Jawort unter fremden Sternen. Barbara Cartland

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Jawort unter fremden Sternen - Barbara Cartland


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war mir ein Vergnügen“, erwiderte Lord Saire und zog den Hut.

      Er beobachtete Bertilla, als sie das Haus betrat und kehrte dann in seinen Wagen zurück.

      Er fragte sich, wie wohl der Empfang für das Mädchen aussehen würde?

      Er hatte das Gefühl, da sie nicht vom Bahnhof abgeholt worden war, daß es für sie in der Park Lane kein Willkommenen geben würde.

      In der Halle lächelte Bertilla den alten Butler an, den sie seit ihrer Kindheit kannte.

      „Wie geht es, Maidstone?“

      „Ich freue mich, Sie zu sehen, Miss Bertilla, aber Sie werden nicht erwartet.“

      „Nicht erwartet?“ rief sie. „Dann hat Mama meinen Brief nicht erhalten. Sie muß doch wissen, daß die Schulen jetzt Weihnachtsferien haben, und ich konnte natürlich nicht mehr zu Tante Margaret gehen.“

      „Nein, natürlich nicht, Miss. Ich nehme an, daß Ihre Ladyschaft Ihren Brief nicht bekommen hat. Sie hat - jedenfalls uns gegenüber - nichts davon erwähnt.“

      „Oh je! Dann gehe ich wohl besser zu ihr hinauf. - Ist sie wach?“

      Bertilla wußte, daß ihre Mutter selten vor dem Mittagessen aufstand, es war gerade erst zwölf Uhr.

      „Ihre Ladyschaft hatte vor einer Stunde bereits Besuch, Miss Bertilla. Aber sie wird überrascht sein, Sie zu sehen.“

      Maidstones Stimme klang warnend. Bertilla stieg langsam die Treppe hinauf.

      Das Haus war stark verändert worden, seit sie zu Lebzeiten ihres Vaters zum letzten Mal dort gewesen war. Der Teppich war neu, die Wände neu tapeziert, große Vasen mit Gewächshauspflanzen standen in der Halle und auf dem Treppenabsatz, eine Extravaganz, die ihr Vater abgelehnt hätte.

      Als sie langsam in den zweiten Stock hinaufstieg, schienen Bertillas Schritte immer langsamer zu werden und ihr Fuß immer mehr zu schmerzen. Auch schlug ihr Herz schneller, sie sagte sich, daß es dumm sei, solche Angst vor ihrer Mutter zu haben; aber schließlich war es schon immer so gewesen.

      Ihre Hand zitterte, als sie klopfte. Sie wünschte sich sehnlichst in die Schule zurück.

      „Herein!“ Lady Alvinstons Stimme war scharf.

      Langsam öffnete Bertilla die Tür. Wie sie erwartet hatte, saß ihre Mutter in einem Berg von Kissen im Bett und las ihre Post. Eine Hermelindecke hielt sie warm, sie war in rosa Chiffon und Spitzen gehüllt, die zu ihrem dunklen Haar und der weißen Haut einen starken Kontrast bildeten. Sie las den Brief zu Ende, ehe sie zu Bertilla aufsah.

      „Oh, du bist es? Ich dachte, du kämest erst morgen.“

      „Nein, heute, Mama. Ich habe es dir auch geschrieben.“

      „Ich muß es verwechselt haben. Ich bin so beschäftigt.“

      „Ja, natürlich, Mama.“

      Bertilla trat näher an das Bett, und Lady Alvinston erkundigte sich: „Warum hinkst du?“

      „Ich bin auf dem Bahnsteig angefahren worden. Es war dumm von mir, ich habe den Träger nicht bemerkt.“

      „Das ist typisch für dich! Ich hoffe, du hast keinen Wirbel veranstaltet?“

      „Nein, natürlich nicht, Mama. Ein sehr freundlicher Herr half mir auf und brachte mich in seinem Wagen hierher.“

      „Ein Herr?“ Lady Alvinstons Stimme klang schrill.

      „Ja, Mama.“

      „Wer war das?“

      „Er sagte sein Name sei Saire - Theydon Saire.“

      „Lord Saire! Guter Gott!“

      Der Ärger in Lady Alvinstons Augen war nicht zu übersehen, und Bertilla sagte hastig: „Es tut mir leid, Mama. Du hattest ja keinen Wagen geschickt.“

      „Ich habe dir doch gesagt, ich erwartete dich erst morgen! Es ist äußerst unglücklich, daß du gerade Lord Saire getroffen hast.“

      „Warum?“

      Lady Alvinston wandte sich ihrer Tochter zu, ihr Blick ruhte auf deren kindlichem Gesicht.

      „Hast du ihm gesagt, wer du bist?“

      „Er fragte nach meinem Namen und sagte, er würde dich kennen.“

      „Verdammt!“

      Bertillas Augen weiteten sich vor Erstaunen.

      „Mama!“ rief sie unwillkürlich aus.

      „Das genügt, um jemanden zum Fluchen zu bringen“, gab ihre Mutter zurück. „Hast du denn nicht gemerkt, du Dummkopf, daß ich nicht wollte, daß irgendwer, und schon gar nicht Lord Saire, erfährt, daß ich eine Tochter habe? Er wird es Gertrude Lindley erzählen, sie wird entzückt sein, es verbreiten zu dürfen. Sie ist schon immer eifersüchtig auf mich gewesen.“

      „Es tut mir leid, Mama. Ich wußte nicht, daß du mich nicht haben willst.“

      „Du lieber Himmel! Du mußt doch so viel Verstand haben, daß du einsiehst, daß ich nicht zugeben kann, Mutter einer achtzehnjährigen Tochter zu sein. Ich gelte als dreißig und will auch nicht älter sein!“

      „Es tut mir leid, Mama“, wiederholte Bertilla.

      „Ich hätte mir denken können, daß du alles kaputt machst.“

      „Wenn du mir nur erzählt hättest, was du von mir erwartest“, sagte Bertilla unglücklich.

      „Offen gesagt, ich habe nicht damit gerechnet, daß du einen meiner Freunde treffen würdest. Und übrigens, was hast du dir eigentlich dabei gedacht, allein mit Lord Saire in einem Wagen zu fahren? Du hättest einen Mietwagen rufen sollen.“

      „Das wollte ich auch, aber er sagte, er würde mich heimbringen. Er war so freundlich gewesen, nachdem ich meinen Fuß verletzt hatte.“

      „Das hätte er sicher nicht angeboten, wenn er dich für eine Erwachsene gehalten hätte“, meinte Lady Alvinston, als spräche sie zu sich selbst. „Er muß dich für ein Kind angesehen haben. Du siehst nicht wie achtzehn aus.“

      Bertilla hatte ein ungutes Gefühl bei der Erinnerung, daß er nach ihrem Alter gefragt hatte. Aber aus Angst vor ihrer Mutter schwieg sie. Sie hätte aber nicht gelogen, wenn ihre Mutter sie gefragt hätte. Nur hatte sie schon als Kind gelernt, daß es unklug war, freiwillig Informationen zu geben.

      „Laß sehen ... wenn ich bei deiner Geburt siebzehn war, dann wärest du jetzt vierzehn ..., wenn ich einunddreißig bin.“

      Kritisch betrachtete sie ihre Tochter.

      „Du gehst leicht für vierzehn durch. Du bist so klein und unauffällig“, meinte sie befriedigt. „Das werde ich erzählen, wenn mich jemand fragt.“

      Sie nahm einen Brief auf, der auf dem Bett lag.

      „Damit ist das geregelt. Außerdem wirst du ja nicht lange bleiben.“

      „Ich gehe fort, Mama?“

      „Ja, übermorgen. Du wirst zu deiner Tante Agatha reisen.“

      „Tante Agatha? “ Bertilla sah überrascht aus. „Ich dachte, sie sei…“

      „Agatha ist Missionarin, wie du wohl weißt. Ich habe beschlossen, daß du dich derselben Sache widmen sollst.“

      „Soll das heißen, du willst, daß ich Missionarin werde?“ fragte Bertilla mit zitternder Stimme.

      „Warum nicht? Es ist eine sehr schöne Laufbahn für jedes Mädchen, und wie du weißt, lebt Tante Agatha in Sarawak.“

      Aus Bertillas Mund kam ein ersticktes Schluchzen, aber ihre Mutter fuhr fort: „Ich habe Agatha nach Margarets Tod geschrieben, daß du nach der Schule zu ihr kommen würdest, um bei ihr zu leben.“

      „Und sie will


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