Dämmerung der Liebe. Barbara Cartland

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Dämmerung der Liebe - Barbara Cartland


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daß du als Herzog eben nichts ohne Gegenleistung erwarten kannst.«

      Der Herzog antwortete nicht und Perry fuhr fort: »Hör auf, romantisch zu sein und um deiner selbst willen geliebt werden zu wollen. Nimm, was die Götter dir schenken und sei dankbar dafür! Wenn einer von der Bande zufällig unser Gespräch mitanhören könnte, würde er seinen Ohren nicht trauen.«

      Der Herzog lachte.

      »Ich gebe ja zu, daß du recht hast«, sagte er. »Ich mache mich zum Narren. Es ist am besten, wir gehen zu den anderen. Sie sind inzwischen sicher schon eingetroffen.«

      Der Herzog sah auf die Uhr über dem Kamin und stellte fest, daß es schon dreiviertel acht Uhr war.

      »Wie wäre es, wenn wir nach dem Essen ausgehen?« fragte Perry. »Wir könnten uns den letzten Akt im ‘Gaiety’ ansehen.«

      »Den habe ich schon dreimal gesehen«, sagte der Herzog.

      »Es gibt schließlich auch noch andere Theater.«

      »Dafür essen wir zu spät. Wenn du willst, könnten wir später zu Romano hinübergehen und schauen, was dort los ist.«

      »Gut, aber erwähne es nicht vor Archie und den anderen, sonst kommen sie alle mit.«

      »Wir gehen allein«, versprach der Herzog.

      Er stellte sein leeres Glas hin, und sie gingen in den Blauen Salon, in dem sich die Freunde des Herzogs vor dem Essen eingefunden hatten.

      An diesem Abend war es eine reine Männergesellschaft, denn einige Gäste waren bei den Rennen gewesen und wollten darüber sprechen, was das weibliche Geschlecht unweigerlich gelangweilt hätte.

      Sie waren zu sechst im Blauen Salon, und alle hatten sie Gläser in der Hand, als der Herzog und Perry eintraten.

      »Hallo, Alstone!« sagte jemand. »Wir dachten schon, du hättest uns vergessen.«

      »Na, wie war's?« fragte der Herzog freundlich.

      Alle auf einmal antworteten ihm. Er erfuhr, daß es ein Desaster gewesen war und die Favoriten von Außenseitern geschlagen worden waren.

      »Ich habe vor, meinen Kummer zu ertränken«, erklärte Lord Carnforth, »Aber ehe ich das tue, möchte ich deine Ansicht über eine kleine Meinungsverschiedenheit hören, die ich mit Hugo hatte, ehe du hereinkamst, Alstone.«

      Der Herzog nahm ein Glas Champagner, setzte sich und sagte: »Ich bin bereit zu richten. Worum handelt es sich?«

      »Wir sprachen über dieses neue Stück von George Bernard Shaw«, erklärte Sir Hugo Benson. »Es heißt Pygmalion, hast du es schon gesehen?«

      »Nein, um was geht es denn da?« fragte der Herzog.

      »Um einen Phonetiker, der ein Blumenmädchen von Covent Garden so meisterlich unterrichtet, daß er sie, sobald sie korrekt sprechen kann, in die Gesellschaft einführt, ohne daß jemand mißtrauisch wird.«

      »Etwas Lächerlicheres habe ich noch nie gehört«, rief Lord Carnforth. »Ich habe Shaw früher sehr bewundert, weil er originelle Ideen hat, aber dieses Stück ist eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand!«

      »Das glaubst du«, erwiderte Hugo Benson. »Ich sage, daß ein Mädchen, das jung und intelligent ist und von einem ausgezeichneten Lehrer unterrichtet wird, sehr viele Leute hinters Licht führen könnte.«

      »Sie müßten ja alle schwachsinnig sein«, ereiferte sich Archie Carnforth. »Bildest du dir etwa ein, daß einer von uns sich von einer Außenseiterin täuschen lassen würde? Natürlich nicht!«

      »Ich glaube, es hängt davon ab, ob das Mädchen gut aussieht und wie es gekleidet ist«, warf Perry ein.

      »Wir sprechen schließlich nicht von Prostituierten«, konterte Archie Carnforth, »wir sprechen davon, ob man intelligente Leute glauben machen kann, ein einfaches junges Mädchen sei eine Dame, denn darum geht es in Shaws Stück. Ich halte das für lächerlich.«

      »Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte einer der Gäste. »Man kann die Gesellschaft leicht täuschen, aber genau das ist für die Eingeweihten unter Umständen außerordentlich aufschlußreich.«

      »Was meinst du damit?« fragte jemand.

      »Nun, nimm zum Beispiel uns«, sagte Archie Carnforth. »Angenommen, jemand versuchte, uns ein einfaches Mädchen unterzuschieben. Wir würden doch sofort merken, ob sie echt ist oder nicht. Es wäre so, als ob man behaupten würde eine unechte Halskette sei von Cartier. Wir würden sie sofort als Imitation erkennen. Was meinst du, Alstone?«

      »Ich bin geneigt, dir zuzustimmen«, sagte der Herzog. »Aber ich kann mir gut denken, daß Shaws Stück recht interessant ist. Ich werde es mir ansehen.«

      »Ich würde dafür keinen Penny ausgeben«, sagte Archie Carnforth. »Das Ganze ist von Anfang bis zum Ende Schwindel.«

      »Da bin ich nicht deiner Meinung«, erklärte Sir Hugo Benson. »Außerdem glaube ich, daß Frauen so anpassungsfähig sind wie ein Chamäleon, das je nach Bedarf die Farbe wechseln kann.«

      »Das ist doch der reinste Unfug«, sagte Lord Carnforth aggressiv. »Frauen müssen in ihrer Gesellschaftsschicht bleiben, andernfalls sind sie hilflos oder fallen auf wie ein Pickel auf der Nase.«

      Sir Hugo stand auf.

      »Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe«, fauchte er. »Natürlich haben sich die Frauen die ganze Geschichte hindurch der Gesellschaft angepaßt, in die sie durch die Umstände hineingestellt wurden; darüber hinaus ist es ihnen oft genug gelungen, die Königin zu spielen, manchmal sogar buchstäblich.«

      »Dieser Meinung bin ich allerdings auch«, bemerkte der Herzog.

      »Ich zweifle daran, daß Hugo das beweisen kann«, erwiderte Archie Carnforth.

      »Kannst du es?« fragte ein anderer.

      »Betrachte es doch einmal von dieser Seite«, sagte Lord Carnforth. »Wir kennen einander sehr gut und wir kennen auch die Frauen, die Alstone aushält, so wie er uns großzügig aushält. Könnt ihr euch vorstellen, daß eine Fremde aus einem anderen Milieu, die plötzlich unter uns auftaucht, nicht auf höchst peinliche Art und Weise isoliert wäre und wir uns in ihrer Gegenwart entsetzlich langweilen würden?«

      »Ich weiß, was du meinst. Sie würde einfach nicht dazu gehören. Sie würde unsere Witze nicht verstehen, könnte unseren Gesprächen nicht folgen, und es könnte sein, daß es für sie ebenso peinlich wäre wie für uns.«

      »Genau«, sagte Archie. »Und Hugo weiß darauf nichts zu erwidern.«

      »Aber natürlich«, fauchte Sir Hugo. »Keine Gesellschaft ist statisch. Neue Menschen kommen dazu, und obwohl sie sich zuerst vielleicht fremd fühlen, passen sie sich rasch an.«

      »Trotzdem behaupte ich, es ist nicht leicht, wenn derjenige nicht in der gleichen Gesellschaftsschicht geboren worden ist, oder die gleichen Interessen hat wie diejenigen, mit denen er verkehrt«, sagte Archie Carnforth.

      Er blickte sich im Zimmer um, ehe er fortfuhr: »Stellt euch vor, wir hätten heute abend einen Mann hier, der noch nie bei einem Rennen war, nie Bridge gespielt hat, keine höhere Schule besucht hat und nie zuvor mit uns zusammen war. Ich kann nur sagen, mir täte der arme Teufel verdammt leid.«

      »Aber angenommen, es wäre eine Frau?« fragte jemand lachend.

      »Selbst, wenn sie hübsch oder sogar schön wäre, käme sie sich reichlich verloren vor, wenn sie keinen von uns kennt, niemals irgendwo gewesen ist, wo wir verkehren, und nicht weiß, daß Alstone der attraktivste Herzog im ganzen Debretts Adelskalender ist«, erwiderte Lord Carnforth.

      »Sie müßte blind sein, wenn sie das nicht sieht«, sagte Perry, und es erhob sich schallendes Gelächter.

      »Frauen haben es da leichter als Männer«, sagte Sir Hugo, als das Lachen abebbte. »Und deshalb behaupte ich, daß Shaws Pygmalion durchaus etwas für sich hat. Außerdem


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