in allem, – mir erscheint,

       Man gibt der Wahrheit doch nicht ganz die Ehre,

       Wenn die Verliebtheit junger Leute meint

       Und tut, – als ob sie just die einzige wäre.

       Auf sie ist nicht zu jeder Zeit zu baun; Nein, erst im häuslich-ehlichen Vertraun – Da steht sie wie auf Urgestein gegründet, Zu dessen Sturz man sich umsonst verbündet.

      Frl. Elster.

       Der Ansicht kann ich mich nicht anbequemen. Mich dünkt, daß sich in einem Einvernehmen, Das täglich lösbar ist, doch nie erkaltet, Ihr Wesen am beredtesten entfaltet.

      Anna (mit Wärme.)

       Ach nein, – in einem jungen Bündnis liegt

       Ein Schatz, der doch noch tiefer, schwerer wiegt.

      Lind (nachdenklich.)

       Das duftet doch wohl etwas nach Idee,

       Wie jene Anemon' nur unterm Schnee.

      Falk (mit plötzlicher Leidenschaftlichkeit.)

       Gefallner Adam! Dem sein Paradies

       Nichts weiter als ein sichrer Pferchzaun hieß!

      Lind.

       Ach was!

      Frau Halm (gekränkt, zu Falk, während sie aufsteht.)

       Das heißt, sich freundschaftlich gebärden,

       Daß, wo wir Frieden stifteten, nun Sie

       Mit Spott und Hohn des Freundes Glück gefährden –

      Einige Damen.

       Nein, das steht fest!

      Andre. Das rauben Sie ihm nie!

      Frau Halm.

      


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